Strukturalismus

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Definition

Der Strukturalismus (lat. structura = Zusammenfügung, Gefüge) kann als interdisziplinäre Forschungsrichtung bezeichnet werden, bei der die Strukturen eines Gesamtsystems untersucht werden. Dabei werden jeweils die einzelnen Sachverhalte als Elemente des Gesamtsystems angesehen. Erforscht werden besonders die Beziehungen zwischen den einzelnen Elementen, also deren Struktur.

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Die Anfänge des Strukturalismus liegen bei dem Genfer Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure, der deshalb auch gelegentlich als "Vater" des Strukturalismus bezeichnet wird. Grundlage für den Strukturalismus bildet das erst nach seinem Tode erschienene Werk "Cours de linguistique generale" (1916), welches auf Vorlesungsmitschriften von einigen seiner damaligen Studenten beruht. Im "Cours de linguistique generale" werden die Grundprinzipien strukturalistischer Sprachwissenschaft zusammengefasst. Durch den Strukturalismus wurde die damals dominierende diachrone Sprachwissenschaft abgelöst.

Beim Strukturalismus stehen die Beziehungen zwischen den einzelnen Elementen, die ein System bilden und nicht primär die Eigenschaften der einzelnen Elemente im Mittelpunkt des Interesses. Anders ausgedrückt könnte man sagen, der Strukturalismus versteht Sprache als System (langue), wobei dieses System aus einer Menge von Einzelelementen besteht, deren Beziehungen genauer untersucht werden. Die Einzelelemente werden gewissermaßen erst duch deren Beziehungen untereinander definiert. Ferdinand de Saussure verglich diesen Sachverhalt mit einem Schachspiel. Die Einzelelemente sind im Falle der Schachspiels die Spielfiguren, und die Beziehungen sind die Spielregeln. Erst durch die Regeln, duch die die Figuren (also die Einzelelemente) miteinander in Beziehung stehen, werden die Funktionen der Einzelelemente bestimmt und somit wird das Spiel berhaupt erst ermöglicht. Ferdinand de Saussure unterscheidet zwischen zwei Arten von Beziehungen zwischen den einzelnen Elementen eines Sprachsystems. Er bezeichnet diese Beziehungen als syntagmatische und als paradigmatische Beziehungen. Bei den syntagmatischen Beziehungen handelt es sich um die Beziehungen, in denen die einzelnen Elemente in einem Satz zueinander stehen. In paradigmatischer Beziehung hingegen stehen zwei Elemente, wenn sie gegeneinander "austauschbar" sind.

Der Strukturalismus ist deskriptiv ausgerichtet, d.h. er versucht zu beschreiben, wie Sprache aufgebaut ist. Im Gegensatz zum präskriptiven Ansatz, wird im Strukturalismus also nicht versucht zu sagen, wie Sprache sein sollte. Es ist also nicht das Ziel zu sagen, was in diesem System richtig und was falsch ist, sondern es wird versucht es möglichst gut zu beschreiben. Ein weiterer Aspekt, unter dem sich Dinge betrachten lassen ist zeitlicher Natur. Man kann eine Art Momentaufnahme des betrachteten Gegenstandes machen und nur die Zusammenhänge seiner einzelnen Komponenten betrachten, ohne Bezug auf die historischen Zusammenhänge zu nehmen (Synchronie). Oder man versucht herauszufinden, wie der betrachtete Gegenstand sich entwickelt hat. Man vergleicht also Zustände früherer Zeitpunkte mit denen des Zeitpunktes, an dem die Untersuchung stattfindet (Diachronie). Wie oben bereits kurz erwähnt löste die durch den Strukturalismus aufkommende synchrone Betrachtungsweise die damals vorherrschende diachrone Sprachwissenschaft ab.

Wichtige Begriffe des Strukturalismus sind: langue / parole, Synchronie / Diachronie, deskriptiv / präskriptiv, syntagmatisch / paradigmatisch, relevantes Merkmal / redundantes Merkmal. Auch der Zeichenbegriff und die Arbitrarität von Zeichen spielen im Strukturalismus eine wichtige Rolle.

Siehe auch

Prager Schule

Kopenhagener Schule

Amerikanischer Strukturalismus