Difference between revisions of "Sinn bei Niklas Luhmann"

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[[Gottlob Frege]] (1848-1925) hat auf den Unterschied zwischen '''Sinn''' und [[Bedeutung]] eines Wortes hingewiesen. Unter ''Sinn'' soll die Art der Gegebenheit, unter Bedeutung der objektiv bezeichnete Gegenstand verstanden werden. Sein Paradebeispiel ist der Hinweis, dass Morgenstern und Abendstern einen verschiedenen Sinn haben, aber dieselbe Bedeutung, nämlich den Planeten Venus.
 
 
Freges Unterscheidung von Sinn vs. Bedeutung entspricht dem Gegensatzpaar von [[Bedeutung]] vs. [[Referenz]], bzw. von [[Intension]] vs. [[Extension]].
 
 
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[[Category:Semantics]]
 
 
 
 
== Sinn bei Niklas Luhmann ==
 
 
 
 
Eine alternative Auslegung von „Sinn“ findet man bei dem Kommunikationstheoretiker Niklas Luhmann (1927-1998), der Kommunikation als Essenz der Gesellschaft verstand und dem „Sinn“-Begriff dabei eine bedeutende Stellung einräumte ("Sinn ist laufendes Aktualisieren von Möglichkeiten").
 
Eine alternative Auslegung von „Sinn“ findet man bei dem Kommunikationstheoretiker Niklas Luhmann (1927-1998), der Kommunikation als Essenz der Gesellschaft verstand und dem „Sinn“-Begriff dabei eine bedeutende Stellung einräumte ("Sinn ist laufendes Aktualisieren von Möglichkeiten").
  

Revision as of 19:41, 18 January 2009

Eine alternative Auslegung von „Sinn“ findet man bei dem Kommunikationstheoretiker Niklas Luhmann (1927-1998), der Kommunikation als Essenz der Gesellschaft verstand und dem „Sinn“-Begriff dabei eine bedeutende Stellung einräumte ("Sinn ist laufendes Aktualisieren von Möglichkeiten").

Luhmanns Systembegriff geht von einem einen Funktionszusammenhang aus, welcher sich durch seine Abgrenzung von der Umwelt selbst im Zustand einer bestimmten Ordnung hält. Ein System muß demnach primär zur aktiven Erzeugung und Gestaltung von speziellen Grenzen fähig sein.

Psychische und soziale Systeme konstituieren sich für Luhmann als Sinnzusammenhänge. Der Sinnbegriff umfaßt jegliche Ordnungsform menschlichen, bewußten Erlebens; es gibt demnach kein sinnloses Erleben.

Die Welt ist viel zu komplex, um von einem System erfaßt zu werden. Deshalb ist nach Luhmann das konstruierte „Bild“ der Welt immer eine Vereinfachung, eine Reduktion der unendlichen Komplexität auf ein überschaubares Maß.

An Stelle der äußeren Weltkomplexität erzeugt das System „Mensch“ eine innere Ordnung. Dieses Geschehen versteht Luhmann als Sinnbildung. Das Komplexitätsgefälle wird vom System in der Form eines subjektiven Weltentwurfs, der die äußere Welt reduziert, ausgeglichen. Das System interpretiert die Welt selektiv und reduziert damit die Komplexität auf das ihm zugängliche Maß hin. Dadurch ermöglicht es sich strukturierte Möglichkeiten des eigenen Erlebens und Handelns.

Sinn tritt immer in abgrenzbaren Zusammenhängen auf und verweist zugleich über den Zusammenhang, dem er angehört, hinaus; er macht andere Möglichkeiten vorstellbar und genau hierin liegt nach Luhmann die Funktion der Sinnbildung. Sinn ist in Luhmanns Sicht „die Einheit der Differenz von Aktualität und Potentialität“

Kommunikation konstituiert immer Sinn, ist aktuelle Selektion aus der Potentialität aller zuvor gegebenen Möglichkeiten.

Sinn reguliert nach Luhmann die selektive Erlebnisverarbeitung, ist die selektive Beziehung zwischen System und Welt. Sinn ermöglicht gleichzeitig die Reduktion und Erhaltung von Komplexität.

Sinn läßt sich demnach verstehen als Prämisse der Erlebnisverarbeitung. Sinn ermöglicht dem Bewußtsein eine Auswahl und verweist über das Gewählte auf das Nichtgewählte und somit auf die Grenzenlosigkeit der Welt.

Kommunikation kann nach dieser Terminologie keine Übertragung von Sinn oder von Informationen sein, sondern Kommunikation ist gemeinsame Aktualisierung von Sinn, die mindestens einen der Teilnehmer informiert.