Difference between revisions of "Phrasenstruktur im Skoltsaamischen"

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Revision as of 13:55, 7 February 2013

Der Artikel präsentiert einen Überblick über die Syntax von Phrasen im Skoltsaamischen.

Nominalphrasen

Das Kopfnomen im Skoltsaamischen kann durch Modifikatoren beschrieben werden. Diese erscheinen immer vor dem Kopf und sind hierarchisch angeordnet. Zuerst steht der Demonstrativartikel dann der Possessivartikel, Numeral oder Gradadverbien, Adjektive und/oder Partizipien und zuletzt das Kopfnomen.

	[tõid		kueʹhtt	sueʹjj] [1]
	DEM.PL.NOM	zwei	Birke.SG.GEN
	'Diese beiden Birken'
	[demonstrativ Artikel + Numeral + Kopfnomen]  

Dem Demonstrativartikel folgt das Numeral und anschließend steht das Kopfnomen. An der Flexion des Kopfnomens erkennt man einen Synkretismus des Genitivs Singular mit dem Nominativ Plural, weshalb es möglich ist ‚Birken‘ als Genitiv Singular oder Nominativ Plural zu glossieren. Syntaktisch hat das Nomen die Funktion des Subjekts und da der demonstrativ Artikel im Nominativ Plural steht, verdeutlicht die Glossierung im Nominativ Plural die Kongruenz der beiden Komponenten.

Bei der Modifikation mit einem Adjektiv kongruiert dieses nicht mit dem Kopfnomen sondern es erscheint in einer speziellen Attributivform. Die Flexion für Kasus und Numerus erscheint nur am Kopf:

	Teä	võʹllʼji		[vuõssmõs	čaʹppes		heäppaž]	ool [2]
	Dann	springen.PRÄT.3SG	erst		schwarz		Pferd.SG.GEN	auf
	'Dann sprang er auf das erste schwarze Pferd'
	[tõn 		põõrt 		nõmm]		leäi		Jänkälä [3]
	[DIST.SG.GEN 	Haus.SG.GEN 	Name.SG.NOM] 	sein.PRS.3SG 	Jänkälä
	'Dieses Hauses Name war Jämkälä'
	[[Demonstrativ + Possessor] + Kopfnomen]

In diesem Fall ist 'Name' das Kopfnomen und steht nach 'dieses und 'Hauses'. Das bedeutet der Possessivartikel, bzw. der Possessor kann auch prämodifiziert sein. In diesem Fall ist der Demonstrativartikel der Prämodifikator.

	rottu 		[tõid 		saaʹmi 		puõccid ] [4]
	reißen.PRS.PL 	[DIST.PL.AKK 	Saami.PL.GEN 	Rentier.PL.AKK]
	'Sie zerrissen diese Rentiere der Saami'
	[Demonstrativ + Possessor + Kopfnomen]

Im Skolt-Saami können sowohl demonstrative wie possessive Elemente in Nominalphrasen stehen. In dem Beispiel oben stehen 'diese' und 'Rentiere' im Akkusativ, aber 'Saami' im Genitiv. Die Possessivkonstituente steht somit nach dem Demonstrativartikel und vor dem Kopfnomen. Zusätzlich kann man auch den Kopf durch einen Nebensatz modifizieren, wie etwa einen Relativsatz:

	mon 		vääldam 	tuʹst 		tän 		pääʹrn 	[5]	
	1SG.NOM 	nehmen.PRS.1SG 	2SG.LOC 	PROX.SG.AKK 	Junge.SG.AKK
	[kååʹtt 	lij 		šõddâm ]
	[REL.SG.NOM 	sein.PRS.3SG 	geboren.sein.PART.PKT]
	'Ich nehme diesen Jungen, der geboren ist, von dir'


Adpositionalphrasen

Die Adpositionalphrasen im Skolt-Saami bestehen hauptsächlich aus Postpositionen. Es gibt jedoch auch einige Präpositionen, die nur vor dem Nomen, das sie bestimmen, stehen können. Eine weitere Gruppe von Adpositionen kann vor oder nach dem Nomen stehen, ob diese eine bestimmte Funktion oder Bedeutung in den Fällen übernehmen, ist unklar. Die skoltsaamischen Adpositionen bedingen den Genitiv ihrer Konstituenten. Adpositionen müssen nicht zwangsweise der Kopf einer Adpositionalphrase sein, sondern können auch als ein Adverb fungieren. Der Begriff Adposition wird vorwiegend in der Skandinavistik verwendet, da es dort nicht nur Prä- und Postpositionen sondern auch Zirkumpositionen o.ä. gibt.

Einfache Adpositionalphrase
	vueʹlj			[muu		mieʹldd] [6]
	verlassen.IMP.2SG	1SG.GEN		mit
	'Geh mit mir'

Die Adposition ist der Kopf der Adpositionalphrase, da die abhängige Konstituente im Genitiv vorausgeht. In manchen Fällen jedoch steht die Adposition nicht als Kopf der Adpositionalphrase sondern fungiert als Adverb.

Adposition als Adverb
	Btuk		teʹbe	puäʹtte			[mieʹldd]. [7]	
	DIST.NOM.PL	EMP	kommen.PRS.3PL		mit	
	'Sie kommen mit'


Die Adposition steht hier auch am Ende des Satzes, allerdings gibt es keine abhängige Konstituente und die Adposition ist nicht Kopf einer Phrase sondern ist Teil der Verbalphrase 'mitkommen'.

Präpositionalphrase
	Semman	išttõõđi		[kâskka		miõut] [8]
	Simo	sitzen.REFL.PRÄT.3SG	mitten		Büschel.SG.GEN
	'Simo setzte sich mitten in einen Büschel'

Bei einer Präpositonalphrase steht die Präposition vor dem Nomen im Genitiv.

Postpositionalphrase
	Mij		leeiʹm		täʹst		[Ciuttajooǥǥ		ââlda] [9]
	1PL.NOM		sein.PRÄT.1PL	PROX.SG.LOC	Siutta+Fluss.SG.GEN	nahe
	'Wir waren hier, nahe am Fluss Siutta'

In der Postpositionalphrase folgt die Adposition der abhängigen Konstituente im Genitiv.

Adpositionen, die als Prä- und Postpositionen auftreten können
a) 	Ǩiurrâl		[põõrt		pirr]	leʹjje		teltta [10]	
	Kiureli.GEN 	Haus.SG.GEN	herum	sein.PST.3PL	Zelt	
	'Es standen Zelte um Kiurelis Haus herum'	
b) 	Laaʹrkaž	pâi	[pirr	tool]		âʹte	vaaʹʒʒi *[11]	
	Laaʹrkaž	gerade	herum	Feuer.SG.GEN	dann	gehen.PRÄT.3SG 	
	'Dann ging Laaʹrkaž gerade um das Feuer herum'

Es gibt auch Adpositionen, die gleichzeitig als Prä- und Postposition fungieren können. Es ist nicht klar, ob die Position der Adpositione eine bestimmte semantische oder syntaktische Funktion hat. In a) ist zu sehen, dass nicht nur das unmittelbar vorausgehende Nomen im Genitiv steht, sondern die gesamte Phrase. ‚Kiruli‘ steht als Possessor im Genitiv, da es sich um dessen Haus handelt, was nicht von der Postposition hervorgerufen wird. Im Beispiel b) findet sich dieselbe Adposition als Präposition vor dem abhängigen Nomen im Genitiv.

Literaturhinweise

Zitate

  1. Feist 2010: 209.
  2. Feist 2010: 209.
  3. Feist 2010: 209.
  4. Feist 2010: 210.
  5. Feist 2010: 349.
  6. Feist 2010: 307.
  7. Feist 2010: 307.
  8. Feist 2010: 314.
  9. Feist 2010: 307.
  10. Feist 2010: 316.
  11. Feist 2010: 316.

Siehe auch

Überblicksartikel zu linguistischen Strukturen des Skoltsaamischen: