Difference between revisions of "Kausativ"

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Bei diesem Typ bekommt das ursprüngliche A (im kausativen Satz das Kausatum) eine P-Markierung und das ursprüngliche P behält seine Markierung als P. So siehte s an der Oberfläche so aus als gäbe es zwei P-Argumente. Tatsächlich verhält es sich aber meistens so, dass nur eines der beiden auch die Eigenschaften eines P besitzt (bsp. Passivierbarkeit). Oft ist das das ursprüngliche A.
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Bei diesem Typ bekommt das ursprüngliche A (im kausativen Satz das Kausatum) eine P-Markierung und das ursprüngliche P behält seine Markierung als P. So sieht es an der Oberfläche so aus, als gäbe es zwei P-Argumente. Tatsächlich verhält es sich aber meistens so, dass nur eines der beiden auch die Eigenschaften eines P besitzt (bsp. Passivierbarkeit). Oft ist das das ursprüngliche A.
  
  
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Im Hebräischen wird ein P durch die Akkusativ Präposition ''te'' markiert. Im Kausativ eines transitiven Satzes werden orginal A (hier: ''hatalmidim'' - 'Studenten') und P (hier: '' harikud'' - 'Tanz') mit dieser Präposition markiert. Aber nur das Kausatum ('Studenten') ist es richtiges P, da es passiviert werden kann. 'Tanz' kann nicht passiviert werden.
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Im Hebräischen wird ein P durch die Akkusativ-Präposition ''et/את'' markiert. Im Kausativ eines transitiven Satzes werden orginal A (hier: ''ha-Talmidim'' - 'Studenten') und P (hier: '' ha-Rikud'' - 'Tanz') mit dieser Präposition markiert. Aber nur das Kausatum ('Studenten') ist ein richtiges P, da es passiviert werden kann. 'Tanz' kann nicht passiviert werden.
 
 
  
 
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Latest revision as of 23:32, 23 September 2007

(Handout)

Allgemeines

  • lat. causare = verursachen
  • Kausative drücken Handlungen aus, bei denen ein Vorgang bzw. Zustand durch einen Verursacher bewirkt oder veranlasst wird.
(1) töten ' verursachen, dass jemand stirbt '
  • Kausativierung ist ein valenzhebender Mechanismus, d.h. ein neues Argument wird hinzugefügt. Dieses neue Argument ist der Kausator; er fungiert syntaktisch als Subjekt und trägt semantisch die Rolle des Agens.


Grundsituation kausative Situation
Sam slid off the roof Mary made Sam slide off the roof


Termini:

  • Der Kausator bzw. causer bezeichnet denjenigen, der eine Situation kontrolliert, indem er eine Handlung verursacht oder veranlasst.
  • Das Kausatum bzw. causee bezeichnet denjenigen, der beeinflusst wird und von der Handlung betroffen ist.


(2) Mary made Sam slide off the roof.
Kausator Kausatum

Kausativarten

In den einzelnen Sprachen gibt es verschiedene Mittel der Realisierung von Kausativen; die folgenden drei Haupttypen sind idealisierte Orientierungspunkte einer formalen Gliederung.


lexikalischer Kausativ

Es gibt drei Arten lexikalischer Kausative:

  • Ein Verb wird ohne formale Markierung sowohl kausativisch als auch nicht-kausativisch verwendet (labile Opposition); im Deutschen trifft das z.B. auf die Verben schmelzen, trocknen, rollen und brechen zu.
(3) Das Wasser kocht. vs. Hans kocht das Wasser.

entsprechende Beispiele im Englischen: open, run, move und im Französischen: monter, descendre


  • Das kausative Pendant eines nicht-kausativen Verbs ist durch Stammvokalwechsel gekennzeichnet.
(4) Die Kuh trinkt. vs. Der Bauer tränkt die Kuh.

weitere Beispiele im Deutschen: saugen vs. säugen trinken vs. tränken liegen vs. legen sitzen vs. setzen sinken vs. senken fallen vs. fällen


  • Verschiedene Verben bezeichnen ein und dieselbe Situation, wobei eines davon das Kausativ ausdrückt.
(5) Der Mann stirbt. vs. Hans tötet den Mann.


Fragwürdiges:

(1) Es besteht die These, dass auch Verben wie essen oder waschen das Verursachen einer Veränderung ausdrücken und folglich als kausativ bezeichnet werden können. Der Verb essen enthalte eine lokale Veränderung des Gegessenen, nämlich in den Magen des Essenden:

(a) Kalle isst eine Möhre. Die Möhre wandert in Kalles Magen.

(2) Eine weitere These bezieht sich auf Empfindungen: Es gebe kausative Zustandsverben, die das Verursachen oder Verändern von Empfindungen bezeichnen:

(b) Seine Krankheit beunruhigt mich. Sein Benehmen ärgert mich schon lange.

morphologischer Kausativ

  • Morphologische Kausative werden durch produktive Veränderungen am Verb gebildet, z.B. durch Affigierung am Basisverb.

Türkisch:

(6a) Hasan öl-dü (6b) Ali Hasan-i öl-dür-dü
H.NOM die-PST A.NOM H.-ACC die-CAUS-PST
'Hasan starb.' 'Ali tötete Hasan.'


analytischer/ periphrastischer Kausativ

  • Analytische Kausative sind durch ein trennbares Prädikat gekennzeichnet; dieses entsteht infolge der Verwendung eines kausativen Hilfsverbs, z.B. make und cause im Englischen, faire und laisser im Französischen oder lassen im Deutschen.
(7a) Mary made Sam fall.
(7b) Mary caused Sam to fall.

Es besteht die Tendenz, analytische Kausativ auch im Deutschen mit machen zu bilden. Wahrigs “Die deutsche Rechtschreibung” von 2003 verzeichnet die Konstruktion das hat mich lachen, weinen gemacht, und auch in den Medien treten analoge Beispiele auf (Wird er sie gewinnen machen? - ZDF-Auslandsjournal am 11.5.2006). Möglicherweise kann diese Konstruktion damit begründet werden, dass die Kausativbildung mit lassen ambig ist und folglich die Notwendigkeit einer Alternative besteht: jemanden rufen lassen kann einerseits bedeuten, dass jemandem das Rufen erlaubt wird (= permissive Lesart), andererseits aber auch das Veranlassen, dass jemand gerufen wird.

Zwischentypen

Wie bereits anfangs erwähnt, handelt es sich bei den drei Typen um idealisierte Orientierungspunkte; folglich gibt es auch Verschiebungen bzw. Überschneidungen in Form von Zwischentypen. Als Beispiel soll hier das Französische dienen, welches eine Form zwischen analytischem und morphologischem Kausativ aufweist:

(8) Paul fit chanter Marie.

Analytisch ist diese Konstruktion aufgrund des zweiteiligen Prädikats, morphologisch aufgrund der Wortstellung; fit und chanter fungieren als Verbkompositum, das nicht getrennt werden kann

Valenzänderung

Kausative sind valenzerhöhend. Durch einen Kausativ wird ein zusätzliches Argument - der Kausator - aufgenommen. Der Kausator wird immer zum A im kausativen Satz. Dies wirkt sich natürlich auf die ursprünglichen Argumente aus.


bei intransitiven Verben

Liegt ein intransitives Verb zugrunde, dann wird das ursprüngliche S zum P des transitiven (kausativen) Satzes. Das A wird durch den Kausator eingenommen.

zugrundeliegender Satz: intransitiv S
Kausativkonstruktion: transitiv A(Kausator) P


Evenki

Im Evenki gibt es für intransitive Verben die Kausativmarker -vkAn, - pkAn, -mukAn. Im folgenden Beispiel wird die 'alte Frau' als Kausator (A) eingeführt. 'Mädchen', das im ersten Satz S war, ist im kausativen Satz zum P geworden.

(9) Asatkan suru-re-n
Mädchen(S) weggehen-NFUT-3sg
'Das Mädchen ging fort.'


(10) Atyrkan asatkan-me suru-pken-e-n
alte.Frau(A) Mädchen.ACC(P) weggehen-CAUS-NFUT-3sg
'Die alte Frau veranlasste das Mädchen zu gehen.'


Kolyma-Jukagirisch

In dieser Sprache gibt es, neben anderen, das Suffix zur Bildung eines Kausativs. Das Beispiel demonstriert wieder, dass aus einem ursprünglichen S das P im kausativen Satz wird.

(11a) čaqe al'ā-j
gefrorener.Fisch(S) tauen-INTR-3sg
'Der gefrorene Fisch taute.'


(11b) čaqe-lek al'ā-š-mele
gefrorener.Fisch-PRÄD(P) tauen-CAUS-3sg:OF
'(Er) taute gefrorenen Fisch auf.'


bei transitiven Verben

Liegt ein transitiver Satz zugrunde, dann ist nicht mehr so einfach vorherzusagen, was mit den vorhandenen Argumenten geschieht. In den Sprachen der Welt sind mehrere Strategien zu beobachten.


zugrundeliegender Satz: transitiv A P
Kausativkonstruktion: ditransitiv A(Kausator) ?(Kausatum) ?


Dixon gibt 5 verschiedene Typen an.


Typ Kausator Orginal-A (Kausatum) Orginal-P
i A spezielle Markierung P
ii A behält A-Markierung P
iii A P-markierung P-Markierung
iv A P Randargument
v A Randargument P


In den meisten Fällen werden alle Argumente aus dem Ausagangssatz in den kausativen Satz übernommen. Auf diese Fälle beziehen sich die Typen 1 bis 5. Es gibt allerdings auch Sprachen, die in einem Kausativ von einem transitiven Verb höchstens 2 Argumente aktzeptieren. Eine solche Sprache ist Mishmi (in Nord-Ost Indien). Dort muss man sich entscheiden, ob man nur den Kausator oder nur das Kausatum nennt (davon hängt Wahl des Suffixes ab). Möchte man beide nennen, dann ist es nötig das Verb zweimal aufzuführen einmal mit der Markierung für Kausator und einmal mit der für das Kausatum. Aber diese Fälle sind eher selten.

(12a) tapẽ thá-de-bo
1sg+NOM Reis essen-TENSE-CAUS1
'Ich wurde dazu veranlaßt Reis zu essen (von jemanden - nicht genannt, aber mitverstanden).'


(12b) tapẽ thá-syig-a
1sg+NOM Reis essen-CAUS2-TENSE
'Ich veranlasste (jemanden - nicht genannt, aber mitverstanden) Reis zu essen'


(12c) thá-syig-a, nyú thá-de-bo
1sg+NOM essen-CAUS2-TENSE 2sg+NOM essen-TENSE-CAUS1
'Ich veranlasste dich zu essen.'


Typ (i) spezielle Markierung für Kausatum

Nivkh

Im Nivkh gibt es eine spezielle Markierung für das Kausatum und zwar -ax. Es wird nur verwendet um ein belebtes Kausatum zu markieren (ein unbelebtes Kausatum bekommt keine Markierung).

(13a) ōla lep pʰnanak xim-gu-dˈ
Kind Brot seine.ältere.Schwester geben-FINIT
'Das Kind gab seiner älteren Schwester das Brot.'


(13b) ətək ōla-ax lep pʰnanak xim-gu-dˈ
Vater Kind-CAUSEE Brot seiner.älteren.Schwester geben-CAUS-FINIT
'Der Vater veranlaßt (läßt) das Kind seiner älteren Schwester das Brot (zu)geben.'


Typ(ii) Orginal-A behält A-Markierung

Trumai (isoliert, obere Xingu Region, Brasilien)

In der Ergativsprache Trumai stehen Kausator und Kausatum im Ergativ.

(14a) Alaweru-k hai-ts axos disi-ka
A.-ERG 1sg-ERG Kind.ABS schlagen-CAUS
'Alaweru veranlaßte mich das Kind zu schlagen.'


Der Kausator 'Alaweru' ist das A des Satzes und hat deswegen diese Markierung. 'ich' ist hier das Kausatum. Im transitiven Ausgangssatz muss dieses Argument das A gewesen sein und hatte aus diesem Grund auch den Ergativ. Im kausativen Satz wurde dann diese mArkierung einfach beibehalten. Der Ausgangssatz könnte so ausgesehen haben (selbst gebildet).

(14b) hai-ts axos disi
1sg-ERG Kind.ABS schlagen
'Ich schlug das Kind.'


Typ(iii) Orginal-A bekommt P-Markierung; Orginal-P behält P-Markierung

Bei diesem Typ bekommt das ursprüngliche A (im kausativen Satz das Kausatum) eine P-Markierung und das ursprüngliche P behält seine Markierung als P. So sieht es an der Oberfläche so aus, als gäbe es zwei P-Argumente. Tatsächlich verhält es sich aber meistens so, dass nur eines der beiden auch die Eigenschaften eines P besitzt (bsp. Passivierbarkeit). Oft ist das das ursprüngliche A.


Hebräisch

(15) hirkadə-ti [et ha-talmid-im] [et ha-rikud ha-xadaš]
tanzen.CAUS.PST-1sg AKK ART-Student-PL AKK ART-Tanz ART-neu
'Ich veranlaßte die Studenten den neuen Tanz zu tanzen.'


Im Hebräischen wird ein P durch die Akkusativ-Präposition et/את markiert. Im Kausativ eines transitiven Satzes werden orginal A (hier: ha-Talmidim - 'Studenten') und P (hier: ha-Rikud - 'Tanz') mit dieser Präposition markiert. Aber nur das Kausatum ('Studenten') ist ein richtiges P, da es passiviert werden kann. 'Tanz' kann nicht passiviert werden.

Typ(iv) Orginal-A wird neues P; Orginal-P wird Randargument

Bei diesem Typ wird das ursprüngliche A Argument zum neuen P und das ursprüngliche P wird zu einem Randargument.

Javanesisch

Im Javanesischen wird das Randargument in einem ditransitiven Satz durch die Dativ-Präposition marang markiert. Die Rollen der anderen Argumente werden in dieser Sprache durch die Stellung im Satz ausgedrückt: A-V-P und S-V.

(16a) asu-ne nguyak Bambang
Hund-DEF jagen B.
'Der Hund jagte Bambang.'


(16b) Sri nguyak-ake asu-ne marang Bambang
S. jagen-CAUS Hund-DEF DAT B.
'Sri veranlaßte den Hund Bambang zu jagen.'

Der erste Satz ist ein transitiver Satz mit asune als A-Argument und Bambang als P. Im zweiten Satz wurde daraus mit Hilfe des Suffix -ake ein Kausativ gemacht. Das ursprüngliche P wird durch die Dativ-Präposition als Randargument gekennzeichnet.

Typ(v) Orginal-P bleibt P; A wird Randargument

Für diesen Typ gibt es zwei Untertypen. Bei beiden wird jedoch das ursprüngliche A zu einem Randargument.

Untertyp I

Dieser Typ ist eher selten. Die Markierung des ursprünglichen A Arguments ist an einer Hierarchie orientiert. Subjekt >> dirketes Objekt >> indirektes Objekt >> Oblique >> Genitiv >> Objekt des Vergleichs Das A Argument nimmt immer die Position ein, die auf der Skala als nächstes frei ist. Demonstriert wird dies am Französischen.

Französisch

Das Argument, um das es in den folgenden Beispielsätzen geht, ist Jean.

(17a) je ferai courir Jean
1sg.NOM machen.FUT.1sg laufen.INF J.
'Ich veranlasse Jean zu rennen.'

→ direktes Objekt In diesem Satz ist die Position Subjekt bereits durch je besetzt. Die nächste freie Möglichkeiten ist dirketes Objekt. So übernimmt Jean die Funktion eines direkten Objektes.

(17b) je ferai manger les gâteaux à Jean
1sg.NOM machen.FUT.1sg essen.INF ART.Pl Kekse.PL PREP J.
'Ich veranlasse Jean die Kekse zu essen.'

→ indirektes Objekt

In diesem Beispielsatz sind sowohl Subjekt als auch direktes Objekt bereits besetzt. Jean wird somit indirektes Objekt des Satzes (gekennzeichnet durch die Präposition à).

(17c) je ferai écrire une lettre au directeur par Jean
1sg.NOM machen.FUT.1sg schreiben.INF ART Brief PREP.ART Direktor PREP J.
'Ich veranlasse Jean einen Brief an den Direktor zu schreiben.'

→ Oblique

Hier ist Jean ein obliques Argument (durch par gekennzeichnet), da alle Positionen, die in der Hierarchie höher stehen, bereits durch andere Argumente besetzt sind.

In diesem Typ hängt die Rolle des ursprünglichen As immer von den anderen Argumenten im Satz ab. Jedoch ist dieser Typ relativ selten.

Untertyp II

Bei dem zweiten Untertyp bekommt das Orginal-A (Kausatum) immer eine feste Position am "Rand" des Satzes. Möglichkeiten dafür sind folgende Markierungen:

  • Dativ-Kasus:

Türkisch

(18a) Müdür mektub-u imzala-dɩ
Direktor Brief-AKK unterschreiben-PST
'Der Direktor unterschrieb den Brief.'


(18b) Dişçi mektub-u müdür-e imzala-t-tɩ
Zahnarzt Brief-AKK Direktor-DAT unterschreiben-CAUS-PST
'Der Zahnarzt veranlasste den Direktor den Brief zu unterschreiben.'

Im Türkischen steht das ursprünglich A im Dativ (=Randposition).


Finnisch

Im Finnischen bekommt das ursprüngliche A im kausativen Satz den Kasus Addessiv und wird damit zu einem Randargument.

In diesem Beispiel sieht man gut, dass das ursprüngliche A (die Maurer) im kausativen Satz den Adessiv-Kasus bekommt. Dadurch wird dieses Argument aus dem "Kern" des Satzes an den Rand gesetzt.

(19a) Muurari-t rakens-i-vat talo-n
Maurer-PL bauen-PST-3PL Haus-AKK
'Die Maurer bauten das Haus.'
(19b) Minä rakennut-i-n talo-n muurare-i-lla
ich bauen.CAUS-PST-1Sg Haus-AKK Maurer-PL-ADESS
'Die Maurer bauten das Haus.'


(Die abgeleiteten Sätze 20b und 21b passen leider nicht ganz genau zu den Ausgangssätzen. Das Argument im ADESSIV müsste im Ausgangssatz eigentlich als A erscheinen (dort erscheint aber der Kausator schon als A).)

(20a) Hän kirjoitt-i omaelämäkerta-nsa
sie schreiben-PST/3s Autobiografie(A)-3POSS
'Sie schrieb ihre Autobiografie.'
(20b) Hän kirjoitu-tt-i omaelämäkerta-nsa (kirjailija-lla)
sie schreiben-CAUS-PST/3s Autobiografie(A)-3POSS (Schriftsteller-ADESS)
'Sie ließ einen Schriftsteller ihre Autobiografie schrieben.'


(21a) Mikko kuiva-a pyykki-nsä
Mikko trocknen-3s Wäsche(A)-3POSS
'Mikko trocknet seine Wäsche.'
(21b) Mikko kuiva-tta-a pyykki-nsä (naaruri-lla-an)
Mikko trocknen-CAUS-3s Wäsche(A)-3POSS (Nachbar-ADESS-3POSS)
'Mikko veranlasst einen Nachbarn seine Wäsche zu trocknen.'


Weitere Möglichkeiten sind:

  • Instrumental-Markierung (im Ungarischen)
  • Lokativ (in kaukasischen Sprachen)
  • Allativ (in West Greenlandic Eskimo)

Semantik

permissive Lesart von Kausativen

Analytische Kausative können eine permissive Lesart aufweisen; z.B.:

(22) Peter hat Karl den Text schreiben lassen.

Der Satz kann zum einen bedeuten, dass Peter Karl erlaubt hat, den Brief zu schreiben (= permissiv), zum anderen aber auch, dass Karl von Peter veranlasst wurde, den Brief zu schreiben.

direkt vs indirekt

Direkte Kausation beinhaltet ein unmittelbares intentionales Verursachen des aktiven Kausators. Dagegen drückt indirekte Kausation eher ein intentionales Nichtverhindern aus:

  • direkte Kausation: Ali tötet Hasan.
  • indirekte Kausation: Ali lässt Hasan sterben.


Im Nivkh gibt es unterschiedliche Affixe für direkte und indirekte Kausation:

pol- 'fallen'
vol-u- 'mit Absicht zu Fall bringen'
pol-gu 'versehentlich umstoßen'

Kontrolle

Kausative können auch Informationen darüber enthalten, ob das Kausatum Kontrolle über die Situation hat oder nicht. Im Creek gibt es für diese Unterscheidung zwei Suffixe:

-ic drückt aus, dass das Kausatum keine/ wenig Kontrolle hat ('das Kind füttern')
-ipa-ic zeigt an, dass das Kausatum eine gewisse Kontrolle über die Situation hat ('machen, dass das Kind isst')

Wille

  • Kausative können auch Informationen darüber enthalten, ob das Kausatum willentlich handelt oder nicht. Im analytischen kausativ des Englischen wird dies sichtbar an der Verwendung von 'let' vs. 'make'.


Japanisch:

(23a) Ryooshin ga Taroo o konsaato e ik-ase-ta
Eltern NOM T. AKK Konzert zu gehen-CAUS-PST
'Die Eltern veranlassten Taroo zum Konzert zu gehen.'


(23b) Ryooshin ga Taroo in konsaato e ik-ase-ta
Eltern NOM T. DAT Konzert zu gehen-CAUS-PST
'Die Eltern ließen Taroo zum Konzert zu gehen.'


Analog zum japanischen Beispiel kann auch im Deutschen ein entsprechender Unterschied zwischen den folgenden Sätzen festgestellt werden:

(24a) Ich lasse meinen Sohn den Rasen mähen.
(24b) Ich lasse den Rasen von meinem Sohn mähen.

Während der erste Satz auf eine Freiwilligkeit des Sohnes (Kausatum) schließen lässt, ist im zweiten Satz eher nicht von willentlichem Handeln auszugehen.

Literatur

  • Brandt, Margareta, 1979. Über Reflexiva, Kausativa und echte Transitiva. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik.7. S. 190-203
  • Dixon, Robert M. W. 2000. A typology of causatives: form, syntax meaning. In: Dixon & Aikhenvald (eds.). Changing valency: case studies in transitivity. Cambridge: Cambridge University Press. S.30-83
  • García García, Luisa, 2005. Germanische Kausativbildung. Die deverbalen jan-Verben im Gotischen. Göttingen.
  • Glück, Helmut, 2000. Metzler Lexikon Sprache. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart/ Weimar
  • Gunkel, Lutz, 1999. Causatives in German. In: Theoretical Linguistics. 25. S. 133-159.
  • Payne, Thomas E., 1997. Describing morphosyntax. Cambridge: Cambridge University Press. S.175-186
  • Payne, Thomas E., 2006. Exploring language structure: a students guide. Cambridge: Cambridge University Press. S.258-264