Difference between revisions of "Intertextualität"

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Unter Intertextualität versteht man in der Textlinguistik Gefüge von Relationen zwischen Texten und Aktivierung von Kenntnissen über Texte bei deren Verwendung.

Kommentare

Beaugrande & Dressler (1981: 13 f) rechnen die Intertextualität zu den Kriterien der Textualität, die als konstitutive Prinzipien der Textkommunikation fungieren (Beaugrande & Dressler 1981: 13 f). Nach Beaugrande & Dressler bezeichnet der Begriff Intertextualität die Abhängigkeiten zwischen Produktion bzw. Rezeption eines gegebenen Textes und dem Wissen der Kommunikationsteilnehmer über andere Texte (Beaugrande & Dressler 1981: 188).

Intertextuelle Relationen können unterschiedlicher Art sein:

  • Referentielle Intertextualität liegt vor, wenn ein konkreter Text direkt auf einen anderen authentischen Text referiert, wie es z. B. bei Parodien der Fall ist. Wenn zwei Texte auf denselben Sachverhalt der außersprachlichen Wirklichkeit referieren (z. B. ein Zeitungsbericht und ein Kommentar), bestehen auch zwischen diesen beiden Texten referentielle intertextuelle Beziehungen. Referentielle Intertextualität spielt u. a. für das Verständnis von Zitaten, Inhaltsangaben, Zusammenfassungen, Rezensionen eine besondere Rolle. An diesen Beispielen (und an Übersetzungen) wird besonders deutlich, wie sich Textverwender in der Textverarbeitung auf andere Texte beziehen.
  • Typologische Intertextualität lässt sich feststellen, wenn die intertextuellen Relationen funktionale und strukturelle Übereinstimmungen von Texten betreffen, was für das Wiedererkennen von Textmustern und die Klassifizierung von Texttypen/Textsorten wichtig ist.

Intertextualität ist, ganz allgemein, für die Entwicklung von TEXTSORTEN als Klassen von Texten mit typischen Mustern von Eigenschaften verantwortlich (Beaugrande & Dressler 1981: 13). Die Kenntnis prototypischer Textmuster spielt bei der wissenschaftlichen und der intuitiven Unterscheidung von Texttypen und Textsorten eine wesentliche Rolle.

Holthuis (1993) bezieht bei ihren texttheoretischen (rezeptionsorientierten) Überlegungen poetische und nichtliterarische Texte (und deren Beziehungen zueinander) in die Entwicklung einer Taxonomie intertextueller Beziehungen ein.

Heinemann (1997) grenzt das textlinguistische Verständnis des Begriffs Intertextualität gegenüber anderen und weiter gefassten Auffassungen ab.

Der Begriff Intertextualität wurde aus der Literaturwissenschaft (Kristeva 1967) übernommen und wird auch bei Analysen bestimmter Texte in Musik und Bildender Kunst angewandt, um spezifische Merkmale z. B. von Collagen, Montagen, Zitaten und Parodien zu erklären. Auf historische Aspekte intertextueller Praxis und Theorie weist Schoeck (1991) hin. Durch die weltweite Vernetzung erhält der Begriff Intertextualität eine weitere Dimension (vgl. Allen 2000: 199).

Siehe auch

Textualität, konstitutive Prinzipien, Textmuster, Textsorten, Texttypologie, rezeptive Textverarbeitung, Textmusterwissen

Link

Eva Schoenke, Textlinguistik-Glossar

Literatur

  • Allen, Graham. 2000. Intertextuality. London/New York: Routledge.
  • de Beaugrande, Robert-Alain und Wolfgang U. Dressler. 1981. Einführung in die Textlinguistik (= Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 28). Tübingen: Niemeyer.
  • Heinemann, Wolfgang. 1997. Zur Eingrenzung des Intertextualitätsbegriffs aus textlinguistischer Sicht. In: Klein, Josef, Ulla Fix (Hrsg.) Textbeziehungen. Linguistische und literaturwissenschaftliche Beiträge zur Intertextualität: 21-37.
  • Holthuis, Susanne. 1993. Intertextualität: Aspekte einer rezeptionsorientierten Konzeption. Tübingen: Stauffenburg.
  • Kristeva, Julia. 1967. Bakhtine, le mot, le dialogue et le roman. In: Critique 33/239: 438-465 (deutsch 1972. Bachtin, das Wort, der Dialog und der Roman. In: Ihwe, Jens (Hrsg.). Literaturwissenschaft und Linguistik: Ergebnisse und Perspektiven 3: Frankfurt: Athenäum: 345-375).
  • Schoenke, Eva. 1991. Didaktik sprachlichen Handelns (= Reihe Germanistische Linguistik 109). Tübingen: Niemeyer.

Andere Sprachen

Englisch intertextuality