Difference between revisions of "Lango"

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'''Lango''' (ISO 639-3: laj) ist eine Sprache der [[nilo-saharanisch]]en Sprachfamilie, die ausschließlich in Uganda gesprochen wird. Die Sprecher des Lango leben vorwiegend im Zentrum des Landes und nördlich des [[Kyogasee]]s.Die Langosprecher machen zirka 5,6% der ugandischen Bevölkerung aus.  
  
  

Latest revision as of 08:21, 4 January 2021


Lango (ISO 639-3: laj) ist eine Sprache der nilo-saharanischen Sprachfamilie, die ausschließlich in Uganda gesprochen wird. Die Sprecher des Lango leben vorwiegend im Zentrum des Landes und nördlich des Kyogasees.Die Langosprecher machen zirka 5,6% der ugandischen Bevölkerung aus.


Allgemeines

Klassifikation

Lango gehört der nilo-saharanischen Sprachfamilie an. Hinsichtlich der Grammatik und des Wortschatzes ist Lango sehr eng mit dem Acholi verwandt. Weitere Sprachverwandtschaften bestehen gegenüber dem Luo und dem Alur.

Sprachgeschichte

Über die Sprachgeschichte des Lango ist sehr wenig bekannt. Einige Wissenschaftler behaupten, daß die Sprecher des Lango ursprünglich eine ostnilotische Sprache gesprochen haben, bevor sie in ihrem aktuellen Lebensraum eine westnilotische Sprache angenommen haben. Vielzählige Relikte innerhalb der Sprache, vor allem in der Syntax und dem Wortschatz, stützen diese These.

Die Sprache Lango wird manchmal fälschlicherweise, aufgrund der Mehrdeutigkeit des Wortes LANGO, mit zwei ethnischen Gruppen im Sudan in Zusammenhang gebracht. Diese Ethnien haben jedoch nichts mit der Lango-Sprache Ugandas zu tun. Erstere der beiden Volksgruppen spricht eine ostnilotische Sprache und steht im engen Zusammenhang mit den Lotuko. Die andere nennt sich Didinga und spricht eine Surma-Sprache.

Soziolinguistik

Es werden Zeitungen, Lehrmaterial und literarische Werke in Lango publiziert. Eine komplette Bibelübersetzung existiert seit 1979. Es gibt einige Radiokanäle, die in Lango senden. Die mündliche sowie schriftliche Kommunikation unter den Langosprechern findet jedoch vorrangig in Englisch, der Amtssprache Ugandas, statt.

Phonologie

Das Lango verfügt über zehn Vokale und zweiundzwanzig Konsonanten:

Vokale

  vorn zentral hinten
hoch [[hohe vordere Vokale|Template:IPA-Text]]   [[hohe hintere Vokale|Template:IPA-Text]]
mittel [[mittlere vordere VokalE|Template:IPA-Text]] [[mittlerer zentraler Vokal|Template:IPA-Text]] [[mittlere hintere Vokale|Template:IPA-Text]]
tief   [[tiefer zentraler Vokal|Template:IPA-Text]]  

Konsonanten

  bilabial alveolar palatal velar labio-velar glottal
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Plosive [[Stimmloser bilabialer Plosiv|Template:IPA-Text]] [[Stimmhafter bilabialer Plosiv|Template:IPA-Text]]     [[Stimmloser alveolarer Plosiv|Template:IPA-Text]] [[Stimmhafter alveolarer Plosiv|Template:IPA-Text]] [[Stimmloser velarer Plosiv|Template:IPA-Text]] [[Stimmhafter velarer Plosiv|Template:IPA-Text]]     [[Stimmloser glottaler Plosiv|Template:IPA-Text]]  
Nasale   [[Stimmhafter bilabialer Nasal|Template:IPA-Text]]   [[Stimmhafter alveolarer Nasal|Template:IPA-Text]]   [[Stimmhafter palataler Nasal|Template:IPA-Text]]   [[Stimmhafter velarer Nasal|Template:IPA-Text]]        
Taps     [[Stimmloser alveolarer Tap|Template:IPA-Text]] [[Stimmhafter alveolarer Tap|Template:IPA-Text]]                
Frikative [[Stimmloser bilabialer Frikativ|Template:IPA-Text]]   [[Stimmloser alveolarer Frikativ|Template:IPA-Text]]   [[Stimmloser palataler Frikativ|Template:IPA-Text]]   [[Stimmloser velarer Frikativ|Template:IPA-Text]]          
Affrikaten         [[Stimmlose palatale Affrikate|Template:IPA-Text]] [[Stimmhafte palatale Affrikate|Template:IPA-Text]]            
Approximanten           [[Stimmhafter palataler Approximant|Template:IPA-Text]]       [[Stimmhafter labio-velarer Approximant|Template:IPA-Text]]    
laterale Approximanten       [[Stimmhafter lateraler alveolarer Approximant|Template:IPA-Text]]                

Morphologie

Pluralbildung des Nomens

Nicht alle Nomen bilden distinktive Plurale. Plurale erscheinen nur bei menschlichen und tierischen Nomen sowie bei Nomen, die Werkzeuge und Hilfsmittel bezeichnen. Das Lango kennt verschiedene Bildungsweisen des Plurals:


1)

Dies scheint das produktivste Pluralsuffix des Lango zu sein, da es vor allem bei Neologismen und Lehnwörtern benutzt wird. Die Pluralbildung mit '-ê' ist weitgehend regulär. Das Tonmuster des Singulars wird auch im Plural beibehalten.

Singular Plural Bedeutung
búk búkê Buch
m̀ɔt̀ɔka` m̀ɔt̀ɔkə̀ê Auto
dàktàl dàktə̀lê Doktor
rɛ̀c récê Fisch


Einige wenige Unregelmäßigkeiten sind in dieser Klasse zu finden:


Singular Plural Bedeutung
dwè dwétê Monate
àwóbí àwòbè Junge


2) -nì

Dieses Pluralsuffix wird ebenfalls sehr häufig verwendet. Der stammauslautende Vokal geht hier jedoch verloren. Endet der Wortstamm auf einen Konsonanten, so wird dieser verdoppelt:


Singular Plural Bedeutung
làɔ` lə`nì Kleidungsstück
pàpò p`əppì Vater
t´ɔŋ tòŋŋì Speer


Es gibt einige Unregelmäßigkeiten in den Tonmustern folgender Beispiele:


Singular Plural Bedeutung
gwôk gwóggî Hund
dyèl dyéggî Ziege


3)

Auch dieses Suffix ersetzt den stammauslautenden Vokal. Die Pluralformen haben hohe Töne:


Singular Plural Bedeutung
pàlà pə´lí Messer
dyàŋ dyə´ŋí Kuh
yàt yə´dí Baum
gɔ`t gódí Berg


Es gibt auch hier Unregelmäßigkeiten bezüglich des Tonmusters. Zusätzlich wird ein wortfinales /t/ stimmhaft zu [d]:


Singular Plural Bedeutung
ɔ`t ùdì Haus
kẁɛ̀rɪ´ kwèí Hacke


4) ò-

Sogenannte Agensnomen bilden den Plural, indem das Präfix 'à-' des Singular-Agensnomen gegen das Präfix 'ò-' ausgetauscht wird:


Singular Plural Bedeutung
àmɛ´ró òmɛ´ró Trinker
àdwôŋ òdɔ`ŋɔ` ältere Leute


5) Weitere Suffixe

Diese Klasse enthält verschiedene Wörter, von denen einige


1) der Suppletion unterliegen und


Singular Plural Bedeutung
dákô món Frau, Ehefrau
dánô jɔ` Person, Leute
ɪ`cɔ̂ cɔ̂ Mann, Ehemann
gɪ`n gìgù Sache


2) andere seltene Pluralsuffixe verwenden


Singular Plural Bedeutung
àgâk àgákán Krähe
àmúrú àmúrútá Schenkel

Verben

Zur Bildung transitiver und intransitiver Verbstämme sei auf den Unterpunkt "Transitivität" dieses Artikels verwiesen.


Adjektive

Adjektive und Verben

In vielerlei Hinsicht gleichen im Lango die Adjektive den Verben:

1) Ebenso wie Verben weisen sie Subjektkongruenz mittels Präfix auf:


a) à-râc
1s-böse.HAB
'Ich bin böse.'


b) ì-râc
2s-böse.HAB
'Du bist böse.'


c) ø-ràc
3s-böse.HAB
'Er ist böse.'


2) Abgesehen von sogenannten assoziativen Konstruktionen gibt es im Lango keine grammatikalische Konstruktion, die attributiv oder uneingebettet ist. Adjektive sind im Lango daher immer prädikativ:


a) kùll à ɲwé
Warzenschwein CONSTR 3s.stinkend.HAB
'ein stinkendes Warzenschwein'


b) kùl ɲwé
Warzenschwein 3s.stinkend.HAB
'Das Warzenschwein stinkt.'


3) Adjektive können wie Verben Nominalisierung und Gerundium bilden.


Es gibt jedoch auch Punkte, in denen sich Adjektive von Verben unterscheiden.


1) Einige Adjektive haben unterschiedliche Stämme für Singular und Plural:


a) twòl ràc
Schlange 3s.böse.SG.HAB
'Die Schlange ist böse.'


b) twòlê rə`cù
Schlangen 3s.böse.PL.HAB
'Die Schlangen sind böse.'


Pluralnomen vergeben das Kongruenzmerkmal '3s', da das Merkmal '3p' nur den anaphorischen Subjekten vorbehalten ist. Kein Verb weist verschiedene Stämme für Singular und Plural auf.


2) Das Tonmuster bei Verben wird durch Aspekt und Modus bestimmt. Verben besitzen im habitualen Aspekt für zweisilbige Wörter das Tonmuster 'HHT' und für einsilbige Wörter 'HT':


a) nɛ´nô
3s.sehen.HAB
'Er sieht es.'


b) cɛˆm
3s.essen.HAB
'Er isst.'


Auch wenn Adjektive wie Verben Präfixe nutzen, um den habitualen Aspekt auszudrücken, halten sie jedoch nicht das strenge Verbtonmuster (wie Verben) ein. Adjektive haben individuelle Tonmuster, die jedoch den Sandhi-Tonregeln folgen:


nə`ŋ ràc 'Das Krokodil ist böse.'
nə`ŋ ɲàp 'Das Krokodil ist träge.'
nə`ŋ dwôŋ 'Das Krokodil ist groß.'
nə`ŋ tɛˆk 'Das Krokodil ist stark.'
nə`ŋ kɛ´ŋ 'Das Krokodil ist dünn.'
nə`ŋ tɪ´dɪ´ 'Das Krokodil ist klein.'
nə`ŋ bwògò 'Das Krokodile ist jung.'


3) Adjektive besitzen keine Infinitive und können auch keine Konjunktive bilden. Wenn die Bedeutung jedoch diese Formen verlangt, muß ein Kopulaverb (z.B. bèdò (sitzen, bleiben, sein) oder dɔ`kɔ` (werden)) verwendet werden:


a) àbɛˆr
1s.gut.HAB
'Ich bin gut/freundlich.'


b) àmɪ´ttò dɔ`kɔ` bɛ`r
1s.wollen.PROG werden.INF gut/freundlich
'Ich will gut/freundlich sein.'


c) ómɪ´ttò dɔ`kɔ` bɛ`r
1p.wollen.PROG werden.INF gut/freundlich
'Wir wollen gut/freundlich sein.'

Singular- und Pluralformen

Einige Adjektive haben unterschiedliche Formen im Singular und Plural.


Singular Plural Bedeutung
dît dìtò groß, alt, wichtig
dwôŋ dɔ̀ŋɔ̀ groß, alt
ràc rə`cù böse
cèk cègù kurz
bòr bòcò lang, hoch, weit weg


Präpositionen

Lango besitzt einige richtige Präpositionen, d.h. Wörter, die lokative oder relationale Beziehungen ausdrücken können, ohne komplexe phrasale Einheiten bilden zu müssen. Präpositionen sind Nomen offensichtlich ähnlich. Beispielsweise hat tɛ̂ ('unten/unterhalb') auch die nominale Bedeutung 'Ende, Rücken, Rand' und wird so in nominalen Komposita verwendet: tɛ̂ pòtó ('Feldgrenze'), tɛ̂ wìc ('Hinterkopf'), tɛ̂ yít ('Ohrrücken'). Präpositionen mit wortfinalem Vokal fügen ein epenthetisches /r/ zwischen der Präposition und dem Suffix ein. In der folgenden Tabelle sollen einige ausgewählte Präpositionen veranschaulicht werden:


mɛ̂ 'für' bòt 'zu' teˆ 'unterhalb' kà 'statt'
1s mɛ´râ bòtə´ tɛ´râ kàrá
2s mérî bòtì térî kə`rí
3s mérɛ̂ bòté tɛ´rɛ̂ kàrɛ`
1p mɛ´wá bòtwá tɛ´wá kàwá
2p méwú bòtwú téwú kə`wú
3p mɛ´gɪ´ bòtgɪ´ tɛ´gɪ´ kàgɪ´


Die oben aufgeführten Präpositionen sind flektiert. Es gibt jedoch auch eine geringe Anzahl unflektierter wie bspw. bàlà ('wie, als'), auf das ein eigenständiges Pronomen folgt:


Bedeutung
bàlà án 'wie ich'
bàlà yɪ´n 'wie du'

Komposita

Komposita können im Lango von Nomen und Infinitiven (von Verben) gebildet werden:


a) wàŋ ɔ`t
Auge Haus
'Fenster'


b) ɔ`t cɛ`m
Haus essen.INF
'Restaurant'


c) ɲíg wàŋ
Korn Auge
'Augapfel'


d) dɔ´g bɔ´'ŋɔ´
Mund Kleidung
'Saum'


e) dɔ´g deˆl
Mund Haut/Rinde
'Lippen'


f) dyè ɔ`t
Mitte Haus
'Flur/Stockwerk'


g) dyè tyɛ`n
Mitte Bein/Fuß
'Fußsohle'


h) gwók rɔ´mɔˆ
Hund Schaf
'Schäferhund'


Einige Wörter (bspw. wìc ('Kopf') und gɪ`n ('Sache', 'Ding')) verlieren ihren finalen Konsonanten, wenn sie Komposita bilden:


a) ɔ`t
Kopf Haus
'Dach'


b) gɪ` wìc
Ding Kopf
'Hut'


Anzumerken ist, daß ausschließlich Singularformen (der Wörter) für Komposita verwendet werden. Pronominalsuffixe werden an das Kompositum affigiert:


a) ɔ`t cɛ`mmá
Haus essen.INF.1s
'mein Restaurant'


b) yòm cwíɲé
Weichheit Leber.3s
'seine Heiterkeit'


c) cwèr cwíɲé
tropfen.INF Leber.3s
'seine Traurigkeit'


Es gibt einen weiteren Typ von Komposita. Diese drücken einen körperlichen Zustand, zumeist eine körperliche Behinderung aus (vgl. a). Hierbei können auch Singular- ('à-') und Pluralpräfixe ('ò-') (der sogenannten Agensnomen) angefügt werden (vgl. b und c):


a) wàŋɛ` òtɔ´ɔ`
Auge.3SG 3PL.sterben.PFV
'Er ist blind.' (wörtlich: 'Seine Augen starben.')


b) àwàŋɛ`òtɔ´ɔ`
'eine blinde Person'


c) òwàŋg̀ɪ´oˆtɔ´ɔ`
'die blinden Leute'

Syntax

Lango verwendet grammatische Relationen wie Subjekt (Su) und direktes Objekt (DO), um semantische Rollen wie Agens und Patiens auszudrücken. Die Nomen sind nicht kasusmarkiert und es existieren auch keine Partikeln, die Subjekt- oder Objektrelationen ausdrücken.


Satzbau

Das Lango besitzt eine strikte Wortreihenfolge:

(Topik) (Su) Verb (Benefaktiv) (DO) (Präpositionalphrasen) (Adverb)

Die Topikposition kann durch jedes Nomen, unabhängig von dessen eigentlicher grammatischer Rolle im Satz, eingenommen werden. Gewöhnlich nimmt das Subjekt diese Position ein. Das Subjekt ist eine obligatorische Komponente innerhalb der Sätze des Lango. Genauer gesagt ist die Referenz auf ein Subjekt obligatorisch, da das Subjekt selbst overt oder nicht overt sein kann.


Subjekt

Anmerkung: Die Beispiele folgen den Leipziger Glossierungsregeln.


a) án ácámò dɛ̀k
ich 1s.essen.PFV Eintopf
'Ich aß Eintopf.'


b) ácámò dɛ̀k
1s.essen.PFV Eintopf
'Ich aß Eintopf.'


c) lócə òcàmò dɛ̀k
Mann 1s.essen.PFV Eintopf
'Der Mann aß Eintopf.'


d) òcàmò dɛ̀k
1s.essen.PFV Eintopf
'Er aß Eintopf.'


Benefaktiv

Benefaktiv-Argumente folgen unmittelbar dem Verb, welches als Benefaktiv-Applikativ markiert ist (vgl. b):


a) án àdɔ̀k
ich 1s.zurückgehen.PFV
'Ich ging zurück.'


b) án àdɔ̂kkɪ̀ dákô
ich 1s.zurückgehen.BEN.PFV Frau
'Ich ging der Frau zuliebe zurück.'


Direktes Objekt (DO)

Ein direktes Objekt, soweit vorhanden, folgt dem Benefaktiv (vgl. b):


a) dákô òtèdò rìŋó
Frau 3s.kochen.PFV Fleisch
'Die Frau kochte das Fleisch.'


b) dákô òtèddɪ̀ locə̀ rìŋó
Frau 3s.kochen.BEN.PFV Mann Fleisch
'Die Frau kochte das Fleisch für den Mann.'


Die Verben markieren neben dem Subjekt auch das direkte Objekt, aber nur unter der Bedingung, dass es sich um ein menschliches Objekt handelt. In a) ist das Objekt nicht explizit ausgedrückt, aber im Verb ist es durch ‚1s’ markiert. In b) hingegen ist das Objekt ‚mich’ explizit. In c) spielt lediglich der Akt des Sehens die entscheidene Rolle. Daher wird der intransitiv-agentivische Stamm verwendet. (Mehr zu intransitiv-agentivischen Stämmen siehe unter 4.2.1 Transtivität)


a) locə̀ ònɛ̀ná
Mann 3s.sehen.PFV.1s
'Der Mann sah mich.'


b) locə̀ ònɛ̀ná án
Mann 3s.sehen.PFV.1s mich
'Der Mann sah mich.'


c) án ànénò
ich 1s.sehen.PFV
'Ich sah'. ('Ich war nicht blind.')


Nicht-menschliche direkte Objekte werden nicht pronominalisiert. Es wird ein transitives Verb verwendet; das Verb jedoch nicht für das Objekt markiert (vgl. b):


a) ánɛ́nò búk
1s.sehen.PFV Buch
'Ich sah das Buch.'


b) ánɛ́nò
1s.sehen.PFV
'Ich sah es.'


Indirektes Objekt (IO)


Ein indirektes Objekt (IO) erscheint als Objekt der Präposition bòt ('zu') falls es dem direkten Objekt (DO) folgt:


a) lócə̀ òmɪ̀yò búk bòt dákô
Mann 3s.geben.PFV Buch zu Frau
'Der Mann gab das Buch der Frau.'


Falls bòt nicht verwendet werden soll, muß das IO dem DO vorangehen:


a) lócə̀ òmɪ̀ỳò dákô búk
Mann 3s.geben.PFV Frau Buch
'Der Mann gab der Frau das Buch.'


Wenn sowohl Benefaktiv als auch IO im Satz vorkommen, so muß das IO mit bòt ausgedrückt werden:


a) lócə̀ òmɪ̀ɪ̀ỳɪ̀ àtɪ̂n búk bòt dákô
Mann 3s.geben.BEN.PFV Kind Buch zu Frau
'Der Mann gab der Frau das Buch für das Kind.'


Wenn das IO unmittelbar dem Verb folgt, veranlaßt es selbst, nicht das DO, Verbkongruenz:


a) lócə̀ òmɪ̀ỳa´ búk
Mann 3s.geben.PFV.1s Buch
'Der Mann gab mir das Buch.'


In dem Fall, daß beide Objekte pronominalisiert sind, wird für das DO ein nicht-menschliches Objekt angenommen:


a) lócə̀ òmɪ̀ỳa´
Mann 3s.geben.PFV.1s
'Der Mann gab es mir.'


Falls das pronominalisierte DO die Eigenschaft [+ human] besitzt, muß das IO als Objekt der Präpostion bo`t ausgedrückt werden:


a) lócə̀ òmɪ̀ỳɛ´ bòtə́
Mann 3s.geben.PFV.3s zu.1s
'Der Mann gab ihn (z.B. einen Sklaven) mir.'


Verbkomplex

Im Lango führt jede Valenzänderung des Verbs zu einer Veränderung des Verbstamms. Die meisten zusätzlichen Argumente, sogenannte Adjunkte, können ohne jeglichen Einfluß auf den Verbstamm hinzugefügt werden. Die Adjunkte, abgesehen von Benefaktiven, bilden immer Präpositionalphrasen. Die Verbstämme des Lango haben zwei, seltener drei, Wurzeln, die unterschiedliche Valenzschemata repräsentieren.

Transitivität

Man unterscheidet folgende drei Verbstämme des Lango:


  • transitiv (Tr): Transitive Stämme beziehen sich auf eine Aktion/Zustand, die/der auf ein direktes Objekt verweist.


  • intransitiv-agentivisch (IA): Intransitiv-agentivische Stämme verweisen lediglich auf die agentive Rolle innerhalb einer Aktion. Das Objekt, auf das diese Aktion gerichtet ist, ist dabei nicht von Interesse.


  • intransitiv-patientivisch (IP): Das Argument, welches im transitiven Kontext ein direktes Objekt wäre, ist Subjekt in der entsprechenden intransitiv-patientivischen Form.


In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß Michael Noonan in seiner "A Grammar of Lango" andere Termini für die Verbstämme verwendet. Den intransitiv-agentivischen Verbstamm bezeichnet er als Activity Naming (AN) und den intransitiv-patientivischen Stamm benennt er Secondary Argument (SA).


Jeder Verbstamm im Lango ist für ein bestimmtes Valenzschema spezifiziert, so daß ein transitiver Verbstamm (Tr) nicht wie ein IA-Verbstamm gebraucht werden kann und umgekehrt. Das Vorhandensein aller drei Verbstämme ist im Lango ziemlich selten. Nur das Verb nɛnɲ ('sehen') hat in der folgenden Tabelle drei Formen aufzuweisen. Grundsätzlich besitzt jedes Verb die transitive Form. Neben dieser kann es zusätzlich entweder einen IA- oder einen IP-Stamm aufweisen:


Tr IA IP
nɛnnò 'sehen' nénô 'sehen' nên 'sichtbar sein'
kàkkò 'teilen,zerbrechen' kàk 'sich teilen,zerbrechen'
wàllò 'kochen' wálo ̂ 'kochen, böse werden'
tùkkò 'spielen' tùkò 'spielen'
càmmò 'essen' cɛ̀m 'essen'


Beispiele

1)

a) locə̀ ònɛ̀nò àtɪ̂n Tr
Mann 3s.sehen.PFV Kind
'Der Mann sah das Kind.'


b) dákô bínô nénô IA
Frau 3s.kommen.HAB sehen.INF
'Die Frau wird sehen.'


c) àtɪ̂nn ànên IP
Kind 3s.sichtbar.sein.PROG
'Das Kind ist sichtbar./Das Kind ist zu sehen.'

2)

a) áwàllò Tr
1s.kochen.PROG Wasser
'Ich koche gerade Wasser.'


b) pìì àwálô IP
Wasser 3s.kochen.PROG
'Das Wasser kocht gerade.'

3)

a) ácàmmò dɛ̀k Tr
1s.essen.PROG Eintopf
'Ich esse gerade Eintopf.'


b) ácɛ̀m IA
1s.essen.PROG
'Ich esse gerade.'


Es existieren grundsätzlich keine IA-/IP-Stämme ohne einen Tr-Verbstamm als Gegenspieler.


Unterschied zwischen Tr-Stämmen und IA-Stämmen


Die Tr- und IA-Formen unterscheiden sich nicht einfach nur in der An- oder Abwesenheit eines overten direkten Objektes (DO). Tatsächlich muß das DO bei transitiven Verbstämmen nicht overt sein. In diesem Falle unterscheidet es sich grundsätzlich in der Bedeutung von seinem intransitiv-agentivischen Gegenspieler (vgl. b und c):


a) àcámò dɛ̀k Tr
1s.essen.PFV Eintopf
'Ich aß Eintopf.'


b) àcámò Tr
1s.essen.PFV
'Ich aß es.'


c) àcɛ́mò IA
1s.essen.PFV
'Ich aß.'


Auch ohne ein overtes DO drückt b) noch eine transitive Situation aus. Das heißt, Satz b) ist nur dann zutreffend, wenn das unausgedrückte DO für den Hörer aufgrund des Kontextes oder im Diskurs vorab genannt, bekannt ist. Beispiel c) bezieht sich nur auf die Handlung ohne Bezug auf ein Objekt. Dieser Satz ist dann treffend, wenn die Handlung des Essens selbst Gegenstand und ein konzeptuell vorhandenes Objekt irrelevant im bzw. für den Diskurs ist.


Unterschied zwischen Tr-Stämmen und IP-Stämmen


IP-Formen ähneln dem Passiv insofern, als ein DO eines Tr-Stamms das Subjekt eines IP-Verbs ist. Intransitiv-patientivische Verbstämme sollten jedoch aus verschiedenen Gründen nicht als Passiv verstanden werden. Ein Grund dafür ist, daß nicht alle Tr-Stämme einen IP-Stamm als Gegenspieler besitzen. Tr-Verben wie dɛ̀ppò (sammeln) oder ɡɛ̀ɛ̀rò (bauen) haben keine korrespondierenden IP-Stämme. Tr-Verben tragen, im Unterschied zu IP-Stämmen, ein auslautendes '-o':


a) dàktàl òcaŋò lócə Tr
Doktor 3s.heilen.PFV Mann
'Der Doktor heilte den Mann'


b) lócə́ òcàŋ IP
Mann 3s.sich.erholen.PFV
'Der Mann erholte sich/erlangte seine Gesundheit wieder.'


Der Mangel an Produktivität und Markiertheit ist sicherlich ein wichtiger, aber nicht entscheidener Faktor, um IP-Verben nicht als Passiv zu betrachten. Der wichtigste Grund ist, daß IP-Verbstämme die tatsächliche passivische Bedeutung verfehlen.(Beim Passiv ist ein externes Agens mindestens konzeptuell vorhanden.) Sie können agentive Subjekte besitzen:


a) lócə́ə́ àə̀mo IP
Mann 3s.gähnen.PROG
'Der Mann gähnt gerade.'


b) dákô òdɔ̀k IP
Frau 3s.zurückgehen.PFV
'Die Frau ging zurück.'


In diesen Beispielen ist eine Einwirkung von außen, d.h. durch einen nicht genannten externen Agens, nicht impliziert. Anders gesagt, Satz b) kann nicht 'Die Frau wurde zurück gebracht.' bedeuten, weil es sonst einen eindeutigen Hinweis auf einen nicht-overtes Subjekt, einen externen Agens, gäbe.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß im Lango jeder Verbstamm mit einem transitiven Valenzschema (Tr) einen anderen Verbstamm mit einem intransitiven Valenzschema (IA/IP) haben kann. Das Subjekt entspricht dann a) dem Subjekt des Tr-Stammes (vgl. IA) oder b) dem DO des Tr-Stammes (vgl. IP).


Produktivität


Die Mehrheit der Verben im Lango unterscheiden einen Tr-Valenzschema von einem IA- oder IP-Valenzschema. Es stellt sich die Frage, inwiefern ein Tr-Verbstamm als Gegenspieler entweder einen IA- oder einen IP-Gegenspieler festlegt.


Ob ein Tr-Verbstamm einen IA-, einen IP- oder keinen intransitiven Gegenspieler haben wird, ist von der Bedeutung des Tr-Verbstammes selbst und den Details seines Valenzschemas abhängig.


Wenn ein Tr-Stamm ein belebtes Subjekt und ein unbelebtes DO besitzt, wird es folglich einen IA-Stamm als Gegenspieler haben. Das Verb beschreibt Aktivitäten wie:


  • alltägliche Tätigkeiten: essen, vortragen, lesen, rasieren, fegen, Essen vorbereiten


  • physiologische Funktionen: erbrechen


  • wirtschaftliche Aktiviäten, die sich auf das Pflanzen, die Versorgung und die Zubereitung von Hirse und anderen Feldfrüchten beziehen oder den Hausbau betreffen


  • geschäftliche Aktivitäten wie bspw. Handel


In allen Fällen ist der Gegenstand für die traditionelle Lango-Sprechergemeinschaft innerhalb des Diskurses vorhersagbar, so daß dessen Auslassung zu keinem Informationsverlust führt. Die Aktivität selbst (und nicht die auf ein Objekt gerichtete Aktivität) ist im kommunikativen Sinne bedeutend. So kann ein Tr-Verb wie dìnnò (dreschen) nur kál (Getreide) als Objekt haben. Ein Tr-Verb dɛ̀ppò (sammeln) läßt hingegen mehrere Objektvarianten zu. Jedoch wird bei dessen Auslassung von den Sprechern alles problemlos verstanden, da Informationen über Jahreszeiten, Subjekt etc. hierbei vom Kontext geliefert werden, der das einwandfreie Verstehen letztlich gewährleistet. Die IA-Gegenspieler für die beiden Verben sind dínô und dépô.


Im Fall von Tr-/IP-Paaren beschreibt das Tr-Verb typischerweise die Verursachung körperlicher Reaktionen; das IP-Verb hingegen beschreibt den Akt selbst:


Tr: 'àmmò' (verursachen zu gähnen) IP: 'ə̀mô' (gähnen)


Tr-Verben können auch eine Zustandsveränderung beschreiben, das IP-Verb beschreibt dann den resultierenden Zustand:


Tr: 'kwèèyò' (kühlen) IP: 'kwèè' (kühl/gekühlt sein)


Tr: 'dɔ`ŋŋɔ`' (wachsen) IP: 'dwôŋ' (groß sein)


Für einige Tr-/IP-Paare ist das Tr-Subjekt notwendigerweise belebt. Das gilt für Verben wie dàkkò (transferieren), dwɔ̀kkɔ̀ (zurückbringen) und kɔ̀bbɔ̀ (transferieren):


a) àdɔ̂k IP
1s.zurückgehen.PFV
'Ich ging zurück.'


Für Tr-/IP-Paare gilt, daß das DO des Tr-Verbs nicht stereotypisch oder vorhersagbar ist(im Gegensatz zum DO des Tr-Verbs für Tr-/IA-Paare).


Verben wie jwàttò (schlagen) und cwàllò (schicken/senden) haben weder IA- noch IP-Gegenspieler, da weder Agens noch Patiens stereotypisch oder irrelevant innerhalb einer kommunikativen Situation sind.


Medium

Die fundamentale Funktion des Mediums im Lango ist zu signalisieren, daß das Subjekt durch die Wirkung eines Verbs beeinflußt wurde. Das Medium schließt sowohl reflexive und reziproke als auch IP-Bedeutungen ein. Jegliche Verwendung des Mediums beinhaltet, daß das Subjekt als eine beeinflußte Entität zu verstehen ist. Der intransitive Charakter des Lango-Mediums wird in seinem reflexiven Gebrauch deutlich. Das Medium wird im Lango durch Suffigierung gebildet und an den Tr-Verbstamm gehängt. Formen der Suffixe sind -ɛ̂ und -ɛ́rɛ̂.

Die meisten Verbstämme, die keinen IP-Stamm besitzen, konstruieren ein IP-Valenzschema mittels des Mediums:


a) àtɪ̂n òcègò dɔ́ggɔ́lâ Tr
Kind 3s.schließen.PFV Tür
'Das Kind schloß die Tür.'


b) dɔ́ggɔ́lâ òcègérê Medium-IP
Tür 3s.schließen.MED.PFV
'Die Tür schloss sich.'


c) lócà òtèdò rìŋó Tr
Mann 3s.kochen.PFV Fleisch
'Der Mann kochte das Fleisch.'


d) rìŋó òtèddê Medium-IP
Fleisch 3s.kochen.MED.PFV
'Das Fleisch kochte.'

Existiert zu einem transitiven Verb auch ein IP-Stamm, wird dieser für die Konstruktion des Mediums verwendet. Somit wird jegliche externe Einwirkung ausgeschlossen (vgl. f):


e) án àmɛ́ò pɛ̀ Tr
ich 1s.schmelzen.PFV Eis
'Ich schmolz das Eis.'


f) pɛ̀ɛ̀ àmɛ̀ɛ̀yɛ Medium-IP
Eis 3s.schmelzen.MED.PROG
'Das Eis schmilzt (gerade).'


Das Medium wird auch für reflexiven Gebrauch eingesetzt, wenn das Subjekt mit dem direkten Objekt koreferentiell sind:


a) gwôk òkààyɛ̂
Hund 3s.beißen.MED.PFV
'Der Hund biß sich selbst.'


Das Reflexivpronomen kɛ́n- ist in diesen Fällen optional:


b) gwôk òkààyɛ̂ kɛ́nɛ̂
Hund 3s.beißen.MED.PFV selbst.3sa
'Der Hund biß sich selbst.'


Wenn das Subjekt mit einem anderen Argument als dem direkten Objekt koreferentiell ist, wird das Medium nicht benutzt:


c) òkélò òkòbbɪ̀ àlábá pɪ̀rɛ̀ kɛ́nɛ̂
Okelo 3s.sagen.BEN.PFV Alaba über.3s selbst.3sa
'Okelo sprach mit Alaba über ihn.'


Das Medium hat auch reziproke Bedeutung:


a) gɪ́n ògɔ̀ɔ̀yɛ̂
sie 3p.schlagen.MED.PFV
'Sie schlugen sich gegenseitig.'


Dieses Beispiel könnte auch bedeuten: 'Sie schlugen sich selbst.' Doch hier ist erstere Bedeutung beabsichtigt. Das Reflexivpronomen kɛ́n- wird zur Verstärkung des reflexiven Sinns verwendet:


b) gɪ́n ògɔ̀ɔ̀yɛ̂ kɛ́ngɪ́
sie 3p.schlagen.MED.PFV selbst.3sa
'Sie schlugen sich selbst.'


Das Medium kann ausschließlich nur mit nicht-statischen Verben gebildet werden. Prädikate wie tíê (anwesend/präsent sein) und tàmmò (denken) können daher kein Medium bilden. Wenn das Tr-Verb ein unbelebtes direktes Objekt (DO) besitzt, kann dieses mittels Medium zum Subjekt mit einer IP-Interpretation gemacht werden. Wenn das DO des Tr-Verbs belebt ist, dann wird es mit Anwendung des Medium zum Subjekt und erhält eine reflexive Bedeutung. Die Tr-Verben tèddò (kochen) und pyɛ̀ttò (trennen) haben eine IP-Deutung, weil sie unbelebte direkte Objekte besitzen (d.h. das Subjekt ist nicht mit dem direkten Objekt koreferentiell) und lɪ̀kkò (mit jemanden kämpfen) sowie gwèɲɲò ((zer)-kratzen) haben eine reflexive Bedeutung:


a) rìŋó òtèddɛ̂
Fleisch 3s.kochen.MED.PFV
'Das Fleisch wurde gekocht.'


b) kál òpyɛ̀ttɛ
Getreide 3s.trennen.MED.PFV
'Das Getreide wurde getrennt.'


c) òcàká òlɪ̀kɛ́rê
Ochaka 3s.kämpfen.mit.MED.PFV
'Ochaka kämpfte mit sich selbst.'


d) òpɪ́ô ògwèɲére
Opio 3s.kratzen.MED.PFV
'Ochaka kratzte sich selbst.'


Das Medium tritt ab und zu auch in Kontexten auf, wo normalerweise ein IA-Verb erwartet wird. In diesem Fall scheint das Medium gewählt zu werden, weil das Subjekt hier als eine vom Verb beeinflusste Entität hervorgehoben werden soll:


a) dákô ògìkò ɲwàl IA
Frau 3s.aufhören.PFV gebären.INF
'Die Frau hörte auf, Kinder zu gebären.'


b) dákô ògìkò ɲwàllɛ̂ Medium
Frau 3s.aufhören.PFV gebären.MED.INF
'Die Frau hörte auf, Kinder zu gebären.'


Beispiel a) drückt den Fakt des Aufhörens an sich aus. Beispiel b) trägt zusätzlich die Bedeutung bei, daß die Frau durch das Gebären nachteilig beeinflußt wurde.


Benefaktive und Ventiv-Stämme

'Ventive stems' sind nur bei einer geringen Zahl von Bewegungsverben vorhanden und werden durch den Anfügen des Suffixes an den Stamm gebildet. Das Valenzschema, das durch den 'ventive-Stamm' repräsentiert wird, variiert. Grundsätzlich gilt jedoch, daß die Handlung stets auf den Sprecher gerichtet ist. So hat beispielsweise der ventive-Stamm cwàllô ((zu mir) schicken) die gleiche Valenz wie das Tr-Verb cwàllò (schicken), aber eine zusätzliche Referenz auf die 1. Person, den Sprecher (vgl. b):


a) dákô òcwàlò búk bòtgɪ́ Tr
Frau 3s.schicken.PFV Buch zu.3p
'Die Frau schickte das Buch zu ihnen.'


b) dákô òcwàllô búk Ventiv
Frau 3s.schicken.VEN.PFV Buch
'Die Frau schickte mir das Buch.'


Der Ventive-Stamm rìŋŋô((zu mir) rennen) leitet sich vom IA-Stamm rìŋò (rennen) ab:


a) atɪ̂n òrìŋŋô Ventiv
Kind 3s.rennen.VEN.PFV
'Das Kind rannte zu mir.'


Im Gegensatz dazu leitet sich der Ventive-Stamm mòllô((zu mir)schwimmen, treiben) vom IP-Stamm mɔ̀l (schwimmen, treiben) ab:


a) yàt òmòllo Ventiv
Das Holzfass 3s.treiben.VEN.PFV
'Das Holzfass trieb auf mich zu.'


Benefaktive können sowohl mit transitiven als auch intransitiven Verbstämmen gebildet werden, die ein agentives Subjekt besitzen. Zusätzlich zu den valenzsaturierenden Argumenten wird ein zusätzliches Argument eingeführt. Die Valenz des Verbs erhöht sich.

Das Tr-Verb cwàllò (schicken) bekommt in b) ein zusätzliches Kernargument durch den Benefaktiv:


a) dákô òcwàlò búk bòtgɪ́ Tr
Frau 3s.senden.PFV Buch zu.3p
'Die Frau sandte das Buch zu ihnen.'


b) dákô òcwàllɪ̀ àtîn búk bòtgɪ́ Tr-BEN
Frau 3s.senden.BEN.PFV Kind Buch zu.3p
'Die Frau sandte das Buch für das Kind zu ihnen.'


Das Suffix -ɪ̀ wird an den Verbstamm angefügt, wenn es sich bei dem Benefaktiv-Argument um ein Nomen oder ein nicht-menschliches Pronomen der 3. Person Singular handelt (vgl. b). In allen anderen Fällen wird das jeweilige Pronomen-Suffix des DO verwendet (vgl. d):


a) òkèlo Tr
3s.bringen.PFV
'Er brachte es.'


b) òkèllɪ̀ dákô Tr-BEN
3s.bringen.BEN.PFV Frau
'Er brachte es für die Frau.'


c) òkèlá Tr
3s.bringen.PFV.1s
'Er brachte mich.'


d) òkèllá Tr-BEN
3s.bringen.BEN.PFV.1s
'Er brachte es für mich.'


Benefaktive können sowohl bei transitiven als auch intransitiven Verben eingeführt werden. Die folgenden Beispiele zeigen die Verben lèggò (Tr: beten zu jmd) und légô (IA: beten) mit Benefaktiven:


a) òlɛ̀ggá òbáŋá Tr-BEN
3s.beten.BEN.PFV.1s Gott
'Er betete für mich zu Gott.'


b) òlèggə́ IA-BEN
3s.beten.BEN.PFV.1s
'Er betete für mich.'

Literatur

Noonan, Michael (1992): A grammar of Lango.(Mouton Grammar Library,8.) Berlin: Mouton de Gruyter.

Weblinks

http://www.ethnologue.com/14/show_language.asp?code=LAJ [08.06.2006]

http://www.worldlanguage.com/Languages/Lango/htm [08.06.2006]

Leipziger Glossierungsregeln [11.06.2006]