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'''Andreas Wesch''' (1961-12-02 - 2008-01-11) war ein deutscher Romanist.
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Andreas Wesch kam 1961 auf die Welt und ist in Umkreis von Darmstadt und in Salzgitter aufgewachsen. Seine berufliche Karriere führte ihn durch die besten Adressen der deutschen (und jenseits der deutschen) Romanistik: Studium und Promotion an der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]], Assistentur und Habilitation in Freiburg im Breisgau, Vertretungen in Staßburg und Konstanz; seit 2001 war er Professor für Romanische Sprachwissenschaft in Köln. Früh gehörte er Arbeitskreisen an, die sich später als wichtige "Nachwuchsschmieden" der Romanistik/Linguistik erwiesen: er war Mitinitiator des fächerübergreifenden linguistischen Kolloquiums LiMo an der FU Berlin, er gehörte zu den ersten westlichen Teilnehmern des "Nachwuchskolloquiums der Romanistik", das, gegründet in der DDR, nach dem Mauerfall Pionierarbeit für die Integration der Romanistik im Osten und im Westen leistete (A. Wesch hatte schon lange vorher enge Kontakte zu Kollegen und Nachwuchsleuten aus der DDR). In Freiburg war er höchst aktives Mitglied des Sonderforschungsbereichs Mündlichkeit und Schriftlichkeit.
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Kurz nach dem Antritt seiner Kölner Professur war er zum ersten mal mit seiner Krebserkrankung konfrontiert, war aber voller Hoffnung, trotz erschreckender Parallelitäten dem Schicksal seines früheren engen Freundes [[Andreas Blank]] zu entgehen. Er hat in dieser Zeit kaum nachgelassen in seinem Engagement für die Wissenschaft, die Lehre, das Kölner Institut: er hat publiziert, Projekte entwickelt (etwa eine internationale Kooperation zur Erforschung des Spanischen der Balearen), hat vielfältig und maßgeblich die Aktivitäten des Zen¬trums für Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit der Philosophischen Fakultät belebt, er hat gelehrt, geprüft (und auch gefeiert), hat alle Kraft eingesetzt, um Kollegen und Studierenden die Folgen seiner zunehmend schlimmere Situation nicht spüren zu lassen. Für den im Herbst, 2008 stattfindenen Frankoromanistentag in Augsburg hatte er noch eine Sektion angekündigt. Er hinterließ seine Frau Petra seine elfjährige Tochter Anne. Er wurde auf dem "Alten Friedhof" in Köln-Weiden beigesetzt.
  
'''Andreas Wesch''' (1961-12-02 - 2008-01-11) war ein deutscher Romanist.
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An all seinen Wirkungsplätzen stand er vornehmlich im Gespräch mit sprachtheoretisch-strukturlinguistisch orientierten Kollegen, zu deren Fragen er gerade auch in jüngerer Zeit Beiträge geleistet hat; primär aber verkörperte er "die andere" Sprachwissenschaft, man könnte auch sagen die "eigentliche": eine Sprachwissenschaft, die Respekt hat vor ihrem Gegenstand, den Sprachen (im Plural), die die Fakten, die Vielfalt und Individualität ernst nimmt, die sich interessiert für die jeweils dahinterstehende Kultur und somit für die Historizität der Sprachen: in seiner Dissertation über die Información de los Jerónimos (eine kom¬mentierte Textausgabe des Protokolls einer Untersuchung über die spanische Indio-Politik in Santo Domingo aus dem frühen 16. Jh) ist er Philologe, Sprachhistoriker und Diskursanalytiker. Vor allem aber war er ein ausgewiesener Soziolinguist: seine noch unpublizierte Habilitationsschrift vergleicht in exemplarischer Weise die Varietätensysteme des Spanischen und des Französischen. Ihr Anliegen ist ebenso ein theoretisches, nämlich die einzelsprach-historische Dimension des Variegefüges oder Diasystems aufzuzeigen, wie ein deskriptives: mit dem Interesse an der genauen sprachlichen Situation der beiden romanischen Hauptsprachen in ihrer inneren dialektalen und sozialen Vielfalt und ihren verschiedenen Gebrauchsmodi steht die Habilitationsschrift in der Reihe früherer Arbeiten, in denen A. Wesch sich mit der Ausprägung des Spanischen im Kontakt mit dem Katalanischen in Barcelona beschäftigt hat.
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Katalonien war ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit; er war ein exzellenter Kenner und Sprecher des Katalanischen; von 2001 bis 2006 war er Präsident des Deutschen Katalanistenverbandes. Das Katalanische verkörperte in besonderer Weise A. Weschs Interesse an Minderheitensprachen und ihrer sprachpolitischen Situation (er war Mitbegründer von De Lingulis, einer Schriftenreihe zu "lesser used languages"); kaum weniger lagen ihm die anderen Sprachen und Dialekte der Iberischen Halbinsel am Herzen, die kleinen wie die großen, und die Modalitäten ihrer weltweiten Verbreitung.
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A. Wesch war nicht nur ein exzellenter Sprecher der jeweiligen Sprachen, sondern auch sehr guter Kenner der jeweiligen Kulturen und Lebensformen; kaum jemand kannte sich so gut aus in den verschiedenen Regionen und Metropolen der westlichen Romania und Lateinamerikas, von Brüssel bis Mexiko-Stadt; kaum einer hatte einen solch großen Freundeskreis im romanischen Ausland.  
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Latest revision as of 15:51, 15 January 2008

Andreas Wesch (1961-12-02 - 2008-01-11) war ein deutscher Romanist.

Leben

Andreas Wesch kam 1961 auf die Welt und ist in Umkreis von Darmstadt und in Salzgitter aufgewachsen. Seine berufliche Karriere führte ihn durch die besten Adressen der deutschen (und jenseits der deutschen) Romanistik: Studium und Promotion an der Freien Universität Berlin, Assistentur und Habilitation in Freiburg im Breisgau, Vertretungen in Staßburg und Konstanz; seit 2001 war er Professor für Romanische Sprachwissenschaft in Köln. Früh gehörte er Arbeitskreisen an, die sich später als wichtige "Nachwuchsschmieden" der Romanistik/Linguistik erwiesen: er war Mitinitiator des fächerübergreifenden linguistischen Kolloquiums LiMo an der FU Berlin, er gehörte zu den ersten westlichen Teilnehmern des "Nachwuchskolloquiums der Romanistik", das, gegründet in der DDR, nach dem Mauerfall Pionierarbeit für die Integration der Romanistik im Osten und im Westen leistete (A. Wesch hatte schon lange vorher enge Kontakte zu Kollegen und Nachwuchsleuten aus der DDR). In Freiburg war er höchst aktives Mitglied des Sonderforschungsbereichs Mündlichkeit und Schriftlichkeit.

Kurz nach dem Antritt seiner Kölner Professur war er zum ersten mal mit seiner Krebserkrankung konfrontiert, war aber voller Hoffnung, trotz erschreckender Parallelitäten dem Schicksal seines früheren engen Freundes Andreas Blank zu entgehen. Er hat in dieser Zeit kaum nachgelassen in seinem Engagement für die Wissenschaft, die Lehre, das Kölner Institut: er hat publiziert, Projekte entwickelt (etwa eine internationale Kooperation zur Erforschung des Spanischen der Balearen), hat vielfältig und maßgeblich die Aktivitäten des Zen¬trums für Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit der Philosophischen Fakultät belebt, er hat gelehrt, geprüft (und auch gefeiert), hat alle Kraft eingesetzt, um Kollegen und Studierenden die Folgen seiner zunehmend schlimmere Situation nicht spüren zu lassen. Für den im Herbst, 2008 stattfindenen Frankoromanistentag in Augsburg hatte er noch eine Sektion angekündigt. Er hinterließ seine Frau Petra seine elfjährige Tochter Anne. Er wurde auf dem "Alten Friedhof" in Köln-Weiden beigesetzt.

Beitrag

An all seinen Wirkungsplätzen stand er vornehmlich im Gespräch mit sprachtheoretisch-strukturlinguistisch orientierten Kollegen, zu deren Fragen er gerade auch in jüngerer Zeit Beiträge geleistet hat; primär aber verkörperte er "die andere" Sprachwissenschaft, man könnte auch sagen die "eigentliche": eine Sprachwissenschaft, die Respekt hat vor ihrem Gegenstand, den Sprachen (im Plural), die die Fakten, die Vielfalt und Individualität ernst nimmt, die sich interessiert für die jeweils dahinterstehende Kultur und somit für die Historizität der Sprachen: in seiner Dissertation über die Información de los Jerónimos (eine kom¬mentierte Textausgabe des Protokolls einer Untersuchung über die spanische Indio-Politik in Santo Domingo aus dem frühen 16. Jh) ist er Philologe, Sprachhistoriker und Diskursanalytiker. Vor allem aber war er ein ausgewiesener Soziolinguist: seine noch unpublizierte Habilitationsschrift vergleicht in exemplarischer Weise die Varietätensysteme des Spanischen und des Französischen. Ihr Anliegen ist ebenso ein theoretisches, nämlich die einzelsprach-historische Dimension des Variegefüges oder Diasystems aufzuzeigen, wie ein deskriptives: mit dem Interesse an der genauen sprachlichen Situation der beiden romanischen Hauptsprachen in ihrer inneren dialektalen und sozialen Vielfalt und ihren verschiedenen Gebrauchsmodi steht die Habilitationsschrift in der Reihe früherer Arbeiten, in denen A. Wesch sich mit der Ausprägung des Spanischen im Kontakt mit dem Katalanischen in Barcelona beschäftigt hat. Katalonien war ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit; er war ein exzellenter Kenner und Sprecher des Katalanischen; von 2001 bis 2006 war er Präsident des Deutschen Katalanistenverbandes. Das Katalanische verkörperte in besonderer Weise A. Weschs Interesse an Minderheitensprachen und ihrer sprachpolitischen Situation (er war Mitbegründer von De Lingulis, einer Schriftenreihe zu "lesser used languages"); kaum weniger lagen ihm die anderen Sprachen und Dialekte der Iberischen Halbinsel am Herzen, die kleinen wie die großen, und die Modalitäten ihrer weltweiten Verbreitung.

A. Wesch war nicht nur ein exzellenter Sprecher der jeweiligen Sprachen, sondern auch sehr guter Kenner der jeweiligen Kulturen und Lebensformen; kaum jemand kannte sich so gut aus in den verschiedenen Regionen und Metropolen der westlichen Romania und Lateinamerikas, von Brüssel bis Mexiko-Stadt; kaum einer hatte einen solch großen Freundeskreis im romanischen Ausland.

(aus dem Nachruf von Daniel Jacob)

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