Kognitive Linguistik

From Glottopedia
Jump to navigation Jump to search

Kognitive Linguistik bezieht sich auf die seit Mitte des 20. Jhs. entwickelten linguistischen Forschungsansätze, die auf die Beschreibung und Erklärung sprachlicher Phänomene unter dem Aspekt ihrer Vernetzung mit mentalen und kognitiven Strukturen und Prozessen ausgerichtet sind; steht hierbei der Zusammenhang zwischen neuronalen Strukturen des Gehirns und Sprache im Zentrum, spricht man von neurokognitiver Linguistik.

Kommentare

Hauptziel der Kognitiven Linguistik ist die Explikation der Spezifika der menschlichen Sprachfähigkeit (language faculty) und ihrer onto- und phylogenetischen Entwicklung, womit einerseits die Untersuchung der Charakteristika, der typologischen Variation und der historischen Entwicklung einzelner Sprachen verbunden ist, andererseits eine Vielzahl weiterer Bereiche fokussiert wird, u. a.: die Verwendung von Sprache in Denk- und Kommunikationsprozessen, die biologischen und physiologischen Grundlagen der Sprachfähigkeit, der Zusammenhang von Sprachfähigkeit mit Wahrnehmungsprozessen und mit musikalischen Fähigkeiten, sprachpathologische Phänomene und Prozesse, Erst- und Fremdspracherwerb sowie Phänomene des Sprachverlusts.

Sprachexterne Daten aus entsprechenden Analysen dienen zur Überprüfung der neuropsychologischen und psychobiologischen Realität der entworfenen Modelle, wobei die implizierte interdisziplinäre Vorgehensweise die Basis zur Relativierung von Forschungsergebnissen liefert. Als Vorläufer der Kognitiven Linguistik können die Ideen N. Chomskys gelten (Autonomieprinzip, Mentalismus, Kompetenz), wie sich am deutlichsten in dem Anspruch der GG auf Adäquatheit ihrer Explikationen und in ihrer Entwicklung zum Minimalismus (vgl. Chomsky (2005)) zeigt.

Ein allgemeiner Konsens zum Konzept einer Kognitiven Linguistik liegt heute allerdings nicht vor; vielmehr entziehen sich die mehr oder weniger heterogenen wissenschaftstheoretischen Positionen einer einheitlichen Eingrenzung.

Siehe auch

Language-of-Thought Hypothese

Link

Kognitive Linguistik in Norbert Fries, Online Lexikon Linguistik

Literatur

  • M. Achard & S. Niemeier, Cognitive Linguistics, Second Language Acquisition, and Foreign Language Teaching. Berlin 2004.
  • N. Chomsky, Three Factors in Language Design. LIn 2005/36, 1–22.
  • W. Croft & D. A. Cruse, Cognitive Linguistics. Cambridge, UK 2004.
  • R. Dirven et al., Cognitive Models in Language and Thought. Ideology, Metaphors and Meanings. Berlin 2003.
  • – Ders. & H. M. Verspoor (Hg.), Cognitive Exploration of Language and Linguistics. Amsterdam ²2004.
  • C. B. Grant (Hg.), Rethinking Communicative Interaction: New Interdisciplinary Horizons. Amsterdam 2003.
  • M. Hauser et al., The Faculty of Language: What Is It, Who Has It, and How Did It Evolve? Science 2002/298, 1569–1579.
  • F. J. R. d. M. Ibáñez (Hg.), Annual Review of Cognitive Linguistics. Amsterdam 2003 ff.
  • T. Janssen & G. Redeker, Cognitive Linguistics. Foundations, Scope, and Methodology. Berlin 1999.
  • L. Nadel (Hg.), Encyclopedia of Cognitive Science. Ldn. 2002.
  • R. Pörings & U. Schmitz, (Hg.), Sprache und Sprachwissenschaft. Eine kognitiv orientierte Einführung. Tübingen 1999.
  • A. M. Di Sciullo (Hg.), UG and External Systems: Language, Brain and Computation. Amsterdam 2005.
  • Zeitschriften:

Annual Review of Cognitive Linguistics. Amsterdam 2002 ff.

Cognitive Linguistics. An Interdisciplinary Journal of Cognitive Science. Berlin 1990 ff.

Mind & Language. Malden 1985 ff.

Pragmatics & Cognition. Amsterdam 1993 ff.

Andere Sprachen