Difference between revisions of "Parole"

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== Parole ==
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== Definition==
 
Der Begriff ''parole'' ist der Gegenbegriff zu ''langue''. Mit ''Parole'' bezeichnete Ferdinand de Saussure die menschliche Rede. Noam Chomsky verwendet den Begriff ''performance'', der die individuelle Sprachverwendung bezeichnet und dem Begriff ''parole'' synonym gegenüber stehen kann.  
 
Der Begriff ''parole'' ist der Gegenbegriff zu ''langue''. Mit ''Parole'' bezeichnete Ferdinand de Saussure die menschliche Rede. Noam Chomsky verwendet den Begriff ''performance'', der die individuelle Sprachverwendung bezeichnet und dem Begriff ''parole'' synonym gegenüber stehen kann.  
  
'''Etymologie''':
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==Herkunft==
aus dem frz.: Sprachverwendung, Sprechen, Rede  
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*Aus dem Französischen: Sprachverwendung, Sprechen, Rede  
  
'''In der Literatur''':
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==Kommentar==
  „Das Sprechen ist im Gegensatz dazu ein individueller Akt des Willens und der Intelligenz, bei welchem zu unterscheiden sind:  
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  „Das Sprechen ist im Gegensatz dazu ein individueller Akt des Willens und der Intelligenz, bei  
  1. die Kombinationen, durch welche die sprechende Person den ''code'' der Sprache in der Absicht, ihr persönliches Denken  
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welchem zu unterscheiden sind:  
auszudrücken, zur Anwendung bringt; 2. der psycho-physische Mechanismus, der ihr gestattet, diese Kombination zu äußern.“  
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  1. die Kombinationen, durch welche die sprechende Person den ''code'' der Sprache in der Absicht,  
  [de Saussure, Ferdinand (2001): ''Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft''. de Gruyter. Berlin- New York. S.16/17]  
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ihr persönliches Denken auszudrücken, zur Anwendung bringt; 2. der psycho-physische Mechanismus,
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der ihr gestattet, diese Kombination zu äußern.“  
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  [de Saussure, Ferdinand (2001): ''Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft''. de Gruyter.  
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Berlin- New York. S.16/17]  
  
  „Die Sprache ist erforderlich, damit das Sprechen verständlich sei und seinen Zweck erfülle. Das Sprechen aber ist erforderlich,
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  „Die Sprache ist erforderlich, damit das Sprechen verständlich sei und seinen Zweck erfülle. Das  
damit die Sprache sich bilde; historisch betrachtet, ist das Sprechen das zuerst gegebene Faktum. Wie käme man dazu, eine
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Sprechen aber ist erforderlich, damit die Sprache sich bilde; historisch betrachtet, ist das  
Vorstellung mit einem Wortbild zu assoziieren, wenn man nicht zuvor diese Assoziation bei einem Sprechakt erfahren hätte?  
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Sprechen das zuerst gegebene Faktum. Wie käme man dazu, eine Vorstellung mit einem Wortbild zu  
  Andrerseits erlernen wir unsere Muttersprache nur, indem wir andere sprechen hören; sie kann sich nur infolge unzähliger  
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assoziieren, wenn man nicht zuvor diese Assoziation bei einem Sprechakt erfahren hätte?  
Erfahrungen in unserem Gehirn festsetzen. Endlich ist es auch das Sprechen, was die Entwicklung der Sprache mit sich bringt:
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  Andrerseits erlernen wir unsere Muttersprache nur, indem wir andere sprechen hören; sie kann sich  
die Eindrücke, die man empfängt, wenn man andere hört, gestalten unsere Sprachgewohnheiten um. Es besteht also eine
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nur infolge unzähliger Erfahrungen in unserem Gehirn festsetzen. Endlich ist es auch das  
  gegenseitige Abhängigkeit von Sprache und Sprechen; dieses ist zugleich das Instrument und das Produkt von jener. Aber das  
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Sprechen, was die Entwicklung der Sprache mit sich bringt: die Eindrücke, die man empfängt,  
alles hindert nicht, daß beide völlig verschiedene Dinge sind.“  
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wenn man andere hört, gestalten unsere Sprachgewohnheiten um. Es besteht also eine
  [de Saussure, Ferdinand (2001): ''Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft''. de Gruyter. Berlin- New York. S.22/23]  
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  gegenseitige Abhängigkeit von Sprache und Sprechen; dieses ist zugleich das Instrument und das  
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Produkt von jener. Aber das alles hindert nicht, daß beide völlig verschiedene Dinge sind.“  
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  [de Saussure, Ferdinand (2001): ''Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft''. de Gruyter.  
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Berlin- New York. S.22/23]  
  
  „In der Sprachwissenschaft bildete das Phänomen des Sprachgebrauchs lange Zeit nur den Hintergrund für das eigentliche Bemühen,
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  „In der Sprachwissenschaft bildete das Phänomen des Sprachgebrauchs lange Zeit nur den
das sich Sprache selbst richtete. Interesse am Sprachgebrauch und seinen Regeln blieb sporadisch und eigentlich folgenlos. Diese  
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Hintergrund für das eigentliche Bemühen, das sich Sprache selbst richtete. Interesse am  
  eindeutige Perspektive wird etwa deutlich in de SAUSSUREs Entgegensetzung von ''langue'' und ''parole''. Der definierte Begriff  
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Sprachgebrauch und seinen Regeln blieb sporadisch und eigentlich folgenlos. Diese eindeutige
in diesem Paar ist ''langue''. ''Parole'', das Sprechen, ist nur negativ bezeichnet das, worin die ''langue'' sich zwar  
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  Perspektive wird etwa deutlich in de SAUSSUREs Entgegensetzung von ''langue'' und ''parole''. Der
manifestiert, aber gleichzeitig eben nicht mehr als ''langue'' gefasst werden kann. So sehr de Saussures Werk den Beginn der  
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definierte Begriff in diesem Paar ist ''langue''. ''Parole'', das Sprechen, ist nur negativ  
  neueren Sprachwissenschaft markiert, so sehr bleibt es in dieser Beziehung der sprachwissenschaftlichen Tradition und ihrem  
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bezeichnet das, worin die ''langue'' sich zwar manifestiert, aber gleichzeitig eben nicht mehr  
Desinteresse für die pragmatischen Aspekte verhaftet. Die Entfaltung der modernen Sprachwissenschaft bis hin zu CHOMSKY folgte  
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als ''langue'' gefasst werden kann. So sehr de Saussures Werk den Beginn der neueren 
weiterhin dieser Spur. Chomskys Begriffspaar ''Kompetenz – Performanz'' kann zumindest in dieser Hinsicht noch als Echo der
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  Sprachwissenschaft markiert, so sehr bleibt es in dieser Beziehung der   sprachwissenschaftlichen  
  Saussureschen Dichotomie verstanden werden.“  
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Tradition und ihrem Desinteresse für die pragmatischen Aspekte verhaftet. Die Entfaltung der  
  [Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R. (1996): ''Studienbuch Linguistik''. Niemeyer Verlag. Tübingen. S.170]  
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modernen Sprachwissenschaft bis hin zu [[Noam Chomsky | Chomsky]] folgte weiterhin dieser Spur.  
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Chomskys Begriffspaar ''Kompetenz – Performanz'' kann zumindest in dieser Hinsicht noch als Echo
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  der Saussureschen Dichotomie verstanden werden.“  
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  [Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R. (1996): ''Studienbuch Linguistik''.  
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Niemeyer Verlag. Tübingen. S.170]  
  
===Siehe auch===
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==Siehe auch==
 
*[[Competence]]
 
*[[Competence]]
 
*[[Ferdinand de Saussure]]
 
*[[Ferdinand de Saussure]]
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*[[Performance]]
 
*[[Performance]]
  
'''Literatur''':
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==Literatur==
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*de Saussure, Ferdinand (2001): ''Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft''. de Gruyter. Berlin- New York
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*Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R. (1996): ''Studienbuch Linguistik''. Niemeyer Verlag. Tübingen <br>
  
de Saussure, Ferdinand (2001): ''Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft''. de Gruyter. Berlin- New York
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Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R. (1996): ''Studienbuch Linguistik''. Niemeyer Verlag. Tübingen <br>
 
 
 
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Definition

Der Begriff parole ist der Gegenbegriff zu langue. Mit Parole bezeichnete Ferdinand de Saussure die menschliche Rede. Noam Chomsky verwendet den Begriff performance, der die individuelle Sprachverwendung bezeichnet und dem Begriff parole synonym gegenüber stehen kann.

Herkunft

  • Aus dem Französischen: Sprachverwendung, Sprechen, Rede

Kommentar

„Das Sprechen ist im Gegensatz dazu ein individueller Akt des Willens und der Intelligenz, bei   
welchem zu unterscheiden sind: 
1. die Kombinationen, durch welche die sprechende Person den code der Sprache in der Absicht, 
ihr persönliches Denken auszudrücken, zur Anwendung bringt; 2. der psycho-physische Mechanismus,  
der ihr gestattet, diese Kombination zu äußern.“ 
[de Saussure, Ferdinand (2001): Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. de Gruyter. 
Berlin- New York. S.16/17] 
„Die Sprache ist erforderlich, damit das Sprechen verständlich sei und seinen Zweck erfülle. Das 
Sprechen aber ist erforderlich, damit die Sprache sich bilde; historisch betrachtet, ist das 
Sprechen das zuerst gegebene Faktum. Wie käme man dazu, eine Vorstellung mit einem Wortbild zu 
assoziieren, wenn man nicht zuvor diese Assoziation bei einem Sprechakt erfahren hätte? 
Andrerseits erlernen wir unsere Muttersprache nur, indem wir andere sprechen hören; sie kann sich 
nur infolge unzähliger Erfahrungen in unserem Gehirn festsetzen. Endlich ist es auch das 
Sprechen, was die Entwicklung der Sprache mit sich bringt: die Eindrücke, die man empfängt, 
wenn man andere hört, gestalten unsere Sprachgewohnheiten um. Es besteht also eine
gegenseitige Abhängigkeit von Sprache und Sprechen; dieses ist zugleich das Instrument und das 
Produkt von jener. Aber das alles hindert nicht, daß beide völlig verschiedene Dinge sind.“ 
[de Saussure, Ferdinand (2001): Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. de Gruyter. 
Berlin- New York. S.22/23] 
„In der Sprachwissenschaft bildete das Phänomen des Sprachgebrauchs lange Zeit nur den  
Hintergrund für das eigentliche Bemühen, das sich Sprache selbst richtete. Interesse am 
Sprachgebrauch und seinen Regeln blieb sporadisch und eigentlich folgenlos. Diese eindeutige 
Perspektive wird etwa deutlich in de SAUSSUREs Entgegensetzung von langue und parole. Der
definierte Begriff in diesem Paar ist langue. Parole, das Sprechen, ist nur negativ 
bezeichnet das, worin die langue sich zwar manifestiert, aber gleichzeitig eben nicht mehr 
als langue gefasst werden kann. So sehr de Saussures Werk den Beginn der neueren  
Sprachwissenschaft markiert, so sehr bleibt es in dieser Beziehung der   sprachwissenschaftlichen 
Tradition und ihrem Desinteresse für die pragmatischen Aspekte verhaftet. Die Entfaltung der 
modernen Sprachwissenschaft bis hin zu  Chomsky folgte weiterhin dieser Spur. 
Chomskys Begriffspaar Kompetenz – Performanz kann zumindest in dieser Hinsicht noch als Echo
der Saussureschen Dichotomie verstanden werden.“ 
[Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R. (1996): Studienbuch Linguistik. 
Niemeyer Verlag. Tübingen. S.170] 

Siehe auch

Literatur

  • de Saussure, Ferdinand (2001): Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. de Gruyter. Berlin- New York
  • Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R. (1996): Studienbuch Linguistik. Niemeyer Verlag. Tübingen