Difference between revisions of "Gustav Herdan (de)"

From Glottopedia
Jump to navigation Jump to search
(→‎Andere Sprachen: sort order)
 
(3 intermediate revisions by 2 users not shown)
Line 1: Line 1:
Geb. 21.1.1897 in Brünn (Mähren; Mutter Anna, Vater Adolf, Kaufmann); gest. 16.11.1968 (Bournemouth). Jurist, Statistiker und Linguist.  
+
Geb. 21.1.1897 in Brünn (Mähren; Mutter Anna, Vater Adolf, Kaufmann); gest. 16.11.1968 (Bournemouth). Jurist, Statistiker und Linguist.
 +
 
 
Besuch der ersten deutschen Staatsrealschule in Brünn, Reifezeugnis 1915, Maturitätszeugnis Staatsgymnasium Brünn 1916, Studium der Rechtswissenschaft ab WS 1917/18 in Wien und Prag (deutsche Universität), dazwischen 2 Jahre Militärdienst; Promotion 1923 an der deutschen Universität Prag; zu dieser Zeit wurden von Jura-Promovenden keine Disser-tationen verfasst. Danach Tätigkeit am Landesgericht Brünn; ab 1933 Studium vor allem des Chinesischen in Berlin, London (Diplom für klassisches Chinesisch), Prag und Wien, 1937 in Wien abgeschlossen mit Promotion in Sinologie (ostasiatische Sprachen) und englischer Philologie. 1938 Emigration nach England; Studium der Mathematik und Statistik; stellt 1939-1945 seine Kenntnisse der Statistik in den Dienst der englischen Kriegswirtschaft. Arbeit als Statistiker in der Industrie. Ab 1948 „Lecturer in Statistics“ in der Faculty of Medicine der Universität Bristol.
 
Besuch der ersten deutschen Staatsrealschule in Brünn, Reifezeugnis 1915, Maturitätszeugnis Staatsgymnasium Brünn 1916, Studium der Rechtswissenschaft ab WS 1917/18 in Wien und Prag (deutsche Universität), dazwischen 2 Jahre Militärdienst; Promotion 1923 an der deutschen Universität Prag; zu dieser Zeit wurden von Jura-Promovenden keine Disser-tationen verfasst. Danach Tätigkeit am Landesgericht Brünn; ab 1933 Studium vor allem des Chinesischen in Berlin, London (Diplom für klassisches Chinesisch), Prag und Wien, 1937 in Wien abgeschlossen mit Promotion in Sinologie (ostasiatische Sprachen) und englischer Philologie. 1938 Emigration nach England; Studium der Mathematik und Statistik; stellt 1939-1945 seine Kenntnisse der Statistik in den Dienst der englischen Kriegswirtschaft. Arbeit als Statistiker in der Industrie. Ab 1948 „Lecturer in Statistics“ in der Faculty of Medicine der Universität Bristol.
 
Mitglied der American Statistical Society, Fellow der Royal Statistical Society, Mitglied der Linguistic Society of America.
 
Mitglied der American Statistical Society, Fellow der Royal Statistical Society, Mitglied der Linguistic Society of America.
Herdans große Bedeutung für die Sprachwissenschaft besteht darin, dass er wohl als erster eine Gesamtdarstellung der Quantitativen Linguistik vorgelegt hat. Ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit ist die Entwicklung und Überprüfung von mathematisch formulierten Sprachgesetzen („statistical laws“). Seine Auffassung hierzu kommt u.a. im folgenden Zitat zum Ausdruck: „The masses of linguistic forms...are a part of the physical universe, and as such are subject to the laws which govern mass assemblies of any kind... This is how the need for statistical linguistics arises“ (Herdan 1960a: 3).  
+
 
 +
Herdans große Bedeutung für die Sprachwissenschaft besteht darin, dass er wohl als erster eine Gesamtdarstellung der Quantitativen Linguistik vorgelegt hat. Ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit ist die Entwicklung und Überprüfung von mathematisch formulierten Sprachgesetzen („statistical laws“). Seine Auffassung hierzu kommt u.a. im folgenden Zitat zum Ausdruck: „The masses of linguistic forms...are a part of the physical universe, and as such are subject to the laws which govern mass assemblies of any kind... This is how the need for statistical linguistics arises“ (Herdan 1960a: 3).
 +
 
 
In Anknüpfung an Saussures Dichotomie von langue und parole sowie an die Informationstheorie und Kybernetik steht er zusammen mit Pierre Guiraud und Charles Muller für den Aufschwung der Quantitativen Linguistik in den 1950er/ 1960er Jahren (Aichele 2005: 18). Dabei behandelt er eine große Vielfalt von Themen: Fragen der Identifikation anonymer Autoren, Stilometrie, Sprachwandel und -mischung, Anwendung der Informationstheorie, Type-token-Relation, Wortlängen- und Wortfrequenzverteilungen, Zusammenhang zwischen Textlänge und Vokabularumfang sowie zwischen Stilistik und Sprachtypologie. Ein weiteres Thema ist ihm das Deutsch der Nationalsozialisten (Herdan 1960a: 263ff.). In seinen Werken werden etliche Sprachgesetze vorgestellt, darunter die Zipf- bzw. Zipf-Mandelbrot-Verteilung, Poisson-Verteilung, Lognormalverteilung. Auch wenn nicht jedes Detail heute genau so gesehen wird wie von ihm, ist Herdan doch einer der Pioniere der Quantitativen Linguistik. Zu vielen dieser Theman hat er mit der Unterstützung seiner Studenten eine Fülle von Daten erarbeitet, die man auch aus dem Blickwinkel neuer theoretischer Überlegungen nutzen kann (vgl. z.B. Best & Zhu 2001: 103ff.).
 
In Anknüpfung an Saussures Dichotomie von langue und parole sowie an die Informationstheorie und Kybernetik steht er zusammen mit Pierre Guiraud und Charles Muller für den Aufschwung der Quantitativen Linguistik in den 1950er/ 1960er Jahren (Aichele 2005: 18). Dabei behandelt er eine große Vielfalt von Themen: Fragen der Identifikation anonymer Autoren, Stilometrie, Sprachwandel und -mischung, Anwendung der Informationstheorie, Type-token-Relation, Wortlängen- und Wortfrequenzverteilungen, Zusammenhang zwischen Textlänge und Vokabularumfang sowie zwischen Stilistik und Sprachtypologie. Ein weiteres Thema ist ihm das Deutsch der Nationalsozialisten (Herdan 1960a: 263ff.). In seinen Werken werden etliche Sprachgesetze vorgestellt, darunter die Zipf- bzw. Zipf-Mandelbrot-Verteilung, Poisson-Verteilung, Lognormalverteilung. Auch wenn nicht jedes Detail heute genau so gesehen wird wie von ihm, ist Herdan doch einer der Pioniere der Quantitativen Linguistik. Zu vielen dieser Theman hat er mit der Unterstützung seiner Studenten eine Fülle von Daten erarbeitet, die man auch aus dem Blickwinkel neuer theoretischer Überlegungen nutzen kann (vgl. z.B. Best & Zhu 2001: 103ff.).
Herdan studierte eher Philologie als Linguistik und haftete – wie zu seiner Zeit alle Linguisten – an den Lehren von F. de Saussure und denen des Prager Strukturalismus. Dieser Hintergrund öffnete ihm einige Tore, auf der anderen Seite hinderte er ihn, einen Schritt weiter zu gehen. 40 Jahre nach seinem Tod und in Anbetracht der Entwicklung in der Quantitativen Linguistik ist es nicht schwer, die Irrtümer zu sehen, denen er unterlag. Seine Kritiker, die ihn eher vom linguistischen Standpunkt aus rezensiert haben, kritisierten mehr seinen „nichtlinguistischen“ Blick auf Sprachphänomene und ihre Interpretationen, seltener seine Methoden.  Nichtsdestoweniger brachte er eine ganze Reihe von Problemen zum Vorschein, deren konsequente Weiterführung neue Bereiche der Linguistik eröffnen könnte.
+
 
Herdan nahm den Kampf mit „qualitativen“ Linguisten betont engagiert auf und griff besonders die Vertreter der damals sich neu entwickelnden generativen Grammatik bei jeder Gelegenheit an. Diplomatie war nicht gerade seine starke Seite. In damaliger Zeit konnte er die Auseinandersetzung nicht für sich entscheiden; heute hat sich die Situation jedoch beträchtlich geändert. Es ist zu bedauern, dass er auch gegen Vertreter der Quantitativen Linguistik eine negative Einstellung hatte. Zipf und sein Prinzip der geringsten Anstrengung sowie sein Gesetz, das heutzutage in mindestens 20 wissenschaftlichen Disziplinen seinen Platz gefunden hat, lehnte er schroff ab. Heute sind Zipfs Entdeckungen die Grundlage der synergetischen Linguistik und sein Prinzip, das axiomatisch gilt, wurde in zahlreiche Spezialfälle aufgespalten.  
+
Herdan studierte eher Philologie als Linguistik und haftete – wie zu seiner Zeit alle Linguisten – an den Lehren von F. de Saussure und denen des Prager Strukturalismus. Dieser Hintergrund öffnete ihm einige Tore, auf der anderen Seite hinderte er ihn, einen Schritt weiter zu gehen. 40 Jahre nach seinem Tod und in Anbetracht der Entwicklung in der Quantitativen Linguistik ist es nicht schwer, die Irrtümer zu sehen, denen er unterlag. Seine Kritiker, die ihn eher vom linguistischen Standpunkt aus rezensiert haben, kritisierten mehr seinen „nichtlinguistischen“ Blick auf Sprachphänomene und ihre Interpretationen, seltener seine Methoden.  Nichtsdestoweniger brachte er eine ganze Reihe von Problemen zum Vorschein, deren konsequente Weiterführung neue Bereiche der Linguistik eröffnen könnte.
 +
 
 +
Herdan nahm den Kampf mit „qualitativen“ Linguisten betont engagiert auf und griff besonders die Vertreter der damals sich neu entwickelnden generativen Grammatik bei jeder Gelegenheit an. Diplomatie war nicht gerade seine starke Seite. In damaliger Zeit konnte er die Auseinandersetzung nicht für sich entscheiden; heute hat sich die Situation jedoch beträchtlich geändert. Es ist zu bedauern, dass er auch gegen Vertreter der Quantitativen Linguistik eine negative Einstellung hatte. Zipf und sein Prinzip der geringsten Anstrengung sowie sein Gesetz, das heutzutage in mindestens 20 wissenschaftlichen Disziplinen seinen Platz gefunden hat, lehnte er schroff ab. Heute sind Zipfs Entdeckungen die Grundlage der synergetischen Linguistik und sein Prinzip, das axiomatisch gilt, wurde in zahlreiche Spezialfälle aufgespalten.
 +
 
 
Von Herdan kann man jedoch sehr viel lernen. Es sind nicht so sehr die Methoden und Ansätze, die er benutzte, bzw. die Interpretationen, die er ihnen gab, sondern eher die Fülle der Probleme, die er in die Diskussion brachte. Sicherlich sind manche von ihnen Pseudoprobleme oder nicht gerade adäquat gelöste Ansätze, aber man kann aus ihnen ersehen, welche Richtungen möglich sind. Er wird heute noch immer oft zitiert, im positiven Sinne (vgl. u.a. Köhler, Altmann & Piotrowski 2005; Nikitopoulos 1980). Vielleicht hat er sich in seinen linguistischen Bemühungen allzusehr auf seine eigenen linguistischen Kenntnisse verlassen und jegliche Kooperation mit Linguisten vermieden, im Gegensatz zur Medizin, wo er nur als Statistiker wirkte und mit anderen kooperierte.   
 
Von Herdan kann man jedoch sehr viel lernen. Es sind nicht so sehr die Methoden und Ansätze, die er benutzte, bzw. die Interpretationen, die er ihnen gab, sondern eher die Fülle der Probleme, die er in die Diskussion brachte. Sicherlich sind manche von ihnen Pseudoprobleme oder nicht gerade adäquat gelöste Ansätze, aber man kann aus ihnen ersehen, welche Richtungen möglich sind. Er wird heute noch immer oft zitiert, im positiven Sinne (vgl. u.a. Köhler, Altmann & Piotrowski 2005; Nikitopoulos 1980). Vielleicht hat er sich in seinen linguistischen Bemühungen allzusehr auf seine eigenen linguistischen Kenntnisse verlassen und jegliche Kooperation mit Linguisten vermieden, im Gegensatz zur Medizin, wo er nur als Statistiker wirkte und mit anderen kooperierte.   
 
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
Line 93: Line 98:
  
 
Gabriel Altmann, Lüdenscheid
 
Gabriel Altmann, Lüdenscheid
 +
 +
== Quelle ==
 +
Karl-Heinz Best, Gabriel Altmann: Glottometrics 15, 2007, 92-96
 +
 +
===Andere Sprachen===
 +
*Englisch: [[Gustav Herdan]]
  
 
[[Category:De]]
 
[[Category:De]]
[[Category:Quantitative Linguistik]]
+
[[Category:Quantitative Linguistik|Herdan, Gustav]]
[[Category:BIOG]]
+
[[Category:BIOG|Herdan, Gustav]]

Latest revision as of 23:55, 1 February 2010

Geb. 21.1.1897 in Brünn (Mähren; Mutter Anna, Vater Adolf, Kaufmann); gest. 16.11.1968 (Bournemouth). Jurist, Statistiker und Linguist.

Besuch der ersten deutschen Staatsrealschule in Brünn, Reifezeugnis 1915, Maturitätszeugnis Staatsgymnasium Brünn 1916, Studium der Rechtswissenschaft ab WS 1917/18 in Wien und Prag (deutsche Universität), dazwischen 2 Jahre Militärdienst; Promotion 1923 an der deutschen Universität Prag; zu dieser Zeit wurden von Jura-Promovenden keine Disser-tationen verfasst. Danach Tätigkeit am Landesgericht Brünn; ab 1933 Studium vor allem des Chinesischen in Berlin, London (Diplom für klassisches Chinesisch), Prag und Wien, 1937 in Wien abgeschlossen mit Promotion in Sinologie (ostasiatische Sprachen) und englischer Philologie. 1938 Emigration nach England; Studium der Mathematik und Statistik; stellt 1939-1945 seine Kenntnisse der Statistik in den Dienst der englischen Kriegswirtschaft. Arbeit als Statistiker in der Industrie. Ab 1948 „Lecturer in Statistics“ in der Faculty of Medicine der Universität Bristol. Mitglied der American Statistical Society, Fellow der Royal Statistical Society, Mitglied der Linguistic Society of America.

Herdans große Bedeutung für die Sprachwissenschaft besteht darin, dass er wohl als erster eine Gesamtdarstellung der Quantitativen Linguistik vorgelegt hat. Ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit ist die Entwicklung und Überprüfung von mathematisch formulierten Sprachgesetzen („statistical laws“). Seine Auffassung hierzu kommt u.a. im folgenden Zitat zum Ausdruck: „The masses of linguistic forms...are a part of the physical universe, and as such are subject to the laws which govern mass assemblies of any kind... This is how the need for statistical linguistics arises“ (Herdan 1960a: 3).

In Anknüpfung an Saussures Dichotomie von langue und parole sowie an die Informationstheorie und Kybernetik steht er zusammen mit Pierre Guiraud und Charles Muller für den Aufschwung der Quantitativen Linguistik in den 1950er/ 1960er Jahren (Aichele 2005: 18). Dabei behandelt er eine große Vielfalt von Themen: Fragen der Identifikation anonymer Autoren, Stilometrie, Sprachwandel und -mischung, Anwendung der Informationstheorie, Type-token-Relation, Wortlängen- und Wortfrequenzverteilungen, Zusammenhang zwischen Textlänge und Vokabularumfang sowie zwischen Stilistik und Sprachtypologie. Ein weiteres Thema ist ihm das Deutsch der Nationalsozialisten (Herdan 1960a: 263ff.). In seinen Werken werden etliche Sprachgesetze vorgestellt, darunter die Zipf- bzw. Zipf-Mandelbrot-Verteilung, Poisson-Verteilung, Lognormalverteilung. Auch wenn nicht jedes Detail heute genau so gesehen wird wie von ihm, ist Herdan doch einer der Pioniere der Quantitativen Linguistik. Zu vielen dieser Theman hat er mit der Unterstützung seiner Studenten eine Fülle von Daten erarbeitet, die man auch aus dem Blickwinkel neuer theoretischer Überlegungen nutzen kann (vgl. z.B. Best & Zhu 2001: 103ff.).

Herdan studierte eher Philologie als Linguistik und haftete – wie zu seiner Zeit alle Linguisten – an den Lehren von F. de Saussure und denen des Prager Strukturalismus. Dieser Hintergrund öffnete ihm einige Tore, auf der anderen Seite hinderte er ihn, einen Schritt weiter zu gehen. 40 Jahre nach seinem Tod und in Anbetracht der Entwicklung in der Quantitativen Linguistik ist es nicht schwer, die Irrtümer zu sehen, denen er unterlag. Seine Kritiker, die ihn eher vom linguistischen Standpunkt aus rezensiert haben, kritisierten mehr seinen „nichtlinguistischen“ Blick auf Sprachphänomene und ihre Interpretationen, seltener seine Methoden. Nichtsdestoweniger brachte er eine ganze Reihe von Problemen zum Vorschein, deren konsequente Weiterführung neue Bereiche der Linguistik eröffnen könnte.

Herdan nahm den Kampf mit „qualitativen“ Linguisten betont engagiert auf und griff besonders die Vertreter der damals sich neu entwickelnden generativen Grammatik bei jeder Gelegenheit an. Diplomatie war nicht gerade seine starke Seite. In damaliger Zeit konnte er die Auseinandersetzung nicht für sich entscheiden; heute hat sich die Situation jedoch beträchtlich geändert. Es ist zu bedauern, dass er auch gegen Vertreter der Quantitativen Linguistik eine negative Einstellung hatte. Zipf und sein Prinzip der geringsten Anstrengung sowie sein Gesetz, das heutzutage in mindestens 20 wissenschaftlichen Disziplinen seinen Platz gefunden hat, lehnte er schroff ab. Heute sind Zipfs Entdeckungen die Grundlage der synergetischen Linguistik und sein Prinzip, das axiomatisch gilt, wurde in zahlreiche Spezialfälle aufgespalten.

Von Herdan kann man jedoch sehr viel lernen. Es sind nicht so sehr die Methoden und Ansätze, die er benutzte, bzw. die Interpretationen, die er ihnen gab, sondern eher die Fülle der Probleme, die er in die Diskussion brachte. Sicherlich sind manche von ihnen Pseudoprobleme oder nicht gerade adäquat gelöste Ansätze, aber man kann aus ihnen ersehen, welche Richtungen möglich sind. Er wird heute noch immer oft zitiert, im positiven Sinne (vgl. u.a. Köhler, Altmann & Piotrowski 2005; Nikitopoulos 1980). Vielleicht hat er sich in seinen linguistischen Bemühungen allzusehr auf seine eigenen linguistischen Kenntnisse verlassen und jegliche Kooperation mit Linguisten vermieden, im Gegensatz zur Medizin, wo er nur als Statistiker wirkte und mit anderen kooperierte.

Literatur

  • Aichele, Dieter (2005). Quantitative Linguistik in Deutschland und Österreich. In: Köhler, Reinhard, Altmann, Gabriel, & Piotrowski, Rajmund G. (Hrsg.), Quantitative Linguistik - Quantitative Linguistics. Ein internationales Handbuch:. 16-23. Berlin/ N.Y.: de Gruyter.
  • Best, Karl-Heinz, Altmann, Gabriel (2007). XXX. Gustav Herdan (1897-1968). Glottometrics 15, 92-96.
  • Best, Karl-Heinz, & Zhu, Jinyang (2001). Wortlängenverteilungen in chinesischen Texten und Wörterbüchern. In: Best, Karl-Heinz (Hrsg.), Häufigkeitsverteilungen in Texten: 101-114. Göttingen: Peust & Gutschmidt.
  • Chrétien, C. Douglas (1962/63). A New Statistical Approach to the Study of Language? Romance Philology 16, 290-301. (Review Article zu Herdan, Language as Choice and Chance, 1956).
  • Grayston, K., & Herdan, G. (1959/60). The Authorship of the Pastorals in the Light of Statistical Linguistics. New Testament Studies VI, 1-15.
  • Heilmann, Luigi (1969). Gustav Herdan. Lingua e Stile 4, 93-96.
  • Herdan, Gustav (1937). Die Reduplikationen des Chih Ching (Diss.phil., Wien, nur 1 Ex., das lt. Mitteilung v. 14.2.07 in der Fachbereichsbibliohtek Ostasienwissenschaften der Universität Wien noch vorhanden ist.).
  • Herdan, Gustav (1940). The Mathematical Analysis of Linguistic Behavior. Thesis.
  • Herdan, Gustav (1941). Factorial Analysis of Recorded Speech. Thesis.
  • Herdan, Gustav (1952). Heisenberg’s uncertainty relation as a case of stochastic dependence. Die Naturwissenschaften 39, 350.
  • Herdan, Gustav (1953). Language in the Light of Information. Metron XVII, 89-125.
  • Herdan, Gustav (1953). Language in the Light of Information II. Metron XVII, 93-122.
  • Herdan, Gustav (1954). Informationstheoretische Analyse als Werkzeug der Sprach¬for-schung. Die Naturwissenschaften 41, 293-295.
  • Herdan, Gustav (1955). A new derivation of Yule’s characteristic K. Zeitschrift für angewandte Mathematik und Physik/ Journal of Applied Mathematics and Physics/ Journal de Mathématiques et de Physique appliqées VI, 332-334.
  • Herdan, Gustav (1956). Chaucer’s Authorship of the Equantorie of the Planets. The Use of Romance Vocabulary as Evidence. Language 32, 254-259.
  • Herdan, Gustav (1956). Language as Choice and Chance. Groningen: Noordhoff.
  • Herdan, Gustav (1957). The Numerical Expression of Selective Variation in the Vowel-Consonant Sequence in English and Russian. In: Pulgram, Ernst (ed.), Studies presented to Joshua Whatmough on his sixtieth birthday (S. 91-104). ‘s-Gravenhage: Mouton.
  • Herdan, Gustav (1958). An Inequality Relation between Yule’s Characteristic K and Shannon’s Entropy H. Zeitschrift für angewandte Mathematik und Physik/ Journal of Applied Mathematics and Physics/ Journal de Mathématiques et de Physique appliqées IX, 69-73.
  • Herdan, Gustav (1958). The mathematical relation between Greenberg’s index of linguistic diversity and Yule’s characteristic. Biometrika 45, 268-270.
  • Herdan, Gustav (1958). The Relation between the Functional Burdening of Phonemes and the Frequency of Occurrence. Language and Speech 1, 8-13.
  • Herdan, Gustav (1958). The relation between the dictionary distribution and the occurrence distribution of word length and its importance for the study of quantitative linguistics. Biometrika 45, 222-228.
  • Herdan, Gustav (1959). The Hapax Legomenon: A Real or Apparent Phenomenon? Language and Speech 2, 26-36.
  • Herdan, Gustav (1960). Linguistic Philosophy in the Light of Modern Linguistics. Language and Speech 3, 78-83.
  • Herdan, Gustav (1960a). Type-Token Mathematics. A Textbook of Mathematical Linguistics. ‘s-Gravenhage: Mouton.
  • Herdan, Gustav (1961). A Critical Examination of Simon’s Model of Certain Distribution Functions in Linguistics. Applied Statistics 10, 65-76.
  • Herdan, Gustav (1961). Rev. zu: Pierre Guiraud, Problèmes et méthodes de la statistique linguistique. Language 37, 120-125.
  • Herdan, Gustav (1961). Vocabulary statistics and Phonology: A Parallel. Language XXXVII, 247-255.
  • Herdan, Gustav (1962). The Calculus of Linguistic Observations. ‘s-Gravenhage: Mouton.
  • Herdan, Gustav (1962). The Patterning of Semitic Verbal Roots Subjected to Combinatory Analysis. Word XVIII, 262-268.
  • Herdan, Gustav (1962). Statistics of phonemic systems. Proceedings of the Fourth International Congress of Phonetic Sciences held at the university of Helsinki, 4-9 September 1961 (S. 435-439). Ed by Antti Sovijärvi & Pentti Aalto. The Hague: Mouton.
  • Herdan, Gustav (1963). Mathematical models of linguistic distribution functions. Études de Linguistique Appliquée II, 47-64.
  • Herdan, Gustav (1963). A method for the quantitative analysis of language mixture. Statistical Methods in Linguistics 2, 110-123.
  • Herdan, Gustav (1964). The Structuralistic Approach to Chinese Grammar and Vocabulary. Two Essays. The Hague: Mouton.
  • Herdan, Gustav (1964). On communication between linguists. Linguistics 9, 71-76.
  • Herdan, Gustav (1964). Mathematics of genealogical relationship beween languages. Proceedings of the 9th international Congress of Linguistics, Cambridge, Mass., August 27-31, 1962 (S. 51-60). Ed. by Horace G. Lunt. London/ The Hague/ Paris: Mouton.
  • Herdan, Gustav (1964). Quantitative Linguistics. London: Butterworths. (ital.: Linguistica quantitativa. Bologna: Il Mulino 1971)
  • Herdan, Gustav (1964). Quantitative linguistics or generative grammar? Linguistics 4, 56-65.
  • Herdan, Gustav (1964). Reply. Archivum Linguisticum XVI, 82-84.
  • Herdan, Gustav (1965, 41971). Eine Gesetzmäßigkeit der Sprachenmischung. Mit einem Exkurs über Goethes ‚West-östlichen Divan‘. Mathematik und Dichtung. Versuche zur Frage einer exakten Literaturwissenschaft: 85-106. Zusammen mit Rul Gunzenhäuser hrsg. von Helmut Kreuzer. 4. durchgesehene Auflage. München: Nymphenburger.
  • Herdan, Gustav (1965). Lexicality and its statistical reflection. Language and Speech VIII, 190-196.
  • Herdan, Gustav (1965). Suitable and unsuitable mathematical models in language statistics, and their consequences. Proceedings of the Fifth International Congress of Phonetic Sciences, held at the University of Münster. Ed. by Eberhard Zwirner & Wolfgang Bethge (S. 61-81). Basel: Karger.
  • Herdan, Gustav (1966). The advanced theory of language as choice and chance. Berlin/ Heidelberg/ New York: Springer.
  • Herdan, Gustav (1966). Chinese – a conceptual or a notational language? Linguistics 28, 59-73.
  • Herdan, Gustav (1966). Haeckels biogenetisches Grundgesetz in der Sprachwissenschaft. Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 19, 321-338.
  • Herdan, Gustav (1966). La lessicalità e il suo riflesso statistico. Lingua e Stile 1, 135-142.
  • Herdan, Gustav (1966). Letter to the editor. Revue Roumaine de Linguistique XI, 401-402.
  • Herdan, Gustav (1966). How can quantitative methods contribute to our understanding of lan¬¬guage mixture and language borrowing? In: Statistique et analyse linguistique. Colloque de Strasbourg (20-22 avril 1964) (S. 17-39). Paris: Presses Universitaires de France.
  • Herdan, Gustav (1967). Il calcolo della frequenza delle parole. Forme della parola o lem-matizzatione? Lingua e Stile 2, 47-50.
  • Herdan, Gustav (1967). Chinese – A conceptual or a notational language? Monumenta Serica 26, 47-75.
  • Herdan, Gustav (1967). The crisis in modern general linguistics. La Linguistique 2, 27-37.
  • Herdan, Gustav (1967). L’elemento formale matematico nelle lingue naturali. Lingua e Stile 2, 277-289.
  • Herdan, Gustav (1967). The jig-saw puzzle of Saussurian and quantitative linguistics. Lingua e Stile 4, 69-76.
  • Herdan, Gustav (1967). Principi generali e metodi della linguistica matematica. Il Verri. Rivista di Letteratura 24, 87-99.
  • Herdan, Gustav (1968). „Götzendämmerung“ at M.I.T. Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 21, 223-231.
  • (Herdan) Cherdan, Dž. (1968). Krisis sovremennogo obščego jazykoznanija. Voprosy jazy-koznanija, H. 2, 112-117.
  • Herdan, Gustav (1968). Rezension zu: Charles Muller, Étude de statistique lexicale: le vocabulaire du théâtre de Pierre Corneille. Language 44, 659-664.
  • Herdan, Gustav (1968). Zur Verfasserfrage in den Isländersagas. Zeitschrift für Deutsche Philologie 87, 97-99.
  • Herdan, Gustav (1969). Mathematical models of language. Studium Generale 22, 191-196.
  • Herdan, Gustav (1969). About some controversial results of the quantitative method in linguistics. Zeitschrift für Romanische Philologie 85, 376-384.
  • Herdan, Gustav (1969). The mathematical theory of verse. Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 22, 225-234.
  • Herdan, Gustav (1969). Vokabularstruktur und Semantik. Phonetica 19, 142-155.
  • Köhler, Reinhard, Altmann, Gabriel, & Piotrowski, Rajmund G. (Hrsg.), Quantitative Linguistik - Quantitative Linguistics. Ein internationales Handbuch. Berlin/ N.Y.: de Gruyter.
  • Krallmann, Dieter. (1969). Necrologium: Gustav Herdan 1898-1968. Phonetica 20, 232-233.
  • Krámský, Jiří (1969). Gustav Herdan – An Obituary. Philologia Pragensia 12, 175.
  • Meier, Georg F. (1970). Nachruf: Gustav Herdan. Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 23, 110-111.
  • Nikitopoulos, Pantelis (1980). Sprachstatistik. In: Althaus, Hans Peter, Henne, Helmut, & Wiegand, Herbert Ernst (Hrsg.), Lexikon der germanistischen Linguistik. 2., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. S. 792-797. Tübingen: Niemeyer 1980.
  • Zasorina, L.N., & Tisenko, E.V. (1972). Statističeskaja koncepcija G. Cherdana. Naučnye Doklady Vysšej Školy - Filologičeskie nauki 15, H. 2 (68), 99-109.

Hinweis: Herdan hat allein oder mit anderen zusammen eine ganze Reihe weiterer Untersuchungen veröffentlicht, vor allem zu medizinischen Themen.

Für Unterstützung bei den Recherchen ist herzlich zu danken: Fachbereichsbibliothek Ostasienwissenschaften der Universität Wien (Maja Fuchs), Svitlana Kiyko (Czernowitz), Jürgen Udolph (Leipzig), Ludmila Uhlířová (Prag), Universitätsarchiv Wien (Johannes Seidl), Universitätsbibliothek Wien (Ingrid Ramirer), Andrew Wilson (Lancaster).

Karl-Heinz Best, Göttingen

Gabriel Altmann, Lüdenscheid

Quelle

Karl-Heinz Best, Gabriel Altmann: Glottometrics 15, 2007, 92-96

Andere Sprachen