http://glottopedia.org/api.php?action=feedcontributions&user=O.Arnold&feedformat=atomGlottopedia - User contributions [en]2024-03-29T00:10:17ZUser contributionsMediaWiki 1.34.2http://glottopedia.org/index.php?title=Kompositum&diff=13150Kompositum2013-03-26T08:57:19Z<p>O.Arnold: </p>
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<div><br />
= Kompositum (de) =<br />
<br />
<br />
<br />
== Klassifikation ==<br />
<br />
<br />
Komposita sind Wortzusammensetzungen freier [[Morphem|Morpheme]], die durch den Prozess der Komposition gebildet werden und den am häufigsten vorkommenden Worttyp in der deutschen Wortbildung darstellen. <br />
Meist sind Komposita binär gegliedert und bestehen aus zwei im Zusammenhang miteinander stehenden Konstituenten oder aus einem [[Konfix]] (häufig aus dem Eurolateinischen oder dem Englischen entlehnte Einheiten) und aus einer von ihm geforderten Konstituente.<br />
Die beiden Konstituenten werden in Erst- und Zweitglied unterteilt, wobei die beiden Glieder des Kompositums entweder einander gleich gestellt sein ([[Koordination]]) oder einander über- oder untergeordnet sein ([[Subordination]]) können.<br />
Bei einem Kompositum unterscheidet man außerdem zwischen dem Kopf und dem Kern einer [[Komposition]]. Das Zweitglied bildet in der Regel den Kopf und bestimmt somit die Wortart, das [[Genus]] und die Flexionsklasse der Komposition. <br />
<br />
In den meisten Fällen werden Komposita zusammengeschrieben, bis auf einige Ausnahmen, wie z. B. bei einzelnen [[Derivation|Entlehnungen]] aus dem Englischen, die auch in Getrenntschreibung zulässig sind (z.B. Soft Drink). <br />
<br />
<br />
=== Schreibweise mit Bindestrich ===<br />
<br />
<br />
Bei mehrgliedrigen Eigennamen (z.B. Wilhelm-Hittorf-Gymnasium), Initialwörtern, bei denen ein Übergang zwischen Buchstabenwörtern und gebräuchlicher Schreibweise stattfindet (z.B. BMW-Fahrer) und bei Komposita mit Ziffern (z.B. Fünf-Sekunden-Intervalle) wird stets der Bindestrich verwendet. Bei der Bildung von polymorphemischen Komposita mit mehr als vier Morphemen wird der Bindestrich auch eingesetzt und dient hier als Segmentierungshilfe. Gebräuchlich ist dieser auch bei Kopulativkomposita, wobei hier die beiden Konstituenten auch durch eine Konjunktion ''und'' verbunden werden können, da diese gleichwertig sind. Der Bindestrich wird auch bei Kompositionen aus einem entlehnten Fremdwort und einem deutschen Wort eingesetzt, um eine Abgrenzung zu schaffen(z.B. Dessert-Rezept). Und schließlich erscheint dieser auch bei Komposita, die einen Markennamen als Erstglied enthalten (z.B. Tempo-Taschentuch).[http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/volltexte/2005/1484/pdf/Kotulkova.pdf.] <br />
<br />
<br />
=== Polymorphemisches Kompositum ===<br />
<br />
<br />
Eine junge Erscheinung in der deutschen Sprache ist das polymorphemische Kompositum (welches bei Grimm nicht beschrieben wurde), das aus vier oder mehr Morphemen besteht. Am häufigsten sind Bildungen aus einem Adjektiv- oder Verbstamm mit einem substantivischen Endglied (z.B. Autobahnraststätte). Anders als zwei- oder dreimorphemische Substantivkomposita weisen die polymorphemischen Komposita einige Besonderheiten auf, so z. B. die häufige Verwendung des Bindestrichs (siehe Schreibweise mit Bindestrich), sowie die Tendenz zur Verwendung von Kürzungen (z.B. Bundesausbildungsförderungsgesetz oder BAföG). <br />
<br />
<br />
== Erstglieder ==<br />
<br />
<br />
<br />
=== Substantiv als Erstglied ===<br />
<br />
<br />
Die Zusammensetzung zweier Substantive ist besonders häufig vertreten. <br />
Meist wird der vom Erstglied bezeichnete Gegenstand, von dem Wesen/Objekt oder der Institution, die von dem Zweitglied bezeichnet wird, regiert. Das Erstglied kann entweder in der reinen Stammform (Tag-falter), aber auch durch Flexionselemente markiert auftreten (Tag''-es-''licht). Als [[Fugenelement|Fugenelemente]] dienen hier ''-e-'', ''-(e)n-'', ''-er-'', ''-(e)s-'' und ''-ens-''. Das Verhältnis zwischen Bezugs- und Grundwort wird manchmal nicht eindeutig gekennzeichnet und setzt voraus, dass der Hörer einige Kenntnisse in Bezug auf diese mit sich bringt. <br />
<br />
<br />
<br />
=== Adjektiv als Erstglied ===<br />
<br />
<br />
Die Bildung von Kompositionen mit einem adjektivischen Erstglied ist in der deutschen Sprache weniger vertreten, da adjektivische und substantivische Erstglieder formal identisch sind und sich erst durch Paraphrasen unterscheiden lassen. Insofern lässt sich die Seltenheit der Kompositionen mit einem adjektivischen Erstglied dadurch begründen, dass sobald es sich um Adjektive mit einem indigenem Derivatsufix (''-bar'', ''-ig'', ''-ich'', ''-lich'') handelt, diese durch eine substantivische Basis in einem Kompositum ersetzt werden (z.B. mensch''lich''es Herz = Menschenherz). <br />
<br />
=== Verbstamm als Erstglied ===<br />
<br />
Ein Verb als Erstglied steht immer ohne die Endung ''-en'' des Infinitivs in einem Kompositum, also in der einfachen Stammform. Nicht selten wird das Fugenelement ''-e-'' zwischen die beiden Konstituenten gesetzt, früher aufgrund der schwachen Verben, heute auch aus lautlich-rhythmischen Gründen( z.B. Lesezirkel). <br />
<br />
<br />
=== Pronomen als Erstglied ===<br />
<br />
Die Bildung von Komposita mit Pronomen als Erstglied im substantivischen Kompositum setzt voraus, dass die Komposition insgesamt als ein Substantiv anzusehen ist. Diese ist eher selten und betrifft nur vereinzelte Pronomen.<br />
Zu den verwendeten Personalpronomina zählen ''ich'' und ''wir'' (z.B. Ich-Erzählung, Wir-Bewusstsein). Des Weiteren sind Fragepronomina sehr geläufig (z.B. Werfall).<br />
Komposita mit Possessivpronomen ''mein'' und ''dein'' werden zwar verwendet, sind aber nur im Textzusammenhang verständlich (z.B. Mein-Tag). <br />
Demonstrativpronomen und Indefinitpronomen als Erstglied einer Komposition treten in der deutschen Sprache nicht auf.<br />
Die Seltene Verwendung von Pronomen als Erstglied wird auf ihre situationsbestimmte Funktionsweise zurückgeführt. <br />
<br />
<br />
=== Numerale als Erstglied ===<br />
<br />
Als Numerale im Kompositum erscheinen Zahlen unter ''zehn'', wobei sich die Zahl im Erstglied nicht konkret auf das Zweitglied bezieht (z.B. bedeutet Zweikampf nicht, dass es sich um zwei Kämpfe handelt, sondern dass zwei Gegner gegeneinander antreten). Zudem werden Numeralien als Ordnungszahlen (z.B. Zweitwagen) oder als Wiederholungswörter (z.B. Dreifachsieg) verwendet. Die Zahl ''Null'' bekommt hier eine Sonderstellung, da sie entweder eine Negation ausdrückt, oder sich konkret auf den Wert ‚Null‘ bezieht. <br />
<br />
=== Konfix als Erstglied ===<br />
<br />
Als Konfixe werden vorwiegend Morpheme aus dem Lateinischen oder Griechischen, die über das Englische ins Deutsche übernommen wurden (''mikro-'', ''makro-'', ''pseudo-''), verwendet. Einige Elemente aus dem Englischen, die in der deutschen Sprache nicht frei beweglich sind, werden aber auch als Erstglied im Kompositum eingesetzt (z.B. Allroundtalent). <br />
<br />
<br />
== Herkömmliche Typisierung ==<br />
<br />
=== Determinativkomposita ===<br />
<br />
Determinativkomposita stellen den häufigsten Typ der Komposition dar. Diese werden durch den Prozess der Subordination gebildet. Determinativkomposita sind hypotaktisch verbunden, was so viel heißt, wie: Die erste Konstituente - Substantiv, Adjektiv oder verbales Morphem - ist der zweiten - Adjektiv oder Substantiv- untergeordnet, wobei die zweite Konstituente die grammatische Funktion des Kompositums festlegt (Wortart und Flexion). Also bildet die zweite Komponente den Oberbegriff (Hyperonym) in Bezug auf die Erste, d.h. '''A+B = B'''.<br />
„Bei Komposita heißt die determinierte, übergeordnete Zweiteinheit Grundwort oder Determinatum; diedeterminierende, untergeordnete Ersteinheit heißt Bestimmungswort oder Determinans.“<ref>Donalies, Elke(2005): Die Wortbildung des Deutschen. Ein Überblick. Zweite, überarbeitete Auflage. Tübingen: Gunter Natt Verlag, S.57.</ref> <br />
Gehören die beiden Konstituenten verschiedenen Wortklassen an, so kann die Subordination leicht erfasst werden. Handelt es sich um Konstituenten einer gleichen Wortklasse, so kann die Subordination durch eine Umstellprobe sichtbar gemacht werden.<br />
<br />
==== Exozentrische Determinativkomposita ====<br />
<br />
Exozentrische Determinativkomposita sind Komposita, die zur Bezeichnung von Personen, Pflanzen oder Tieren verwendet werden (z.B. Schwarzdorn, Rotkehlchen). Hier gilt nicht die oben genannte Regel: '''A + B = B''', sondern '''A+B''' bezeichnen hier etwas, das außerhalb von B liegt und alleine durch die zweite Konstituente nicht erfassbar ist.<br />
Exozentrische Determinativkomposita werden auch Possessivkomposita genannt und oft als eine eigene Gruppe neben Determinativkomposita und Kopulativkomposita beschrieben. <br />
<br />
=== Kopulativkomposita === <br />
<br />
Anders als bei dem Determinativkompositum gehören beide Konstituenten des Kopulativkompositums ein und derselben Wortart und Bezeichnungsklasse an. Das Verhältnis zwischen den Konstituenten ist also anders als bei Determinativkomposita parataktisch. Das Zweitglied eines Kopulativkompositums bestimmt nicht das Erstglied, die beiden Glieder der Komposition sind gleichwertig und können als ein gleichberechtigtes Nebeneinander betrachtet werden. <br />
<br />
Man unterscheidet folgende Arten der Kopulativkomposita<br />
<br />
Exozentrische Kopulativkomposita sind Komposita, bei denen weder das Erst- noch das Zweitglied das ganze Kompositum erfassen kann (z.B. Strumpfhose). <br />
Endozentrische oder konjunktive Kopulativkomposita bezeichnen Wortzusammensetzungen aus zwei oder mehreren gleichwertigen Morphemen einer Wortart, wobei die Bezeichnungen nicht synonymisch sondern eher antonymisch verwendet werden, da es darum geht die Verbindung unterschiedlicher Charakterzüge einer Erscheinungsform oder Wesensform zu benennen (So ist z.B. ein Sänger-Darsteller zugleich ein Sänger und ein Schauspieler, oder eine süß-sauer Soße sowohl süß als auch sauer.). <br />
<br />
=== Possessivkomposita ===<br />
<br />
Possessivkomposita können als Erstglied ein Verb, ein Substantiv oder auch ein Adjektiv besitzen. Meist verläuft die Bezeichnung nicht endozentrisch, sondern exozentrisch, was bedeutet, dass die nähere Spezifizierung außerhalb der Konstruktion liegt. Wichtig ist dabei, dass es meist um die Bezeichnungsklasse „Körperteil“ geht und das Kompositum dazu verwendet wird die Eigenschaft oder die Größe dieses Körperteils hervorzuheben (z.B. Schlaukopf, Hasenfuß). <br />
<br />
=== Rektionskomposita ===<br />
<br />
„Rektionskomposita sind meist aus Verben abgeleitete Nomina. Sie ‚nehmen ihr Objekt mit‘; man nennt das ‚Argumentvererbung‘: ''Auto fahren – Autofahrer''.“<ref>Vater, Heinz(2002): Einführung in die Sprachwissenschaft. 4., vollständige, überarbeitete Auflage. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag, S.80.</ref> Rektionskomposita gehören zu der Gruppe der endozentrischen Komposita. Die Beziehung zwischen Kopf und Kern ist relativ eindeutig festgelegt: Der Kopf bezeichnet eine Handlung und der Kern das entsprechende Objekt. <br />
<br />
= Typenbildung nach Grimm =<br />
<br />
Die Typisierung der Komposita bei Grimm erfolgt vor allem durch die Betrachtungsweise des Erst-Glieds.<br />
<br />
=== Eigentliche/echte Komposita ===<br />
<br />
Bei den eigentlichen Komposita wird das Erstglied nicht flektiert und auch kein Fugenelement verwendet, sodass das Erstglied aus einem einfachen nominalen Stamm besteht. <br />
<br />
=== Uneigentliche/ Kasuskomposita ===<br />
<br />
Die uneigentlichen Komposita sind Komposita bei denen das Erstglied eine Genitivform und auch Endung aufweist. Hier wird ein Genitivattribut einem Substantiv vorangestellt.<br />
<br />
<br />
==Links==<br />
<br />
* http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/volltexte/2005/1484/pdf/Kotulkova.pdf.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
* Fleischer, Wolfgang; Barz, Irmhild (2012):Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4., völlig neu bearbeitete Auflage. Berlin: de Gruyter Verlag.<br />
<br />
* Erben, Johannes (1993): Einführung in die deutsche Wortbildungslehre. 3., neubearbeitete Auflage. Berlin: Schmidt Verlag.<br />
<br />
* Donalies, Elke (2005): Die Wortbildung des Deutschen. Ein Überblick. Zweite, überarbeitete Auflage. Tübingen: Gunter Natt Verlag.<br />
<br />
* Klos, Verena (2011): Komposition und Kompositionalität: Möglichkeiten und Grenzen der semantischen Dekodierung von Substantivkomposita. Göttingen: de Grayter ( =Germanistische Linguistik).<br />
<br />
* Vater, Heinz (2002): Einführung in die Sprachwissenschaft. 4., vollständige, überarbeitete Auflage. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.<br />
<br />
* Alber, Birgit (2004): Einführung in die Morphologie des Deutschen. Editrice UNI Service.<br />
<br />
* Nübling, Damalis et al. (2004): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. Tübingen: Gunter Narr Verlag.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/></div>O.Arnoldhttp://glottopedia.org/index.php?title=Komposition&diff=13149Komposition2013-03-26T08:08:19Z<p>O.Arnold: /* Quellen */</p>
<hr />
<div>= Komposition (de) =<br />
<br />
Neben der [[Derivation]] (Ableitung) gehört die Komposition (Wortzusammensetzung) zu den wichtigsten Wortbildungsprozessen der deutschen Sprache. <br />
Als Komposition bezeichnet man den Vorgang der Wortbildung, bei dem aus mindestens zwei freien [[Morphem|Morphemen]] ein neues Wort gebildet wird. Bei diesem Prozess werden oft [[Fugenelement|Fugenelemente]] verwendet, die auf die [[Flexion|Flexionsendung]] zurückgeführt werden können, deren ursprüngliche Funktion und Bedeutung aber verlorengegangen ist. Die Komposition ist ein Prozess, welcher nicht mit dem Ergebnis ([[Kompositum]]) dieses Vorgangs verwechselt werden darf.<br />
In einer sich immer weiter entwickelnden Sprachgemeinschaft entsteht ein großes Bedürfnis nach der Bildung neuer Wörter. Dieses Bedürfnis entwickelt sich aus dem Drang des Menschen heraus, alles, was er kennenlernt, empfindet, erfindet, entwirft, ahnt und plant, auch zu benennen. Dementsprechend entstehen Kompositionen durch unterschiedliche Bildungsprozesse und werden durch unterschiedliche kommunikative und kognitive Prozesse gesteuert.<br />
<br />
<br />
= Bildungsprozesse der Komposition =<br />
<br />
Kompositionen können aus sprachstruktureller Notwendigkeit heraus entstehen, wenn ein Wort seine Transparenz verliert und im Zeichensystem der Sprache als isoliert angesehen wird, denn aus dem Drang heraus wird man motiviert den Ausdruck durch einen neuen Ausdruck zu ersetzten, der im Sprachbewusstsein verankert ist und erfassender erscheint. Dieses Phänomen fördert die Bildung neuer Wörter aus dem Sprachschatz der deutschen Sprache und hemmt gleichzeitig die Tendenz der Übernahme von Fremdwörtern (z.B. ''Lenz'' [=Frühlingszeit, Lebensjahr, Frühling] ist zu unmotiviert geworden und wurde zunehmend durch ''Früh''-ling ersetzt). <br />
<br />
Neben der sprachstrukturellen gibt es auch eine grammatische Notwendigkeit der Kompositionsbildung. Hier geht es darum die Mängel in der Grammatik (z.B. in Bezug auf das Fehlen einiger Pluralformen) zu beseitigen(z.B. Schnee und Schneemassen, Liebe und Liebschaften). <br />
<br />
Einer der wichtigsten Gründe für die Kompositionsbildung liegt in der Notwendigkeit der [[Syntax]]. Oft dient die Univerbindung zweier Morpheme zur Herstellung einer handlichen Kürzung für den Alltagsgebrauch. Eine Univerbindung schafft Klarheit und Genauigkeit durch die Verwendung eines weniger komplexen Wortes, statt einer umständlichen Erklärung. Dieser Prozess erspart weitschweifige Umschreibungen und schafft prägnante Verständigung. Nicht nur das Verlangen nach Kürzungen, sondern gerade die Entstehung einer Komposition aus dem Bedürfnis heraus, eine fixierte sprachliche Bezeichnung für ein weit umschriebenes Phänomen zu finden, sind von größter Bedeutung. Die Bildung von Kompositionen wird in der Syntax dazu genutzt, das im Text bereits Erwähnte aufzugreifen und Dopplungen zu vermeiden, welches zur Ausdrucksverbesserung führt.<br />
Die Komposition in der Syntax erlaubt den Wechsel der Wortart ([[Transposition]]) und damit auch einen vermehrten Einsatz von Grundmorphemen, abhängig von Situation und Kontext. <br />
<br />
Der Wunsch nach der Bildung von Kompositionen kann auch darauf beruhen, dass schon bereits Benanntes neu benannt werden muss, teils aus stilistischen Gründen in poetischen Texten, teils aber um die Modernisierung einer Sache (z.B. in der Technik) einzubeziehen, den sprachlichen Ausdruck zu modernisieren und den veralteten Ausdruck zu ersetzten. Oft wird dieses Bedürfnis geweckt, wenn der alte Ausdruck zu wenig anschaulich und nicht mehr ausdrucksstark erscheint, eine bestimmte Wertung oder Sichtweise enthält oder für abgenutzt erachtet wird. Dabei spricht man von einer ''objektiven Ausdrucksnotwendigkeit'', die mit der reinen Benennung einer Sache einhergeht. <br />
Bei der ''subjektiven Ausdrucksnotwendigkeit'' geht es nicht mehr um die Benennung allein, sondern um die beabsichtigte Wirkung auf den Hörer. Auf diese Weise werden Wortneubildungen nicht selten dazu verwendet, Meinungen zu beeinflussen, sich von anderen Standpunkten abzugrenzen, Verhalten zu steuern oder einen gewünschten Gegenstand zu beleuchten. Davon macht in erster Linie die Politik und die Werbebranche Gebrauch. <br />
<br />
In der deutschen Sprache dient die Komposition unter anderem auch der Bildung von Taxonomien zur Erweiterung der Sprache. Somit dient die Komposition vor allem der Bildung von Unterkategorien zu bereits bestehenden Kategorien (z.B. Wagen--> Sportwagen). Dieses Phänomen lässt sich ferner dadurch erklären, dass man einem Begriff nicht zu viele Bedeutungen zukommen lassen will, wodurch Unklarheiten vermieden werden sollen. Durch die Erweiterung eines Begriffes und durch die Ergänzung mit einem Morphem verliert der Begriff seine Mehrdeutigkeit, die Polysemie nimmt ab.<br />
<br />
= Regeln der Wortbildungsprozesse =<br />
<br />
Bei der Komposition, wie auch bei anderen Wortbildungsprozessen, folgt der Sprecher meist unbewusst und intuitiv einem „''internalisierten Regelsystem''“ (innerlich), welches jeder Sprecher aufgrund der erworbenen Sprachkompetenz besitzt. Jedem Sprecher steht ein Spielraum zur Verfügung, demnach hat er die Wahl, ob Zusammensetzungen oder Ableitungen verwendet werden sollen und er trifft auch die Entscheidung darüber, ob die Wortklasse beibehalten oder gewechselt werden soll. Außerdem kann der Sprecher verschiedene Affixe, die eine ähnliche Bedeutung tragen, an das Wort anhängen (z.B. Briefmarke an-/befeuchten). <br />
Bei den Wortbildungsprozessen können auch einige Einschränkungen vorliegen, wie bei der Affinität der [[Affix|Affixe]] zu bestimmten Morphemen und Einschränkungen im Bereich der Zusammensetzungen. Die Einschränkungen werden bei den Kopulativkomposita am deutlichsten, denn hier sind die beiden Komponenten parataktisch miteinander verbunden. Ein [[Kopulativkompositum]] muss also aus zwei gleichwertigen, wortfähigen Grundmorphemen der gleichen Wortklasse aufgebaut sein, wobei die beiden Komponenten auch durch die [[Konjunktion]] ''und'' miteinander verbunden werden können (z.B. süß-sauer). <br />
Bei den hypotaktisch verbundenen [[Determinativkompositum|Determinativkomposita]] gelten andere Regeln, da hier die beiden Komponenten nicht derselben Wortklasse angehören müssen. Die Reihenfolge der beiden Komponenten ist dabei streng festgelegt. Dementsprechend ist das Erstglied eines Determinativkompositums immer das Bestimmungswort und das Zweitglied bildet das Grundwort. Das Grundwort bestimmt in der Regel die Wortklasse und die grammatischen Eigenschaften des Kompositums.<br />
Bei Determinativkomposita mit einem Adjektiv als Erstglied ist auffällig, dass dem Zweitglied meist eine betonte Silbe voransteht, das Erstglied ist in diesem Fall also endbetont oder einsilbig (z.B. Elementár-schule, Ált-stadt).<br />
<br />
= Quellen =<br />
<br />
* Pörings, Ralf; Schmitz, Ulrich(2002): Sprache und Sprachwissenschaft. Eine kognitiv orientierte Einführung. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Tübingen: Narr Verlag.<br />
<br />
* Erben, Johannes(1993): Einführung in die deutsche Wortbildungslehre. 3., neubearbeitete Auflage. Berlin: Schmidt Verlag.</div>O.Arnoldhttp://glottopedia.org/index.php?title=Kompositum&diff=13148Kompositum2013-03-26T07:45:07Z<p>O.Arnold: </p>
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= Kompositum (de) =<br />
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== Klassifikation ==<br />
<br />
<br />
Komposita sind Wortzusammensetzungen freier [[Morphem|Morpheme]], die durch den Prozess der Komposition gebildet werden und den am häufigsten vorkommenden Worttyp in der deutschen Wortbildung darstellen. <br />
Meist sind Komposita binär gegliedert und bestehen aus zwei im Zusammenhang miteinander stehenden Konstituenten oder aus einem [[Konfix]] (häufig aus dem Eurolateinischen oder dem Englischen entlehnte Einheiten) und aus einer von ihm geforderten Konstituente.<br />
Die beiden Konstituenten werden in Erst- und Zweitglied unterteilt, wobei die beiden Glieder des Kompositums entweder einander gleich gestellt sein ([[Koordination]]) oder einander über- oder untergeordnet sein ([[Subordination]]) können.<br />
Bei einem Kompositum unterscheidet man außerdem zwischen dem Kopf und dem Kern einer [[Komposition]]. Das Zweitglied bildet in der Regel den Kopf und bestimmt somit die Wortart, das [[Genus]] und die Flexionsklasse der Komposition. <br />
<br />
In den meisten Fällen werden Komposita zusammengeschrieben, bis auf einige Ausnahmen, wie z. B. bei einzelnen [[Derivation|Entlehnungen]] aus dem Englischen, die auch in Getrenntschreibung zulässig sind (z.B. Soft Drink). <br />
<br />
<br />
=== Schreibweise mit Bindestrich ===<br />
<br />
<br />
Bei mehrgliedrigen Eigennamen (z.B. Wilhelm-Hittorf-Gymnasium), Initialwörtern, bei denen ein Übergang zwischen Buchstabenwörtern und gebräuchlicher Schreibweise stattfindet (z.B. BMW-Fahrer) und bei Komposita mit Ziffern (z.B. Fünf-Sekunden-Intervalle) wird stets der Bindestrich verwendet. Bei der Bildung von polymorphemischen Komposita mit mehr als vier Morphemen wird der Bindestrich auch eingesetzt und dient hier als Segmentierungshilfe. Gebräuchlich ist dieser auch bei Kopulativkomposita, wobei hier die beiden Konstituenten auch durch eine Konjunktion ''und'' verbunden werden können, da diese gleichwertig sind. Der Bindestrich wird auch bei Kompositionen aus einem entlehnten Fremdwort und einem deutschen Wort eingesetzt, um eine Abgrenzung zu schaffen(z.B. Dessert-Rezept). Und schließlich erscheint dieser auch bei Komposita, die einen Markennamen als Erstglied enthalten (z.B. Tempo-Taschentuch).[http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/volltexte/2005/1484/pdf/Kotulkova.pdf.] <br />
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=== Polymorphemisches Kompositum ===<br />
<br />
<br />
Eine junge Erscheinung in der deutschen Sprache ist das polymorphemische Kompositum (welches bei Grimm nicht beschrieben wurde), das aus vier oder mehr Morphemen besteht. Am häufigsten sind Bildungen aus einem Adjektiv- oder Verbstamm mit einem substantivischen Endglied (z.B. Autobahnraststätte). Anders als zwei- oder dreimorphemische Substantivkomposita weisen die polymorphemischen Komposita einige Besonderheiten auf, so z. B. die häufige Verwendung des Bindestrichs (siehe Schreibweise mit Bindestrich), sowie die Tendenz zur Verwendung von Kürzungen (z.B. Bundesausbildungsförderungsgesetz oder BAföG). <br />
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== Erstglieder ==<br />
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=== Substantiv als Erstglied ===<br />
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Die Zusammensetzung zweier Substantive ist besonders häufig vertreten. <br />
Meist wird der vom Erstglied bezeichnete Gegenstand, von dem Wesen/Objekt oder der Institution, die von dem Zweitglied bezeichnet wird, regiert. Das Erstglied kann entweder in der reinen Stammform (Tag-falter), aber auch durch Flexionselemente markiert auftreten (Tag''-es-''licht). Als [[Fugenelement|Fugenelemente]] dienen hier ''-e-'', ''-(e)n-'', ''-er-'', ''-(e)s-'' und ''-ens-''. Das Verhältnis zwischen Bezugs- und Grundwort wird manchmal nicht eindeutig gekennzeichnet und setzt voraus, dass der Hörer einige Kenntnisse in Bezug auf diese mit sich bringt. <br />
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=== Adjektiv als Erstglied ===<br />
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Die Bildung von Kompositionen mit einem adjektivischen Erstglied ist in der deutschen Sprache weniger vertreten, da adjektivische und substantivische Erstglieder formal identisch sind und sich erst durch Paraphrasen unterscheiden lassen. Insofern lässt sich die Seltenheit der Kompositionen mit einem adjektivischen Erstglied dadurch begründen, dass sobald es sich um Adjektive mit einem indigenem Derivatsufix (''-bar'', ''-ig'', ''-ich'', ''-lich'') handelt, diese durch eine substantivische Basis in einem Kompositum ersetzt werden (z.B. mensch''lich''es Herz = Menschenherz). <br />
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=== Verbstamm als Erstglied ===<br />
<br />
Ein Verb als Erstglied steht immer ohne die Endung ''-en'' des Infinitivs in einem Kompositum, also in der einfachen Stammform. Nicht selten wird das Fugenelement ''-e-'' zwischen die beiden Konstituenten gesetzt, früher aufgrund der schwachen Verben, heute auch aus lautlich-rhythmischen Gründen( z.B. Lesezirkel). <br />
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=== Pronomen als Erstglied ===<br />
<br />
Die Bildung von Komposita mit Pronomen als Erstglied im substantivischen Kompositum setzt voraus, dass die Komposition insgesamt als ein Substantiv anzusehen ist. Diese ist eher selten und betrifft nur vereinzelte Pronomen.<br />
Zu den verwendeten Personalpronomina zählen ''ich'' und ''wir'' (z.B. Ich-Erzählung, Wir-Bewusstsein). Des Weiteren sind Fragepronomina sehr geläufig (z.B. Werfall).<br />
Komposita mit Possessivpronomen ''mein'' und ''dein'' werden zwar verwendet, sind aber nur im Textzusammenhang verständlich (z.B. Mein-Tag). <br />
Demonstrativpronomen und Indefinitpronomen als Erstglied einer Komposition treten in der deutschen Sprache nicht auf.<br />
Die Seltene Verwendung von Pronomen als Erstglied wird auf ihre situationsbestimmte Funktionsweise zurückgeführt. <br />
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=== Numerale als Erstglied ===<br />
<br />
Als Numerale im Kompositum erscheinen Zahlen unter ''zehn'', wobei sich die Zahl im Erstglied nicht konkret auf das Zweitglied bezieht (z.B. bedeutet Zweikampf nicht, dass es sich um zwei Kämpfe handelt, sondern dass zwei Gegner gegeneinander antreten). Zudem werden Numeralien als Ordnungszahlen (z.B. Zweitwagen) oder als Wiederholungswörter (z.B. Dreifachsieg) verwendet. Die Zahl ''Null'' bekommt hier eine Sonderstellung, da sie entweder eine Negation ausdrückt, oder sich konkret auf den Wert ‚Null‘ bezieht. <br />
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=== Konfix als Erstglied ===<br />
<br />
Als Konfixe werden vorwiegend Morpheme aus dem Lateinischen oder Griechischen, die über das Englische ins Deutsche übernommen wurden (''mikro-'', ''makro-'', ''pseudo-''), verwendet. Einige Elemente aus dem Englischen, die in der deutschen Sprache nicht frei beweglich sind, werden aber auch als Erstglied im Kompositum eingesetzt (z.B. Allroundtalent). <br />
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== Herkömmliche Typisierung ==<br />
<br />
=== Determinativkomposita ===<br />
<br />
Determinativkomposita stellen den häufigsten Typ der Komposition dar. Diese werden durch den Prozess der Subordination gebildet. Determinativkomposita sind hypotaktisch verbunden, was so viel heißt, wie: Die erste Konstituente - Substantiv, Adjektiv oder verbales Morphem - ist der zweiten - Adjektiv oder Substantiv- untergeordnet, wobei die zweite Konstituente die grammatische Funktion des Kompositums festlegt (Wortart und Flexion). Also bildet die zweite Komponente den Oberbegriff (Hyperonym) in Bezug auf die Erste, d.h. '''A+B = B'''.<br />
„Bei Komposita heißt die determinierte, übergeordnete Zweiteinheit Grundwort oder Determinatum; diedeterminierende, untergeordnete Ersteinheit heißt Bestimmungswort oder Determinans.“ [Donalies, Elke(2005): Die Wortbildung des Deutschen. Ein Überblick. Zweite, überarbeitete Auflage. Tübingen: Gunter Natt Verlag, S.57.] <br />
Gehören die beiden Konstituenten verschiedenen Wortklassen an, so kann die Subordination leicht erfasst werden. Handelt es sich um Konstituenten einer gleichen Wortklasse, so kann die Subordination durch eine Umstellprobe sichtbar gemacht werden.<br />
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==== Exozentrische Determinativkomposita ====<br />
<br />
Exozentrische Determinativkomposita sind Komposita, die zur Bezeichnung von Personen, Pflanzen oder Tieren verwendet werden (z.B. Schwarzdorn, Rotkehlchen). Hier gilt nicht die oben genannte Regel: '''A + B = B''', sondern '''A+B''' bezeichnen hier etwas, das außerhalb von B liegt und alleine durch die zweite Konstituente nicht erfassbar ist.<br />
Exozentrische Determinativkomposita werden auch Possessivkomposita genannt und oft als eine eigene Gruppe neben Determinativkomposita und Kopulativkomposita beschrieben. <br />
<br />
=== Kopulativkomposita === <br />
<br />
Anders als bei dem Determinativkompositum gehören beide Konstituenten des Kopulativkompositums ein und derselben Wortart und Bezeichnungsklasse an. Das Verhältnis zwischen den Konstituenten ist also anders als bei Determinativkomposita parataktisch. Das Zweitglied eines Kopulativkompositums bestimmt nicht das Erstglied, die beiden Glieder der Komposition sind gleichwertig und können als ein gleichberechtigtes Nebeneinander betrachtet werden. <br />
<br />
Man unterscheidet folgende Arten der Kopulativkomposita<br />
<br />
Exozentrische Kopulativkomposita sind Komposita, bei denen weder das Erst- noch das Zweitglied das ganze Kompositum erfassen kann (z.B. Strumpfhose). <br />
Endozentrische oder konjunktive Kopulativkomposita bezeichnen Wortzusammensetzungen aus zwei oder mehreren gleichwertigen Morphemen einer Wortart, wobei die Bezeichnungen nicht synonymisch sondern eher antonymisch verwendet werden, da es darum geht die Verbindung unterschiedlicher Charakterzüge einer Erscheinungsform oder Wesensform zu benennen (So ist z.B. ein Sänger-Darsteller zugleich ein Sänger und ein Schauspieler, oder eine süß-sauer Soße sowohl süß als auch sauer.). <br />
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=== Possessivkomposita ===<br />
<br />
Possessivkomposita können als Erstglied ein Verb, ein Substantiv oder auch ein Adjektiv besitzen. Meist verläuft die Bezeichnung nicht endozentrisch, sondern exozentrisch, was bedeutet, dass die nähere Spezifizierung außerhalb der Konstruktion liegt. Wichtig ist dabei, dass es meist um die Bezeichnungsklasse „Körperteil“ geht und das Kompositum dazu verwendet wird die Eigenschaft oder die Größe dieses Körperteils hervorzuheben (z.B. Schlaukopf, Hasenfuß). <br />
<br />
=== Rektionskomposita ===<br />
<br />
„Rektionskomposita sind meist aus Verben abgeleitete Nomina. Sie ‚nehmen ihr Objekt mit‘; man nennt das ‚Argumentvererbung‘: ''Auto fahren – Autofahrer''.“[Vater, Heinz(2002): Einführung in die Sprachwissenschaft. 4., vollständige, überarbeitete Auflage. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag, S.80.] Rektionskomposita gehören zu der Gruppe der endozentrischen Komposita. Die Beziehung zwischen Kopf und Kern ist relativ eindeutig festgelegt: Der Kopf bezeichnet eine Handlung und der Kern das entsprechende Objekt. <br />
<br />
= Typenbildung nach Grimm =<br />
<br />
Die Typisierung der Komposita bei Grimm erfolgt vor allem durch die Betrachtungsweise des Erst-Glieds.<br />
<br />
=== Eigentliche/echte Komposita ===<br />
<br />
Bei den eigentlichen Komposita wird das Erstglied nicht flektiert und auch kein Fugenelement verwendet, sodass das Erstglied aus einem einfachen nominalen Stamm besteht. <br />
<br />
=== Uneigentliche/ Kasuskomposita ===<br />
<br />
Die uneigentlichen Komposita sind Komposita bei denen das Erstglied eine Genitivform und auch Endung aufweist. Hier wird ein Genitivattribut einem Substantiv vorangestellt.<br />
<br />
<br />
==Links==<br />
<br />
* http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/volltexte/2005/1484/pdf/Kotulkova.pdf.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
* Fleischer, Wolfgang; Barz, Irmhild (2012):Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4., völlig neu bearbeitete Auflage. Berlin: de Gruyter Verlag.<br />
<br />
* Erben, Johannes (1993): Einführung in die deutsche Wortbildungslehre. 3., neubearbeitete Auflage. Berlin: Schmidt Verlag.<br />
<br />
* Donalies, Elke (2005): Die Wortbildung des Deutschen. Ein Überblick. Zweite, überarbeitete Auflage. Tübingen: Gunter Natt Verlag.<br />
<br />
* Klos, Verena (2011): Komposition und Kompositionalität: Möglichkeiten und Grenzen der semantischen Dekodierung von Substantivkomposita. Göttingen: de Grayter ( =Germanistische Linguistik).<br />
<br />
* Vater, Heinz (2002): Einführung in die Sprachwissenschaft. 4., vollständige, überarbeitete Auflage. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.<br />
<br />
* Alber, Birgit (2004): Einführung in die Morphologie des Deutschen. Editrice UNI Service.<br />
<br />
* Nübling, Damalis et al. (2004): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. Tübingen: Gunter Narr Verlag.</div>O.Arnoldhttp://glottopedia.org/index.php?title=Komposition&diff=13146Komposition2013-03-25T11:07:19Z<p>O.Arnold: Created page with "= Komposition (de) = Neben der Derivation (Ableitung) gehört die Komposition (Wortzusammensetzung) zu den wichtigsten Wortbildungsprozessen der deutschen Sprache. Als K..."</p>
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<div>= Komposition (de) =<br />
<br />
Neben der [[Derivation]] (Ableitung) gehört die Komposition (Wortzusammensetzung) zu den wichtigsten Wortbildungsprozessen der deutschen Sprache. <br />
Als Komposition bezeichnet man den Vorgang der Wortbildung, bei dem aus mindestens zwei freien [[Morphem|Morphemen]] ein neues Wort gebildet wird. Bei diesem Prozess werden oft [[Fugenelement|Fugenelemente]] verwendet, die auf die [[Flexion|Flexionsendung]] zurückgeführt werden können, deren ursprüngliche Funktion und Bedeutung aber verlorengegangen ist. Die Komposition ist ein Prozess, welcher nicht mit dem Ergebnis ([[Kompositum]]) dieses Vorgangs verwechselt werden darf.<br />
In einer sich immer weiter entwickelnden Sprachgemeinschaft entsteht ein großes Bedürfnis nach der Bildung neuer Wörter. Dieses Bedürfnis entwickelt sich aus dem Drang des Menschen heraus, alles, was er kennenlernt, empfindet, erfindet, entwirft, ahnt und plant, auch zu benennen. Dementsprechend entstehen Kompositionen durch unterschiedliche Bildungsprozesse und werden durch unterschiedliche kommunikative und kognitive Prozesse gesteuert.<br />
<br />
<br />
= Bildungsprozesse der Komposition =<br />
<br />
Kompositionen können aus sprachstruktureller Notwendigkeit heraus entstehen, wenn ein Wort seine Transparenz verliert und im Zeichensystem der Sprache als isoliert angesehen wird, denn aus dem Drang heraus wird man motiviert den Ausdruck durch einen neuen Ausdruck zu ersetzten, der im Sprachbewusstsein verankert ist und erfassender erscheint. Dieses Phänomen fördert die Bildung neuer Wörter aus dem Sprachschatz der deutschen Sprache und hemmt gleichzeitig die Tendenz der Übernahme von Fremdwörtern (z.B. ''Lenz'' [=Frühlingszeit, Lebensjahr, Frühling] ist zu unmotiviert geworden und wurde zunehmend durch ''Früh''-ling ersetzt). <br />
<br />
Neben der sprachstrukturellen gibt es auch eine grammatische Notwendigkeit der Kompositionsbildung. Hier geht es darum die Mängel in der Grammatik (z.B. in Bezug auf das Fehlen einiger Pluralformen) zu beseitigen(z.B. Schnee und Schneemassen, Liebe und Liebschaften). <br />
<br />
Einer der wichtigsten Gründe für die Kompositionsbildung liegt in der Notwendigkeit der [[Syntax]]. Oft dient die Univerbindung zweier Morpheme zur Herstellung einer handlichen Kürzung für den Alltagsgebrauch. Eine Univerbindung schafft Klarheit und Genauigkeit durch die Verwendung eines weniger komplexen Wortes, statt einer umständlichen Erklärung. Dieser Prozess erspart weitschweifige Umschreibungen und schafft prägnante Verständigung. Nicht nur das Verlangen nach Kürzungen, sondern gerade die Entstehung einer Komposition aus dem Bedürfnis heraus, eine fixierte sprachliche Bezeichnung für ein weit umschriebenes Phänomen zu finden, sind von größter Bedeutung. Die Bildung von Kompositionen wird in der Syntax dazu genutzt, das im Text bereits Erwähnte aufzugreifen und Dopplungen zu vermeiden, welches zur Ausdrucksverbesserung führt.<br />
Die Komposition in der Syntax erlaubt den Wechsel der Wortart ([[Transposition]]) und damit auch einen vermehrten Einsatz von Grundmorphemen, abhängig von Situation und Kontext. <br />
<br />
Der Wunsch nach der Bildung von Kompositionen kann auch darauf beruhen, dass schon bereits Benanntes neu benannt werden muss, teils aus stilistischen Gründen in poetischen Texten, teils aber um die Modernisierung einer Sache (z.B. in der Technik) einzubeziehen, den sprachlichen Ausdruck zu modernisieren und den veralteten Ausdruck zu ersetzten. Oft wird dieses Bedürfnis geweckt, wenn der alte Ausdruck zu wenig anschaulich und nicht mehr ausdrucksstark erscheint, eine bestimmte Wertung oder Sichtweise enthält oder für abgenutzt erachtet wird. Dabei spricht man von einer ''objektiven Ausdrucksnotwendigkeit'', die mit der reinen Benennung einer Sache einhergeht. <br />
Bei der ''subjektiven Ausdrucksnotwendigkeit'' geht es nicht mehr um die Benennung allein, sondern um die beabsichtigte Wirkung auf den Hörer. Auf diese Weise werden Wortneubildungen nicht selten dazu verwendet, Meinungen zu beeinflussen, sich von anderen Standpunkten abzugrenzen, Verhalten zu steuern oder einen gewünschten Gegenstand zu beleuchten. Davon macht in erster Linie die Politik und die Werbebranche Gebrauch. <br />
<br />
In der deutschen Sprache dient die Komposition unter anderem auch der Bildung von Taxonomien zur Erweiterung der Sprache. Somit dient die Komposition vor allem der Bildung von Unterkategorien zu bereits bestehenden Kategorien (z.B. Wagen--> Sportwagen). Dieses Phänomen lässt sich ferner dadurch erklären, dass man einem Begriff nicht zu viele Bedeutungen zukommen lassen will, wodurch Unklarheiten vermieden werden sollen. Durch die Erweiterung eines Begriffes und durch die Ergänzung mit einem Morphem verliert der Begriff seine Mehrdeutigkeit, die Polysemie nimmt ab.<br />
<br />
= Regeln der Wortbildungsprozesse =<br />
<br />
Bei der Komposition, wie auch bei anderen Wortbildungsprozessen, folgt der Sprecher meist unbewusst und intuitiv einem „''internalisierten Regelsystem''“ (innerlich), welches jeder Sprecher aufgrund der erworbenen Sprachkompetenz besitzt. Jedem Sprecher steht ein Spielraum zur Verfügung, demnach hat er die Wahl, ob Zusammensetzungen oder Ableitungen verwendet werden sollen und er trifft auch die Entscheidung darüber, ob die Wortklasse beibehalten oder gewechselt werden soll. Außerdem kann der Sprecher verschiedene Affixe, die eine ähnliche Bedeutung tragen, an das Wort anhängen (z.B. Briefmarke an-/befeuchten). <br />
Bei den Wortbildungsprozessen können auch einige Einschränkungen vorliegen, wie bei der Affinität der [[Affix|Affixe]] zu bestimmten Morphemen und Einschränkungen im Bereich der Zusammensetzungen. Die Einschränkungen werden bei den Kopulativkomposita am deutlichsten, denn hier sind die beiden Komponenten parataktisch miteinander verbunden. Ein [[Kopulativkompositum]] muss also aus zwei gleichwertigen, wortfähigen Grundmorphemen der gleichen Wortklasse aufgebaut sein, wobei die beiden Komponenten auch durch die [[Konjunktion]] ''und'' miteinander verbunden werden können (z.B. süß-sauer). <br />
Bei den hypotaktisch verbundenen [[Determinativkompositum|Determinativkomposita]] gelten andere Regeln, da hier die beiden Komponenten nicht derselben Wortklasse angehören müssen. Die Reihenfolge der beiden Komponenten ist dabei streng festgelegt. Dementsprechend ist das Erstglied eines Determinativkompositums immer das Bestimmungswort und das Zweitglied bildet das Grundwort. Das Grundwort bestimmt in der Regel die Wortklasse und die grammatischen Eigenschaften des Kompositums.<br />
Bei Determinativkomposita mit einem Adjektiv als Erstglied ist auffällig, dass dem Zweitglied meist eine betonte Silbe voransteht, das Erstglied ist in diesem Fall also endbetont oder einsilbig (z.B. Elementár-schule, Ált-stadt).<br />
<br />
= Quellen =<br />
<br />
Pörings, Ralf; Schmitz, Ulrich(2002): Sprache und Sprachwissenschaft. Eine kognitiv orientierte Einführung. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Tübingen: Narr Verlag.<br />
<br />
Erben, Johannes(1993): Einführung in die deutsche Wortbildungslehre. 3., neubearbeitete Auflage. Berlin: Schmidt Verlag.</div>O.Arnoldhttp://glottopedia.org/index.php?title=Kompositum&diff=13145Kompositum2013-03-25T10:52:06Z<p>O.Arnold: Created page with " = Kompositum = == Klassifikation == Komposita sind Wortzusammensetzungen freier Morpheme, die durch den Prozess der Komposition gebildet werden und den am..."</p>
<hr />
<div><br />
= Kompositum =<br />
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<br />
== Klassifikation ==<br />
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<br />
Komposita sind Wortzusammensetzungen freier [[Morphem|Morpheme]], die durch den Prozess der Komposition gebildet werden und den am häufigsten vorkommenden Worttyp in der deutschen Wortbildung darstellen. <br />
Meist sind Komposita binär gegliedert und bestehen aus zwei im Zusammenhang miteinander stehenden Konstituenten oder aus einem [[Konfix]] (häufig aus dem Eurolateinischen oder dem Englischen entlehnte Einheiten) und aus einer von ihm geforderten Konstituente.<br />
Die beiden Konstituenten werden in Erst- und Zweitglied unterteilt, wobei die beiden Glieder des Kompositums entweder einander gleich gestellt sein ([[Koordination]]) oder einander über- oder untergeordnet sein ([[Subordination]]) können.<br />
Bei einem Kompositum unterscheidet man außerdem zwischen dem Kopf und dem Kern einer [[Komposition]]. Das Zweitglied bildet in der Regel den Kopf und bestimmt somit die Wortart, das [[Genus]] und die Flexionsklasse der Komposition. <br />
<br />
In den meisten Fällen werden Komposita zusammengeschrieben, bis auf einige Ausnahmen, wie z. B. bei einzelnen [[Derivation|Entlehnungen]] aus dem Englischen, die auch in Getrenntschreibung zulässig sind (z.B. Soft Drink). <br />
<br />
<br />
=== Schreibweise mit Bindestrich ===<br />
<br />
<br />
Bei mehrgliedrigen Eigennamen (z.B. Wilhelm-Hittorf-Gymnasium), Initialwörtern, bei denen ein Übergang zwischen Buchstabenwörtern und gebräuchlicher Schreibweise stattfindet (z.B. BMW-Fahrer) und bei Komposita mit Ziffern (z.B. Fünf-Sekunden-Intervalle) wird stets der Bindestrich verwendet. Bei der Bildung von polymorphemischen Komposita mit mehr als vier Morphemen wird der Bindestrich auch eingesetzt und dient hier als Segmentierungshilfe. Gebräuchlich ist dieser auch bei Kopulativkomposita, wobei hier die beiden Konstituenten auch durch eine Konjunktion ''und'' verbunden werden können, da diese gleichwertig sind. Der Bindestrich wird auch bei Kompositionen aus einem entlehnten Fremdwort und einem deutschen Wort eingesetzt, um eine Abgrenzung zu schaffen(z.B. Dessert-Rezept). Und schließlich erscheint dieser auch bei Komposita, die einen Markennamen als Erstglied enthalten (z.B. Tempo-Taschentuch).[http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/volltexte/2005/1484/pdf/Kotulkova.pdf.] <br />
<br />
<br />
=== Polymorphemisches Kompositum ===<br />
<br />
<br />
Eine junge Erscheinung in der deutschen Sprache ist das polymorphemische Kompositum (welches bei Grimm nicht beschrieben wurde), das aus vier oder mehr Morphemen besteht. Am häufigsten sind Bildungen aus einem Adjektiv- oder Verbstamm mit einem substantivischen Endglied (z.B. Autobahnraststätte). Anders als zwei- oder dreimorphemische Substantivkomposita weisen die polymorphemischen Komposita einige Besonderheiten auf, so z. B. die häufige Verwendung des Bindestrichs (siehe Schreibweise mit Bindestrich), sowie die Tendenz zur Verwendung von Kürzungen (z.B. Bundesausbildungsförderungsgesetz oder BAföG). <br />
<br />
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== Erstglieder ==<br />
<br />
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<br />
=== Substantiv als Erstglied ===<br />
<br />
<br />
Die Zusammensetzung zweier Substantive ist besonders häufig vertreten. <br />
Meist wird der vom Erstglied bezeichnete Gegenstand, von dem Wesen/Objekt oder der Institution, die von dem Zweitglied bezeichnet wird, regiert. Das Erstglied kann entweder in der reinen Stammform (Tag-falter), aber auch durch Flexionselemente markiert auftreten (Tag''-es-''licht). Als [[Fugenelement|Fugenelemente]] dienen hier ''-e-'', ''-(e)n-'', ''-er-'', ''-(e)s-'' und ''-ens-''. Das Verhältnis zwischen Bezugs- und Grundwort wird manchmal nicht eindeutig gekennzeichnet und setzt voraus, dass der Hörer einige Kenntnisse in Bezug auf diese mit sich bringt. <br />
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=== Adjektiv als Erstglied ===<br />
<br />
<br />
Die Bildung von Kompositionen mit einem adjektivischen Erstglied ist in der deutschen Sprache weniger vertreten, da adjektivische und substantivische Erstglieder formal identisch sind und sich erst durch Paraphrasen unterscheiden lassen. Insofern lässt sich die Seltenheit der Kompositionen mit einem adjektivischen Erstglied dadurch begründen, dass sobald es sich um Adjektive mit einem indigenem Derivatsufix (''-bar'', ''-ig'', ''-ich'', ''-lich'') handelt, diese durch eine substantivische Basis in einem Kompositum ersetzt werden (z.B. mensch''lich''es Herz = Menschenherz). <br />
<br />
=== Verbstamm als Erstglied ===<br />
<br />
Ein Verb als Erstglied steht immer ohne die Endung ''-en'' des Infinitivs in einem Kompositum, also in der einfachen Stammform. Nicht selten wird das Fugenelement ''-e-'' zwischen die beiden Konstituenten gesetzt, früher aufgrund der schwachen Verben, heute auch aus lautlich-rhythmischen Gründen( z.B. Lesezirkel). <br />
<br />
<br />
=== Pronomen als Erstglied ===<br />
<br />
Die Bildung von Komposita mit Pronomen als Erstglied im substantivischen Kompositum setzt voraus, dass die Komposition insgesamt als ein Substantiv anzusehen ist. Diese ist eher selten und betrifft nur vereinzelte Pronomen.<br />
Zu den verwendeten Personalpronomina zählen ''ich'' und ''wir'' (z.B. Ich-Erzählung, Wir-Bewusstsein). Des Weiteren sind Fragepronomina sehr geläufig (z.B. Werfall).<br />
Komposita mit Possessivpronomen ''mein'' und ''dein'' werden zwar verwendet, sind aber nur im Textzusammenhang verständlich (z.B. Mein-Tag). <br />
Demonstrativpronomen und Indefinitpronomen als Erstglied einer Komposition treten in der deutschen Sprache nicht auf.<br />
Die Seltene Verwendung von Pronomen als Erstglied wird auf ihre situationsbestimmte Funktionsweise zurückgeführt. <br />
<br />
<br />
=== Numerale als Erstglied ===<br />
<br />
Als Numerale im Kompositum erscheinen Zahlen unter ''zehn'', wobei sich die Zahl im Erstglied nicht konkret auf das Zweitglied bezieht (z.B. bedeutet Zweikampf nicht, dass es sich um zwei Kämpfe handelt, sondern dass zwei Gegner gegeneinander antreten). Zudem werden Numeralien als Ordnungszahlen (z.B. Zweitwagen) oder als Wiederholungswörter (z.B. Dreifachsieg) verwendet. Die Zahl ''Null'' bekommt hier eine Sonderstellung, da sie entweder eine Negation ausdrückt, oder sich konkret auf den Wert ‚Null‘ bezieht. <br />
<br />
=== Konfix als Erstglied ===<br />
<br />
Als Konfixe werden vorwiegend Morpheme aus dem Lateinischen oder Griechischen, die über das Englische ins Deutsche übernommen wurden (''mikro-'', ''makro-'', ''pseudo-''), verwendet. Einige Elemente aus dem Englischen, die in der deutschen Sprache nicht frei beweglich sind, werden aber auch als Erstglied im Kompositum eingesetzt (z.B. Allroundtalent). <br />
<br />
<br />
== Herkömmliche Typisierung ==<br />
<br />
=== Determinativkomposita ===<br />
<br />
Determinativkomposita stellen den häufigsten Typ der Komposition dar. Diese werden durch den Prozess der Subordination gebildet. Determinativkomposita sind hypotaktisch verbunden, was so viel heißt, wie: Die erste Konstituente - Substantiv, Adjektiv oder verbales Morphem - ist der zweiten - Adjektiv oder Substantiv- untergeordnet, wobei die zweite Konstituente die grammatische Funktion des Kompositums festlegt (Wortart und Flexion). Also bildet die zweite Komponente den Oberbegriff (Hyperonym) in Bezug auf die Erste, d.h. '''A+B = B'''.<br />
„Bei Komposita heißt die determinierte, übergeordnete Zweiteinheit Grundwort oder Determinatum; diedeterminierende, untergeordnete Ersteinheit heißt Bestimmungswort oder Determinans.“ [Donalies, Elke(2005): Die Wortbildung des Deutschen. Ein Überblick. Zweite, überarbeitete Auflage. Tübingen: Gunter Natt Verlag, S.57.] <br />
Gehören die beiden Konstituenten verschiedenen Wortklassen an, so kann die Subordination leicht erfasst werden. Handelt es sich um Konstituenten einer gleichen Wortklasse, so kann die Subordination durch eine Umstellprobe sichtbar gemacht werden.<br />
<br />
==== Exozentrische Determinativkomposita ====<br />
<br />
Exozentrische Determinativkomposita sind Komposita, die zur Bezeichnung von Personen, Pflanzen oder Tieren verwendet werden (z.B. Schwarzdorn, Rotkehlchen). Hier gilt nicht die oben genannte Regel: '''A + B = B''', sondern '''A+B''' bezeichnen hier etwas, das außerhalb von B liegt und alleine durch die zweite Konstituente nicht erfassbar ist.<br />
Exozentrische Determinativkomposita werden auch Possessivkomposita genannt und oft als eine eigene Gruppe neben Determinativkomposita und Kopulativkomposita beschrieben. <br />
<br />
=== Kopulativkomposita === <br />
<br />
Anders als bei dem Determinativkompositum gehören beide Konstituenten des Kopulativkompositums ein und derselben Wortart und Bezeichnungsklasse an. Das Verhältnis zwischen den Konstituenten ist also anders als bei Determinativkomposita parataktisch. Das Zweitglied eines Kopulativkompositums bestimmt nicht das Erstglied, die beiden Glieder der Komposition sind gleichwertig und können als ein gleichberechtigtes Nebeneinander betrachtet werden. <br />
<br />
Man unterscheidet folgende Arten der Kopulativkomposita<br />
<br />
Exozentrische Kopulativkomposita sind Komposita, bei denen weder das Erst- noch das Zweitglied das ganze Kompositum erfassen kann (z.B. Strumpfhose). <br />
Endozentrische oder konjunktive Kopulativkomposita bezeichnen Wortzusammensetzungen aus zwei oder mehreren gleichwertigen Morphemen einer Wortart, wobei die Bezeichnungen nicht synonymisch sondern eher antonymisch verwendet werden, da es darum geht die Verbindung unterschiedlicher Charakterzüge einer Erscheinungsform oder Wesensform zu benennen (So ist z.B. ein Sänger-Darsteller zugleich ein Sänger und ein Schauspieler, oder eine süß-sauer Soße sowohl süß als auch sauer.). <br />
<br />
=== Possessivkomposita ===<br />
<br />
Possessivkomposita können als Erstglied ein Verb, ein Substantiv oder auch ein Adjektiv besitzen. Meist verläuft die Bezeichnung nicht endozentrisch, sondern exozentrisch, was bedeutet, dass die nähere Spezifizierung außerhalb der Konstruktion liegt. Wichtig ist dabei, dass es meist um die Bezeichnungsklasse „Körperteil“ geht und das Kompositum dazu verwendet wird die Eigenschaft oder die Größe dieses Körperteils hervorzuheben (z.B. Schlaukopf, Hasenfuß). <br />
<br />
=== Rektionskomposita ===<br />
<br />
„Rektionskomposita sind meist aus Verben abgeleitete Nomina. Sie ‚nehmen ihr Objekt mit‘; man nennt das ‚Argumentvererbung‘: ''Auto fahren – Autofahrer''.“[Vater, Heinz(2002): Einführung in die Sprachwissenschaft. 4., vollständige, überarbeitete Auflage. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag, S.80.] Rektionskomposita gehören zu der Gruppe der endozentrischen Komposita. Die Beziehung zwischen Kopf und Kern ist relativ eindeutig festgelegt: Der Kopf bezeichnet eine Handlung und der Kern das entsprechende Objekt. <br />
<br />
= Typenbildung nach Grimm =<br />
<br />
Die Typisierung der Komposita bei Grimm erfolgt vor allem durch die Betrachtungsweise des Erst-Glieds.<br />
<br />
=== Eigentliche/echte Komposita ===<br />
<br />
Bei den eigentlichen Komposita wird das Erstglied nicht flektiert und auch kein Fugenelement verwendet, sodass das Erstglied aus einem einfachen nominalen Stamm besteht. <br />
<br />
=== Uneigentliche/ Kasuskomposita ===<br />
<br />
Die uneigentlichen Komposita sind Komposita bei denen das Erstglied eine Genitivform und auch Endung aufweist. Hier wird ein Genitivattribut einem Substantiv vorangestellt.<br />
<br />
<br />
==Links==<br />
<br />
http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/volltexte/2005/1484/pdf/Kotulkova.pdf.<br />
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==Quellen==<br />
<br />
Fleischer, Wolfgang; Barz, Irmhild (2012):Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4., völlig neu bearbeitete Auflage. Berlin: de Gruyter Verlag.<br />
<br />
Erben, Johannes (1993): Einführung in die deutsche Wortbildungslehre. 3., neubearbeitete Auflage. Berlin: Schmidt Verlag.<br />
<br />
Donalies, Elke (2005): Die Wortbildung des Deutschen. Ein Überblick. Zweite, überarbeitete Auflage. Tübingen: Gunter Natt Verlag.<br />
<br />
Klos, Verena (2011): Komposition und Kompositionalität: Möglichkeiten und Grenzen der semantischen Dekodierung von Substantivkomposita. Göttingen: de Grayter ( =Germanistische Linguistik).<br />
<br />
Vater, Heinz (2002): Einführung in die Sprachwissenschaft. 4., vollständige, überarbeitete Auflage. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.<br />
<br />
Alber, Birgit (2004): Einführung in die Morphologie des Deutschen. Editrice UNI Service.<br />
<br />
Nübling, Damalis et al. (2004): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. Tübingen: Gunter Narr Verlag.</div>O.Arnold