Difference between revisions of "Regel"

From Glottopedia
Jump to navigation Jump to search
(Marked as {{format}})
(Edited the format)
Line 1: Line 1:
 +
==Definition==
 
'''Regeln''' sind Im formal-wissenschaftlichen [[Sprachgebrauch]] [[Funktionen]], welche eine ggf. unendliche Menge von definierten Ausgangselementen auf eine endliche Menge von definierten Eingangselementen abbilden.
 
'''Regeln''' sind Im formal-wissenschaftlichen [[Sprachgebrauch]] [[Funktionen]], welche eine ggf. unendliche Menge von definierten Ausgangselementen auf eine endliche Menge von definierten Eingangselementen abbilden.
  
+
== Kommentar ==
=== Kommentar ===
 
 
 
 
 
Umgangssprachlich ist eine Regel u. a.
 
Umgangssprachlich ist eine Regel u. a.
  
Line 10: Line 8:
 
(b) ein Gesetz, nach dem man sich mehr oder minder streng zu richten hat,
 
(b) ein Gesetz, nach dem man sich mehr oder minder streng zu richten hat,
 
(c) eine Maxime für das eigene Verhalten.
 
(c) eine Maxime für das eigene Verhalten.
 
  
 
Regeln erfassen dementsprechend Folgezustände im Verhältnis zu Anfangszuständen sowie die Bedingungen zur Überführung von Anfangszuständen in Folgezustände: beispielsweise erfasst die Regel
 
Regeln erfassen dementsprechend Folgezustände im Verhältnis zu Anfangszuständen sowie die Bedingungen zur Überführung von Anfangszuständen in Folgezustände: beispielsweise erfasst die Regel
 
 
einen Anfangszustand wie d + k + d in Relation zu dem Folgezustand 2d + k oder Eingangselemente wie 6 + 6 in Relation zu dem Ausgangselement 12.
 
einen Anfangszustand wie d + k + d in Relation zu dem Folgezustand 2d + k oder Eingangselemente wie 6 + 6 in Relation zu dem Ausgangselement 12.
  
 
In der Sprachwissenschaft wird der Begriff Regel mehr oder weniger präzise verwendet. Zu unterscheiden sind mindestens vier Bedeutungen:
 
In der Sprachwissenschaft wird der Begriff Regel mehr oder weniger präzise verwendet. Zu unterscheiden sind mindestens vier Bedeutungen:
  
(a) Regeln haben in traditionellen Sprachbeschreibungen oft normativen Charakter: Sie dienen somit zur Steuerung der Sprachverwendung.
+
*(a) Regeln haben in traditionellen Sprachbeschreibungen oft normativen Charakter: Sie dienen somit zur Steuerung der Sprachverwendung.
 
+
*(b) Regeln im Rahmen deskriptiver Sprachbeschreibungen sind im allgemeinen nicht normativ, sondern Bestandsaufnahmen empirisch beobachtbarer Sprachphänomene.
(b) Regeln im Rahmen deskriptiver Sprachbeschreibungen sind im allgemeinen nicht normativ, sondern Bestandsaufnahmen empirisch beobachtbarer Sprachphänomene.
+
*(c) Regeln im Rahmen von Erzeugungsgrammatiken bzw. Erkennungsgrammatiken bilden Erzeugungsprozesse bzw. Erkennungsprozesse ab; sie sind als Anweisungen für formale Operationen zu verstehen. So wird im Rahmen der >GG zwischen globalen und lokalen Regeln unterschieden: Lokale Regeln (>Lokaler Baum) definieren Wohlgeformtheitsbedingungen für Teilstrukturen, globale Regeln definieren generelle Wohlgeformtheitsbedingungen für Ableitungsprozesse.
 
+
*(d) Handlungstheoretisch orientierte Sprachbeschreibungen explizieren Sprachverwendung als durch soziale Regeln geleitetes Handeln; in diesem Sinne sind auch die im Rahmen der Theorie der Sprechakte von J. R. Searle (1971) verwendeten konstitutiven (z.B. die Regeln des Fußballspiels) und regulativen Regeln (z.B. die Verhaltensregel, einen Bekannten zu grüßen) zu verstehen: Die durch konstitutive Regeln erzeugten Folgezustände sind von den Regeln selbst logisch abhängig, die durch regulative Regeln beschriebenen Zustände sind von den Regeln selbst logisch unabhängig.
(c) Regeln im Rahmen von Erzeugungsgrammatiken bzw. Erkennungsgrammatiken bilden Erzeugungsprozesse bzw. Erkennungsprozesse ab; sie sind als Anweisungen für formale Operationen zu verstehen. So wird im Rahmen der >GG zwischen globalen und lokalen Regeln unterschieden: Lokale Regeln (>Lokaler Baum) definieren Wohlgeformtheitsbedingungen für Teilstrukturen, globale Regeln definieren generelle Wohlgeformtheitsbedingungen für Ableitungsprozesse.
 
 
 
(d) Handlungstheoretisch orientierte Sprachbeschreibungen explizieren Sprachverwendung als durch soziale Regeln geleitetes Handeln; in diesem Sinne sind auch die im Rahmen der Theorie der Sprechakte von J. R. Searle (1971) verwendeten konstitutiven (z.B. die Regeln des Fußballspiels) und regulativen Regeln (z.B. die Verhaltensregel, einen Bekannten zu grüßen) zu verstehen: Die durch konstitutive Regeln erzeugten Folgezustände sind von den Regeln selbst logisch abhängig, die durch regulative Regeln beschriebenen Zustände sind von den Regeln selbst logisch unabhängig.
 
 
 
 
 
 
 
=== Links ===
 
 
 
[http://www.linguistik.hu-berlin.de/syntax/onlinelexikon/R/regel.htm Regel]  in Norbert Fries, Online Lexikon Linguistik
 
 
 
 
 
=== Literatur ===
 
 
 
[[N. Chomsky]], On the Notion 'Rule of Grammar'. In: R. Jakobson (Hg.), Structure of Language and its Mathematical Aspects. Providence 1961, 255-257.
 
 
 
– Ders., Regeln und Repräsentationen. Frankfurt/Main 1981.
 
 
 
[[S. Kripke]], Wittgenstein on Rules and Private Language. Cambridge, UK 1982.
 
 
 
[[J. R. Searle]], Sprechakte. Frankfurt/Main 1971.
 
 
 
[[J. Wheatley]], Language and Rules. Den Haag 1970.
 
 
 
 
 
=== andere Sprachen ===
 
  
lat. [[regula]]
+
== Links ==
 +
*[http://www.linguistik.hu-berlin.de/syntax/onlinelexikon/R/regel.htm Regel] in Norbert Fries, Online Lexikon Linguistik
  
engl. [[rule]]
+
== Literatur ==
 +
*[[N. Chomsky]], On the Notion 'Rule of Grammar'. In: R. Jakobson (Hg.), Structure of Language and its Mathematical Aspects. Providence 1961, 255-257.
 +
*– Ders., Regeln und Repräsentationen. Frankfurt/Main 1981.
 +
*[[S. Kripke]], Wittgenstein on Rules and Private Language. Cambridge, UK 1982.
 +
*[[J. R. Searle]], Sprechakte. Frankfurt/Main 1971.
 +
*[[J. Wheatley]], Language and Rules. Den Haag 1970.
  
frz. [[règle]]
+
== andere Sprachen ==
 +
*Latein [[regula]]
 +
*Englisch [[rule]]
 +
*Französisch [[règle]]
 
   
 
   
 
{{wb}}{{format}}
 
{{wb}}{{format}}

Revision as of 06:55, 10 August 2014

Definition

Regeln sind Im formal-wissenschaftlichen Sprachgebrauch Funktionen, welche eine ggf. unendliche Menge von definierten Ausgangselementen auf eine endliche Menge von definierten Eingangselementen abbilden.

Kommentar

Umgangssprachlich ist eine Regel u. a.

(a) eine Übereinkunft, an die man sich nach allgemeiner Auffassung halten sollte, (b) ein Gesetz, nach dem man sich mehr oder minder streng zu richten hat, (c) eine Maxime für das eigene Verhalten.

Regeln erfassen dementsprechend Folgezustände im Verhältnis zu Anfangszuständen sowie die Bedingungen zur Überführung von Anfangszuständen in Folgezustände: beispielsweise erfasst die Regel einen Anfangszustand wie d + k + d in Relation zu dem Folgezustand 2d + k oder Eingangselemente wie 6 + 6 in Relation zu dem Ausgangselement 12.

In der Sprachwissenschaft wird der Begriff Regel mehr oder weniger präzise verwendet. Zu unterscheiden sind mindestens vier Bedeutungen:

  • (a) Regeln haben in traditionellen Sprachbeschreibungen oft normativen Charakter: Sie dienen somit zur Steuerung der Sprachverwendung.
  • (b) Regeln im Rahmen deskriptiver Sprachbeschreibungen sind im allgemeinen nicht normativ, sondern Bestandsaufnahmen empirisch beobachtbarer Sprachphänomene.
  • (c) Regeln im Rahmen von Erzeugungsgrammatiken bzw. Erkennungsgrammatiken bilden Erzeugungsprozesse bzw. Erkennungsprozesse ab; sie sind als Anweisungen für formale Operationen zu verstehen. So wird im Rahmen der >GG zwischen globalen und lokalen Regeln unterschieden: Lokale Regeln (>Lokaler Baum) definieren Wohlgeformtheitsbedingungen für Teilstrukturen, globale Regeln definieren generelle Wohlgeformtheitsbedingungen für Ableitungsprozesse.
  • (d) Handlungstheoretisch orientierte Sprachbeschreibungen explizieren Sprachverwendung als durch soziale Regeln geleitetes Handeln; in diesem Sinne sind auch die im Rahmen der Theorie der Sprechakte von J. R. Searle (1971) verwendeten konstitutiven (z.B. die Regeln des Fußballspiels) und regulativen Regeln (z.B. die Verhaltensregel, einen Bekannten zu grüßen) zu verstehen: Die durch konstitutive Regeln erzeugten Folgezustände sind von den Regeln selbst logisch abhängig, die durch regulative Regeln beschriebenen Zustände sind von den Regeln selbst logisch unabhängig.

Links

  • Regel in Norbert Fries, Online Lexikon Linguistik

Literatur

  • N. Chomsky, On the Notion 'Rule of Grammar'. In: R. Jakobson (Hg.), Structure of Language and its Mathematical Aspects. Providence 1961, 255-257.
  • – Ders., Regeln und Repräsentationen. Frankfurt/Main 1981.
  • S. Kripke, Wittgenstein on Rules and Private Language. Cambridge, UK 1982.
  • J. R. Searle, Sprechakte. Frankfurt/Main 1971.
  • J. Wheatley, Language and Rules. Den Haag 1970.

andere Sprachen

FORMAT